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Post by Admin on Sept 7, 2016 18:49:35 GMT 1
mal abwarten. am 2.9. fehlt der name bereits... oder die haben das geändert.
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Post by schaf15 on Sept 8, 2016 21:01:01 GMT 1
A.S.1981, ich glaube die gehört zu Heilbronn. Inwiefern? Würde nämlich vom Jahrgang her auch gut zu SE und NR passen?!
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Post by Admin on Sept 9, 2016 5:23:20 GMT 1
Die Ex vom MArschner... wurde getwittert. Nie befragt worden bislang.
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Post by anmerkung on Sept 22, 2016 12:50:07 GMT 1
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw38-pa-3ua-nsu/439770NSU-II-Ausschuss befragt öffentlich zwei Zeugen Wie kann es sein, dass die Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe nie eine DNA-Spur hinterließen, während sie mehr als ein Jahrzehnt lang unerkannt mordeten und Banken überfielen? Zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge, 15 Bankraube in unterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik werden dem NSU-Trio zur Last gelegt. Gingen die Neonazis dabei tatsächlich mit ungewöhnlich großer Sorgfalt vor oder hatten sie womöglich Unterstützer, die Spuren beseitigten oder gar unmittelbar an den Verbrechen beteiligt waren? Indizien dafür gibt es viele: Allein in dem Wohnmobil, in dem sich Böhnhardt und Mundlos 2011 erschossen haben sollen, wurden 27 anonyme DNA-Spuren gesichert, die bis heute keiner Person zugeordnet werden konnten. DNA-Analystin des Bundeskriminalamts Am Donnerstag, 22. September 2016, wird sich der 3. Untersuchungsausschuss (NSU-Terrorgruppe II) des Bundestages zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) erneut diesem Fragenkomplex widmen. Die Sitzung unter Leitung von Clemens Binninger (CDU/CSU) findet im Sitzungsaal 2.600 des Paul-Löbe Hauses in Berlin statt und beginnt um 11 Uhr. Wie üblich, wird es einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Teil bei den angesetzten Zeugenbefragungen geben. Der Ausschuss hat sich bereits in der letzten Sitzung intensiv mit dem Rätsel um die DNA-Spuren befasst. Mehrere Sachverständige vom Bundeskriminalamt (BKA) wurden befragt. Mit Dr. Eva Schultheiss hat der Ausschuss für die kommende Sitzung nun eine weitere Expertin des Bundeskriminalamtes (BKA) als Zeugin geladen. Schultheiss war als DNA-Analystin mit den Asservaten der NSU-Verbrechen befasst. Ihre Aussagen sollen weitere Erkenntnisse über die sichergestellten Spuren sowie über mögliche Versäumnisse und Ungereimtheiten bei der Spurensicherung liefern. Ehemaliger Freund von Thomas Richter alias Corelli In einem anderen Zusammenhang soll anschließend der Zeuge T. M. befragt werden. T. M. war ein ehemaliger Freund des Neonazis Thomas Richter, der jahrelang als V-Mann ,,Corelli" für den Verfassungsschutz (BfV) im Umfeld des NSU arbeitete und ein mutmaßlicher Unterstützer des Trios war. ,,Corelli" gilt als eine Schlüsselfigur im NSU-Komplex. Er hatte dem BfV bereits 1995 über den späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos berichtet. 2005 und 2006 hatte er zudem DVDs mit dem Titel ,,NSDAP/NSU" an die Verfassungsschützer übermittelt. Diese brisanten Informationen wurden vom BfV jedoch zurückgehalten und kamen erst Anfang 2014 ans Licht. Kurz darauf verstarb Richter unter bisher nicht vollständig geklärten Umständen. M., der selbst keinen Bezug zur rechten Szene haben soll, stand mit Richter in Kontakt, auch nachdem dieser 2012 als V-Mann enttarnt und abgeschaltet worden war. Von einer Befragung dieses Zeugen erhofft sich der Ausschuss tiefere Einblicke in das Privatleben und die Persönlichkeit der einstigen Spitzenquelle ,,Corelli". Vernehmungen in nichtöffentlicher Sitzung Im nichtöffentlichen Teil werden erneut Mitarbeiter des BfV in den Zeugenstand gerufen. Schwerpunktthema wird einmal mehr der V-Mann Ralf Marschner alias ,,Primus" sein, der einer der mutmaßlichen Unterstützer des NSU in Zwickau war. Aufklärung wünschen sich die Abgeordneten unter anderem darüber, ob Marschner Informationen über das Terrortrio an den Verfassungsschutz lieferte und ob er Böhnhardt und Mundlos zeitweilig als Mitarbeiter in einer seiner Baufirmen beschäftigte. Hierzu wird unter anderem Rüdiger Grasser Stellung nehmen, der als stellvertretender V-Mann-Führer für Marschner zuständig war. Als Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe 1998 untertauchten und den NSU gründeten, sollen die V-Mann-Führer beauftragt worden sein, sich mit Fahndungsfotos an ihre V-Männer zu wenden und sich nach dem Trio zu erkundigen. Grasser und seine Kollegen sollen beantworten, ob das auch im Falle von Marschner geschehen ist. Der 3. Untersuchungsausschuss soll Fragen klären, die im ersten NSU-Untersuchungsausschuss offen geblieben waren, und womöglich Handlungsempfehlungen ausarbeiten. Im Fokus steht insbesondere die Ermittlungsarbeit staatlicher Behörden.(fza/15.09.2016) Zeit: Donnerstag, 22. September 2016, 11 Uhr Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 2.600 Liste der geladenen Zeugen Dr. Eva Schultheiss, Bundeskriminalamt T. M. (ehemaliger Freund von Corelli)
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Post by Admin on Sept 24, 2016 10:36:06 GMT 1
www.bundestag.de/blob/441760/aa494df3e5181b305d75a05f7f83ee8c/neuer-inhalt-data.pdfDonnerstag, dem 29. September 2016, 11:00 Uhr Tagesordnung - Öffentliche Beweisaufnahme Einziger Punkt der Tagesordnung Öffentliche Zeugenvernehmung: Anette Greger (Beweisbeschluss Z-148) Lothar Lingen (Beweisbeschluss Z-161) B. W., Bundesamt für Verfassungsschutz (Beweisbeschluss Z-165) Nichtöffentliche Zeugenvernehmung: H. G., Bundesamt für Verfassungsschutz (Beweisbeschluss Z-153) J. P., Bundesamt für Verfassungsschutz (Beweisbeschluss Z-166) R. K., Bundesamt für Verfassungsschutz (Beweisbeschluss Z-143) Clemens Binninger, MdB Vorsitzender
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Post by Admin on Sept 24, 2016 10:39:11 GMT 1
Die zwei Leben des Herrn Richter 3. Untersuchungsausschuss (NSU)/Ausschuss - 22.09.2016 Berlin: (hib/FZA) Das Privatleben und die Todesumstände des V-Mann Thomas Richter alias "Corelli" bleiben rätselhaft. Daran hat auch die Befragung eines engen Freundes von Richter, der am 22. September 2016 als Zeuge vor dem 3. Untersuchungsausschusses "NSU II" des Bundestages unter Leitung von Clemens Binninger (CDU) ausgesagt hat, wenig geändert. Er habe Thomas Richter 2010 in Leipzig kennengelernt, erzählte der Zeuge T.M. Richter habe wie er ein Faible für getunte Autos gehabt, über das gemeinsame Interesse sei man sich schnell näher gekommen. Bald schon habe man gemeinsame Nachmittage und Abende mit der Familie und engen Freunden verbracht. Dort habe man zum Beispiel über die Arbeit, Familiäres und auch über Politisches gesprochen. Dass Richter rechtsextrem gesinnt und ein bundesweit führender Neonazi war, habe er trotzdem nur am Rand mitbekommen, teilte M. dem Ausschuss mit. Des Öfteren sei Richter nach Halle gefahren, um sich dort mit Gleichgesinnten zu treffen. Er selber habe diese Freunde von Richter aber kaum einmal zu Gesicht bekommen Richter habe in der Wohnung beispielsweise eine Vitrine gehabt, in der er Panzer und andere Objekte mit der Aufschrift "Blood & Honour" gesammelt habe. "Ich konnte damit nichts anfangen", so M., der selbst keinen nachweisbaren Bezug zur rechten Szene hat. Dass es sich bei "Blood&Honour" um eine berüchtigte rechtsextreme Gruppierung handelt, habe er zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst. Auf Richters Sammlung an rechtsradikalen CDs und DVDs sei er nie aufmerksam geworden, obwohl er einen Schlüssel zu Richters Wohnung hatte und dort für Richter die Pflanzen goss und aufräumte, auch als dieser bereits als V-Mann enttarnt und in Zeugenschutz genommen worden war. Richter habe ein perfektes Doppelleben geführt, folgerte M. "Uns hat er erzählt, dass er Handtaschen und Portemonnaies verkauft", erzählte M. Wie zum Beweis zog er ein braunes Lederportemonnaie aus der Hosentasche. Das sei ein Geschenk von Richter gewesen. Von Richters V-Mann-Tätigkeit hat M. laut eigener Aussage erst nach dessen Tod erfahren. Über Richters Vergangenheit habe man ebenfalls nie gesprochen. Trotzdem nickte M. zustimmend, als ihn der Abgeordnete Uli Grötsch (SPD) als sehr guten Freund von Richter bezeichnete. "Bis auf seinen Bruder Lothar hat Thomas eigentlich keine Familie gehabt", sagte M. Detailliert fragten die Abgeordneten nach der Zeit nach Richters Enttarnung 2012 bis zu dessen Tod im April 2014. In dieser Zeit war der Zeuge M. einer der wenigen, zu denen Richter weiter Kontakt hatte. Thorsten Hoffmann (CDU) verlas einen kurzen schriftlichen Dialog, den Richter und M. am 2. April 2014 auf WhatsApp führten. Fünf Tage später wurde Richter tot in seiner Wohnung aufgefunden. Auf die Frage von M., ob alles klar sei, schrieb Richter damals nur: "Bin krank." Trotz mehrmaliger Nachfrage vonseiten M.'s antwortete Richter danach nicht mehr. Das sei eine äußerst untypische Kommunikation für Richter gewesen, sagte der Vorsitzende Clemens Binninger. Der Zeuge M. bestätigte das: "Es war für mich, als ob er das nicht selber gewesen wäre." Richter habe ansonsten "immer Romane geschrieben." Soweit er wisse, habe Richter keine Diabetes gehabt, sei überhaupt sehr selten krank gewesen. Bereits während einer telefonischen Vernehmung durch das Bundeskriminalamt (BKA) hatte M. die bei der Obduktion festgestellten Zuckerschocks als Todesursache bezweifelt. Daran glaube niemand im Freundeskreis. Auf die Nachfrage der Abgeordneten, wer Richter womöglich ermordet habe, hatte auch M. keine Antwort. Zuvor hatte sich der Ausschuss erneut mit den DNA-Spuren befasst, die an den Tatorten der NSU-Verbrechen sichergestellt worden waren. Als Zeugin war dazu Eva Schultheiss vom BKA geladen worden. Sie war als Sachverständige für DNA-Analysen bis Februar 2013 für die Spurenauswertung - insbesondere denen aus dem ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach sowie der von Beate Zschäpe in Brand gesteckten Wohnung in Zwickau - zuständig gewesen. Zur zentralen Frage, warum die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos an keinem ihrer insgesamt 27 Tatorte DNA hinterließen und ob die zahlreichen anderen DANN-Funde Rückschlüsse auf mögliche Mittäter geben können, konnte Schultheiss allerdings nichts Entscheidendes beitragen. Bisher konnten 43 der an NSU-Tatorten gesicherten DNA-Spuren keiner Person zugeordnet werden. www.bundestag.de/presse/hib/201609/-/441960
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Post by anmerkung on Sept 24, 2016 13:17:23 GMT 1
Hoho, der Loddar beim Binninger. Dann soll der den Loddar mal nach seinen Kennverhältnissen ausfragen. Wie lange er Temme damals schon kannte und welche Akten islamischer V-Leute vernichtet wurden, damals. Und wie lange der Ömer Güney schon auf dem Radar war.
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Post by anmerkung on Sept 30, 2016 14:55:46 GMT 1
Petra Pau 17 Std. · Berlin · Fazit: Lothar Lingen ist im Oktober 2014 vom BKA vernommen worden. Dort ist er auch zu seiner Motivation für die Vernichtung von zentralen Akten von mindestens sieben neonazistischen V-Leuten aus Thüringen befragt worden. Seine Antwort war: Er habe die Akten vernichten lassen, weil er verhindern wollte, dass die Anzahl der V-Leute des BfV im Thüringer Heimatschutz bekannt wird. D.h. Die Öffentlichkeit, das Parlament, die Angehörigen der Mordopfer sollten nicht erfahren, dass in unmittelbarer Nähe von engsten Unterstützern des Trios (wie Andre Kapke, Ralf Wohlleben und Sven Rosemann) mehr als ein halbes Dutzend V-Leute des Bundesamtes für Verfassungsschutz platziert waren. Das wollte der langjährige Referatsleiter der Referats V-Mannführung vertuschen.
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Post by Admin on Oct 21, 2016 2:45:09 GMT 1
www.bundestag.de/blob/475498/4bb16082bf75254a8b1028693739b3a2/to_35-data.pdfDonnerstag, dem 20. Oktober 2016, 11:00 Uhr Einziger Punkt der Tagesordnung Öffentliche Zeugenvernehmung: Heike Hißlinger (Beweisbeschluss Z-169) C. O. (LfV Baden-Württemberg) (Beweisbeschluss Z-170) Wolfgang Fink (Beweisbeschluss Z-171) Klaus Brand (Beweisbeschluss Z-172) Nichtöffentliche Zeugenvernehmung: A. W. (Bundesamt für Verfassungsschutz) (Beweisbeschluss Z-167)
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Post by Admin on Oct 21, 2016 2:46:14 GMT 1
Erste Zeugin: Heike Hißlinger ehem. LKA BaWü, 2013-2014 Leiterin der "EG Umfeld".
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Post by Deleted on Nov 7, 2016 13:26:26 GMT 1
www.wetter.de/cms/nsu-untersuchungsausschuss-schleppende-aufklaerung-und-fehlende-unterstuetzung-4030729.htmlNSU-Untersuchungsausschuss: Schleppende Aufklärung und fehlende Unterstützung 07. November 2016 um 12:04 Uhr Fünf Jahre nach Auffliegen der NSU-Terrorzelle sieht sich der Bundestags-Untersuchungsausschuss in seiner Arbeit behindert. Man würde noch immer auf sehr viele Akten warten, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Susann Rüthrich, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe das Gefühl, dass der Ausschuss nicht immer die volle Unterstützung von allen Seiten bekomme. "Wir können natürlich den Beweis nicht antreten", sagte die SPD-Politikerin und Bundestagsabgeordnete aus Meißen. Die Abstimmung in den Ämtern und zwischen den verschiedenen Behörden stelle ein Problem dar. Hinzu käme die Fülle des zu sichtenden Materials. Zudem würden Akten erst am Vorabend von Ausschusssitzungen geliefert, Passagen seien unleserlich gemacht worden oder Unterlagen unvollständig. "Allerdings ist es für uns natürlich enorm arbeitshinderlich, wenn man den Eindruck hat, man hat immer noch nicht alles vorzuliegen." Der Untersuchungsausschuss zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) tagt Anfang März zum letzten Mal. Am 4. November 2011 war die rechtsextreme Terrorzelle mit den Mitgliedern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aufgeflogen. Dem Trio werden zehn Morde und weitere Straftaten zugerechnet. Böhnhardt und Mundlos nahmen sich das Leben. Zschäpe steht derzeit in München vor Gericht. +++ Immerhin berichtet wenigstens "wetter.de".
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Post by anmerkung on Nov 7, 2016 13:32:56 GMT 1
Immerhin berichtet wenigstens "wetter.de". dieter, das it doch alles bullshit, was die sülzt. NSU ist ein Vollzeitjob. Entweder ich knie mich richtig in die Akten rein oder gar nicht. Frag El Jefe oder mich. Die wissen das. Andere auch. Insofern ist es völlig egal, ob sie die Akten am Vorabend hat oder nicht, weill sie die eh nicht liest. Auch deren persönliche Sachbearbeiter sind völlig überfordert, weil die nach 4 Wochen Aktenstudium eine Macke kriegen. Die sollen Nazis finden und finden keine. In diesem persönlichen Konflikt agieren die da alle. Deswegen kommt ja so ein heilloses Gesülze raus.
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Post by Admin on Nov 8, 2016 12:26:13 GMT 1
Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter und der Mordversuch an ihrem Kollegen Martin A. am 25. April 2007 wirft bis heute viele Fragen auf. Im Untersuchungsausschuss ging es nun um die Frage nach möglichen weiteren TäterInnen, sowie die Kontakte des NSU nach Baden-Württemberg. Wenige Stunden vor Beginn der Sitzung verstarb in Bayern ein Polizist, nachdem am Vortag ein sogenannter Reichsbürger auf ihn und drei weitere Kollegen geschossen hatte. von NSU-Watch Zeug_innen: Heike Hißlinger (ehem. LKA Baden-Württemberg, 2013-2014 Leiterin der „EG Umfeld“) C.O. (LfV Baden-Württemberg, arbeitete der „EG Umfeld“ zu) Wolfgang Fink (LKA Baden-Württemberg, Mobildatenauswertung im Fall Kiesewetter) Klaus Brand (LKA Baden-Württemberg, Auswertung Zeug_innenaussagen zu flüchtenden Personen am Tatort in Heilbronn) nicht öffentlich: A.W. (BfV, Betreung des ehemaligen V-Mannes Thomas Richter alias „Corelli“) Die „EG Umfeld“ war ein Papiertiger Die erste Zeugin an diesem Tag war Heike Hißlinger, die ehemalige Leiterin der „Ermittlungsgruppe Umfeld“ (EG). Diese war im Jahr 2013 nach politischen Druck auf die baden-württembergische Landesregierung geschaffen worden und bestand bis 2014. Aufgabe der EG war es, mögliche NSU-Bezüge in Baden-Württemberg aufzuarbeiten. Damit sollte zunächst ein eigener parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag verhindert werden. Die Ergebnisse der EG waren jedoch mehr als dürftig. Der Ausschussvorsitzende Clemens Binninger (CDU) fasste zusammen, die Kernaussagen der Ermittlungsgruppe seien mehrheitlich, man habe nichts rausgefunden. Fragen, die ihn interessieren, hätten nicht beantwortet werden können, da von Hißlinger immer wieder zu hören war: „Das durften wir nicht. Das sollten wir nicht. Da mussten wir vorher erst fragen.“, so Binninger in einem Pressestatement. Hißlinger betonte gleich zu Beginn, dass ihre Arbeit einzig und allein auf polizeirechtlicher Basis stattgefunden habe. Das bedeutet, dass vorgeladene Zeug_innen nicht gezwungen werden können auch tatsächlich zu erscheinen. Im Bericht der EG heißt es: „Die Befragungen […] setzen regelmäßig die Mitwirkungsbereitschaft der Befragten voraus.“ Außerdem, so Hißlinger, habe man keine Parallel-Ermittlungen zur Generalbundesanwaltschaft (GBA) und zum BKA führen wollen. Dies schließt den Mordfall Kiesewetter mit ein. Ohne diesen genauer zu untersuchen dürfte es auch nicht mögllich sein, sich ein umfassendes Bild des Rechtsterrorismus im Bundesland zu machen. Man habe hier jedoch darauf vertraut, dass die zuständigen Stellen beim BKA und GBA richtig arbeiten. So wurden auch seitens der EG nicht die Phantombilder aus Heilbronn mit den 52 bekannnten NSU-Kontakten nach Baden-Württemberg, die die EG ermittelte, abgeglichen. Relevante Hinweise habe man stets ans BKA weitergeleitet, deren Verfolgung dann aber nicht weiter überprüft. Der Abschlussbericht der EG liest sich dann auch ernüchternd: NSU-Kontakte nach Baden-Württemberg? Ja. Konkrete Unterstützungshandlungen, gar ein NSU-Unterstützungsnetzwerk? Nein. Kontakte zwischen Ku Klux Klan (KKK) und dem NSU konnten nicht nachgewiesen werden. (Abschlussbericht der „EG-Umfeld“ – Dokument auf im.baden-wuerttemberg.de) Ob im Zuge einer von Hißlinger veranlassten Befragung aller bekannten KKK-Mitglieder auch die fünf Polizisten nochmals befragt wurden, die zeitweise Mitglieder ein Klan-Struktur waren, konnte die Zeugin nicht sagen. Nach der Leiterin der EG sagte der Zeuge C.O. vom LfV Baden-Württemberg aus. Dieser arbeitete der Ermittlungsgruppe seitens des Verfassungsschutzes zu. Auch er konnte kaum Neues beitragen. Wie zuvor schon Hißlinger, beschrieb er die Zusammenarbeit zwischen Verfassungsschutz und EG als harmonisch. Waffenparadies Baden-Württemberg Bei vielen der Waffen des NSU, welche sich im Brandschutt der Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße und im Wohnmobil in Eisenach-Stregda fanden, ist die Herkunft bis lang unbekannt. Gerade weil Neonazis in Baden-Württemberg jede Menge Waffen besaßen, standen diese beim NSU-Kerntrio hoch im Kurs. So schwärmte Mundlos in den 1990er Jahren in einem Brief über die Waffensammlung von H.J.S., einem Ludwigsburger Neonazi. Mit Bezug auf die Neonazi-Szene in der Stadt sprach der Rechtsterrorist von einem regelrechten „Waffenladen“. Dabei spielte Ludigsburg ein wichtige Rolle im Netz des NSU. Seit 1993 besuchten Zschäpe und Mundlos, später auch Böhnhardt regelmäßig ihre Nazifreunde im Süden. Bis 2001 soll es zu mindestens 30 Besuchen gekommen sein. Waffen in der extremen Rechten – oftmals keine rechtliche Handhabe Alle Beteiligten standen an diesem Donnerstag unter den Eindrücken der Nachricht vom Tode eines Polizisten nur wenige Stunden zuvor. Am Vortag war dieser eingesetzt gewesen, um im bayrischen Georgensmünd bei einem sogenannten Reichsbürger diverse Waffen zu beschlagnahmen. Dem Mann war zuvor die Waffenbesitzkarte entzogen worden. Im Laufe des Einsatzes schoss er auf insgesamt vier Polizisten. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1947 Waffen in der extrem rechten Szene beschlagnahmt. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr mehr als eine Verdoppelung dar (2014: 868). Die Statistik exisiert seit 2008. Damals belief sich die Zahl der beschlagnahmten Waffen noch auf 348. Valide Zahlen darüber, wie viele Neonazis im Besitz von Waffen sind, gibt es bislang nicht. Dass diese Waffen auch für Straftaten nutzen, ist seit Jahrzehnten bekannt. Eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE ergab, dass im Jahr 2013 bei 265 Straftaten aus dem Bereich PMK-Rechts Waffen eingesetzt oder diese zur Bedrohung genutzt wurden. Im Jahr 2014 waren es mit 536 mehr als doppelt so viele Straftaten. Für das Jahr 2015 lagen zum Zeitpunkt der Beantwortung durch die Bundesregierung noch keine Zahlen vor. (Bundestagsdrucksache 18/7846 – Dokument auf bundestag.de) Oftmals gibt es keine rechtliche Handhabe, den Waffenbesitz von Neonazis zu unterbinden. Dieser Umstand wurde von verschiedenen Ausschussmitgliedern kritisiert. Petra Pau (DIE LINKE) fragte: „Was muss eigentlich noch passieren, um gegen Nazis, die Waffen, Sprengstoff horten, legal oder illegal, vorzugehen und hier den Boden auszutrocknen?“. Auch Uli Grötsch (SPD) forderte „amtsbekannten Neonazis und Rechtsextremisten“ die Waffenbesitzkarte grundsätzlich zu entziehen. In der Sitzung war zuvor auch von einem Angehörigen der extrem rechten Szene Baden-Württembergs die Rede, welcher im Rahmen der Ermittlungen der EG-Umfeld überprüft worden war. Dabei handelt es sich um S. J., einen Bekannten des zuvor erwähnten S., dieser ist weiterhin im Besitz diverser Waffen und verfügt bis heute über eine Erlaubnis zum Umgang mit Sprengstoff. Ein Möglichkeit ihm die Waffen zu entziehen sah das LKA nicht. Ermittlungen zum Tatort Heilbronn – ungenügende Telefondatenauswertung Der Zeuge Wolfgang Fink vom LKA Baden-Württemberg sagte zur Mobildatenauswertung im Mordfall Kiesewetter und dem Mordversuch an ihrem Kollegen aus. Erneut wurde deutlich, dass trotz immer wieder geäußerter Skepsis zur Theorie von Kiesewetter als Zufallsopfer und einer alleinigen Täterschaft von Mundlos und Böhnhardt, die Vorgänge noch immer nicht vollständig ausermittelt wurden. Die erhobenen Telefondaten wurden nicht auf mögliche Kreuztreffer hinsichtlich der Frage, welche Geräte sowohl morgens als auch nachmittags am Tatort ins Telefonnetz eingebucht waren, überprüft. Denkbar wäre hierdurch Informationen über ein mögliches Ausspähen des Tatortes zu erhalten. Auch eine Überprüfung der erhobenen Daten mit bekannten Mobilnummern aus dem NSU-Unterstützungsumfeld scheint nur äußerst mangelhaft durchgeführt worden zu sein. Fink selbst sprach von drei bis vier Rufnummern, die ihm in diesem Zusammenhang vorlagen. Von einem Abgleich mit allen bekannten Kontakten des NSU in Baden-Württemberg wüsste er nichts. Auf Nachfrage gab Fink an, dass die Suchparameter womöglich anders ausgesehen hätten, wenn man nicht von einer Zufallstat ausgegangen wäre. Zeug_innen sahen flüchtende Personen in der Nähe des Tatorts Der letzte Zeuge in öffentlicher Sitzung, Klaus Brand, wertete Zeug_innenaussagen nach der Tat in Heilbronn aus. Unmittelbare Augenzeug_innen des Tatgeschehens sind nicht bekannt. Jedoch gaben mehrere Personen an, im direkten Umfeld der Theresienwiese mehrere, fliehende, teils blutverschmierte Personen gesehen zu haben. Die Aussagen widersprechen der These von einer alleinigen Täterschaft von Mundlos und Böhnhardt. Die unterschiedlichen Angaben der Zeug_innen zu Ablauf und Zeit (beispielsweise zum genauen Typ des Fluchtfahrzeugs) passen jedoch nicht hundertprozentig zusammen. Dennoch gab Brand an, die Zeug_innen grundsätzlich für glaubwürdig zu halten. Zumindest bei einigen Zeug_innen wurde diese Glaubwürdigkeit auch psychologisch bestätigt. Würde man alle Aussagen zusammenaddieren, müssten an der Tat nicht zwei sondern insgesamt sechs Personen beteiligt gewesen sein. Mit Klaus Brand endete der öffentliche Teil der Sitzung. In nichtöffentlicher Sitzung wurde anschließend mit A.W. eine Mitarbeiterin des Bundesamtes für Verfassungsschutz gehört, welche für die Betreuung des ehemaligen V-Mannes Thomas Richter alias „Corelli“ nach dessen Enttarnung befasst war. Der Fall Peggy zunächst kein Thema für den Ausschuss Nachdem in den vergangen Wochen im Zusammenhang mit der Leiche der 2001 entführten Peggy K. auch DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt wurde, werden derzeit in verschiedenen Bundesländern alte, ähnlich gelagerte Fälle noch einmal überprüft. Der Untersuchungsausschuss im Bundestag wird in seine nächste Beratungssitzung die Ermittler_innen aus Thüringen und Bayern einladen, um sich über den aktuellen Ermittlungsstand informieren zu lassen. Zunächst liegt die Arbeit jedoch bei den ermittelnden Polizeibehörden. Sollte sich der Verdacht eines NSU-Bezugs jedoch konkretisieren, werde sich auch der Ausschuss damit befassen, so Clemens Binninger (CDU). Jede Menge Nachholbedarf Neue Erkenntnisse zum Mordfall Kiesewetter und zum Mordversuch an ihrem Kollegen Martin A. lieferte die Ausschusssitzung nicht. Vielmehr diente der Tag der Evaluierung der bisherigen Aufarbeitung in Baden-Württemberg. Diese muss als ungenügend gelten. Nach deutlicher Kritik seitens der Ob-Leute bleibt zu hoffen, dass der nun eingesetzte zweite Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag weiter zur Aufklärung beiträgt. Eine Überarbeitung des Waffenrechts im Zusammenhang mit dem Waffenbesitz in der extremen Rechten ist geboten. Dass Neonazis, Reichsbürger und andere extreme Rechte Waffen nicht nur horten, sondern auch nicht davor zurückschrecken, diese zu benutzen, ist längst bekannt. Ausschussmitglieder, die ihre eigenen Erkenntnisse ernst nehmen, müssen hier im ausstehenden Abschlussbericht deutlich Stellung beziehen. www.nsu-watch.info/2016/11/noch-immer-jede-menge-waffen-in-der-neonaziszene-bericht-aus-dem-bt-ua/
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Post by Admin on Nov 8, 2016 12:29:15 GMT 1
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Post by Deleted on Nov 10, 2016 9:20:27 GMT 1
jungle-world.com/artikel/2016/45/55146.htmlDer Resignation entgegenwirken Seit 2006 ist Petra Pau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Obfrau der Partei »Die Linke« im zweiten NSU-Untersuchungsausschuss des Parlaments. Im Gespräch mit der »Jungle World« zieht sie Bilanz aus fünf Jahren parlamentarischer und juristischer Aufklärung des NSU-Komplexes. Interview: Carl Melchers Vor fünf Jahren erfuhr die breite Öffentlichkeit von der Existenz der Gruppe, die sich selbst als »Nationalsozialistischer Untergrund« bezeichnete. Dieses Ereignis wird als »Bekanntwerden« oder als »Selbstenttarnung« bezeichnet. Welche Formulierung ziehen Sie vor? Wir haben von Anfang an von einer »Selbstenttarnung« gesprochen, denn ohne die Bekenner-DVDs, die von Beate Zschäpe und eventuell weiteren Mitgliedern des Netzwerks in den Tagen nach dem Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und nach dem Brand der gemeinsamen Wohnung in der Frühlingsstraße in Zwickau verschickt wurden, würden die Strafverfolgungsbehörden eventuell noch immer gegen die Angehörigen der Opfer der rassistischen Mordserie und die Bewohner der Keupstraße in Köln ermitteln. Im Untersuchungsausschuss gab vor einigen Wochen ein Verfassungsschützer mit dem Pseudonym »Lothar Lingen« zu, während der »Aktion Konfetti« die Akten, die mutmaßlich den NSU und sein Umfeld betrafen, vernichtet zu haben. Was bedeutet das? Und wo blieb die Empörung? Es war definitiv ein Tiefpunkt in den vier Jahren Berichterstattung über den NSU-Komplex, dass mit wenigen Ausnahmen fast alle Medien mit Beate Zschäpes Nullaussage am Oberlandesgericht München die Titelseiten aufgemacht haben, und nicht darüber berichtet haben, dass am selben Tag im Bundestagsuntersuchungsausschuss eine zentrale Frage im NSU-Komplex beantwortet wurde. Der langjährige Referatsleiter des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Lothar Lingen, hat in einer Vernehmung durch den Generalbundesanwalt und das BKA im Herbst 2014 ganz offen zugegeben, dass er vorsätzlich und absichtlich die Akten von Thüringer Neonazis und V-Leuten des BfV geschreddert hat. Die fehlende Empörung über diese vorsätzliche Vernichtung von Beweismitteln hat meiner Ansicht nach zwei Gründe. Zum einen haben wir in den vergangenen fünf Jahren von mindestens einem Dutzend Schredderaktionen in den Landesämtern und im BfV, aber auch jüngst beim Generalbundesanwalt erfahren. Die Begriffe »Geheimdienste und Schreddern« fallen vielen Leuten als erstes ein, wenn man sie nach ihrem Wissen zum NSU-Komplex befragt. Die allermeisten Menschen, mit denen ich bei Veranstaltungen, aber auch beim Einkaufen darüber spreche, gehen inzwischen davon aus, dass die Geheimdienste sowieso lügen und Beweise vernichten – aber auch davon, dass wir das nie mehr aufklären werden. Dieser Resignation und Ohnmacht etwas entgegenzuwirken, auch darum geht es mir im zweiten NSU-Untersuchungsausschuss. Glücklicherweise hat es in den letzten Wochen doch noch den einen oder anderen Bericht über die Vernehmung von Lothar Lingen gegeben. Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse, die die Arbeit der Bundesuntersuchungsausschüsse gebracht hat? Der zweite NSU-Untersuchungsausschuss hat zwei sehr wichtige neue Erkenntnisse gebracht. Endlich können wir die Frage nach dem Motiv für die Vernichtung der V-Mann-Akten beantworten. Ein hochrangiger BfV-Referatsleiter hat hier vorsätzlich Beweismaterial vernichtet, um die parlamentarische und juristische Aufklärung des NSU-Komplexes zu behindern. Erst im zweiten NSU-Untersuchungsausschuss haben wir festgestellt, wie nah das BfV mit seinen zentralen V-Leuten in der Neonaziszene in Thüringen und Sachsen dem untergetauchten NSU-Kerntrio gekommen ist. Wir haben mehrere Zeugen gehört, die uns sehr glaubwürdig davon berichtet haben, dass Ralf Marschner, alias V-Mann Primus des BfV, sowohl Uwe Mundlos in seiner Baufirma beschäftigte, als auch regelmäßig Besuch von Beate Zschäpe in seinem Laden hatte. Jetzt müssen wir der Frage weiter nachgehen, welche Informationen im BfV tatsächlich zu welchem Zeitpunkt über die Existenz des NSU und über seine Taten vorgelegen haben. Was sind die wichtigsten offenen Fragen? Die zentrale Arbeitsfrage ist ganz klar. Was wussten die Geheimdienste zu welchem Zeitpunkt über die Aktivitäten des NSU-Kerntrios sowie seiner Unterstützerinnen und Unterstützer und was haben die Geheimdienste mit diesem Wissen gemacht? Die Behauptung der Unwissenheit und der Unterschätzung des Rechtsterrorismus in den neunziger Jahren, mit der die Geheimdienste versucht haben, uns, die Öffentlichkeit und die Parlamente seit der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 zu täuschen, zerbröckelt in diesen Tagen vor aller Augen und erweist sich als glatte Lüge. Wir werden am 10. November Zeugen des BKA, aber auch die damalige Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) aus Nordrhein-Westfalen zur Tat in der Kölner Probsteigasse und zum Nagelbombenanschlag in der Keupstraße hören. Anfang Dezember werden wir dann Zeugen hören zur Neonaziszene und zu möglichen Unterstützern des NSU-Kerntrios in Dortmund. Beide Male geht es um die Frage, ob es Unterstützer aus den lokalen Strukturen von Blood & Honour und Combat 18 gab. Wir wissen ja, dass es in Dortmund zum Zeitpunkt des Mordes an Mehmet Kubaşık eine aktive Combat-18-Zelle gab, in der mindestens ein V-Mann des LfV Nordrhein-Westfalen aktiv war. Die Frage ist doch: Was wussten die Geheimdienste wirklich? Auch über die Verbindungen der Dortmunder Neonazis nach Kassel? Wir wissen, dass die Dortmunder Combat-18-Strukturen den bewaffneten Kampf – so wie der NSU – führen wollten und dass einzelne Aktivisten bewaffnet waren und bewaffnete Überfälle begangen haben. Deswegen muss der Ausschuss untersuchen, welche Kenntnisse das BfV und das LfV Nordrhein-Westfalen über die mutmaßlichen Unterstützer des Kerntrios des NSU in Dortmund und Kassel hatte, welche Rolle die V-Leute dabei gespielt haben und welche Rolle die V-Leute des BfV und LfV Nordrhein-Westfalen grundsätzlich in diesen Strukturen hatten. Was ist bekannt über die Verwicklung des NSU-Umfelds in die sogenannte organisierte Kriminalität? Böhnhardt hatte seit den frühen neunzier Jahren enge Freunde, die Grenzgänger zwischen Kriminalität und Neonaziszene waren. Einer seiner engsten Freunde, mit dem er zusammen zeitweise in Jugendhaft saß, ist vor ein paar Jahren wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf einen Geldboten 1999 in Pößneck verurteilt worden. Die Beute haben die Nazis damals zum Kauf eines Bordells namens Blue Velvet verwendet. Ein anderer enger Freund war Beschuldigter im Fall des 1995 ermordeten 9jährigen Bernd B. aus Jena-Wintzerla. Dieser Freund von Böhnhardt hat bei seiner Vernehmung nach der Selbstenttarnung des NSU behauptet, Böhnhardt sei für den Tod des Jungen verantwortlich. Und Waffen, Sprengstoff und Drogen gehörten für viele Neonazis aus dem Thüringer Umfeld des Kerntrios zum normalen Repertoire. Organisierte Kriminalität, Kinderprostitution – es scheint kein Verbrechen zu geben, dass man Nazis nicht zutrauen kann. Doch warum werden solche Taten ausgerechnet zuerst den Opfern des rassistischen Terrors zugetraut? Es ist ja wirklich eine Binsenweisheit, dass bei Neonazis und in der extremen Rechten die Doppelmoral groß geschrieben wird. Der Fall von Stefan B. aus Neuburg am Inn, der 2014 eine 12jährige Schülerin missbrauchte und ermordete, und gleichzeitig auf seiner Facebook-Seite Parolen wie »Todesstrafe für Kinderschänder« postete, ist da leider kein Einzelfall. Es wurden schon in den neunziger Jahren Frauenmorde durch Neonazis aus purer Frauenverachtung begangen. Der Frauenhass, der dieser spezifischen Form von Gewalt zugrunde liegt, ist tief in der Ideologie der Ungleichwertigkeit, wie sie die extreme Rechte vertritt, verankert. Diese Gewalt richtet sich insbesondere gegen politische Gegnerinnen und Sexarbeitende. Rückblickend ist seit den Neunzigern viel geschehen, es gab unglaubliche Enthüllungen über die rassistische Gewalt und den rassistischen Alltag in Gesellschaft und Behörden. Welchen Einfluss hat das darauf, wie Sie die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in diesem Land sehen? Jeder weitere Geheimdienstskandal, aber auch jeder weitere rassistische Angriff bestärkt mich darin, die Forderung der Angehörigen der NSU-Mordopfer und der Verletzten der Bombenanschläge nach vollständiger und umfassender Aufklärung als Leitmotiv für meine Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss zu nehmen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese auf institutionellem Rassismus beruhende Täter-Opfer-Umkehr, die den NSU-Komplex prägt und das Leben der Angehörigen der Mordopfer über Jahre zur Hölle gemacht hat, und die wir jetzt wieder in Bautzen sehen, auch als Rassismus benannt wird. Welche positive Bilanz würden Sie ziehen, aus dem, was geschehen ist? Gibt es etwa mittlerweile in der Mehrheitsgesellschaft ein geschärftes Bewusstsein für Rassismus, rechte und rassistische Gewalt oder Ignoranz gegenüber diesen Themen? Ich würde sagen, wir haben es auch hier mit einer polarisierten, gespaltenen Gesellschaft zu tun. Der Teil der Gesellschaft, der im letzten Jahr und schon davor und jetzt immer noch Flüchtlinge aufnimmt und unterstützt, diejenigen, die eine offene Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle wollen, dieser Teil der Gesellschaft ist auch durch den NSU-Komplex für die Existenz von Rassismus sensibilisiert worden. Und dann gibt es andere gesellschaftliche Gruppen, die ideologisch in der Nähe des NSU stehen: in der Abwehr einer offenen Gesellschaft bis hin zu offenen Aufforderungen zum »Rassenkrieg«. Und die negativen Folgen? Der Verfassungsschutz ist nach anfänglicher Kritik durch die Novelle des Verfassungsschutzgesetzes gestärkt aus der Affäre hervorgegangen. Ja, das ist leider so. Das BfV hat seit der Selbstenttarnung des NSU mehr Stellen und mehr Kompetenzen bekommen als zuvor . Er ist als Hauptverantwortlicher für das Staatsversagen im NSU-Komplex als Hauptgewinner vom Feld gegangen und das, bevor überhaupt die Aufklärungsarbeit beendet ist. Trotz der Aufklärung, die es, wenn auch oft sehr schleppend, gegeben hat, fällt die öffentliche Empörung seit Jahren bescheiden aus. Sind die Deutschen zu autoritätshörig? Der NSU hat im Kern auf die demokratische Gesellschaft, auf die offene Gesellschaft gezielt. Diese Botschaft, dass wir diese Mord- und Sprengstoffanschläge als Angriffe auf uns alle begreifen müssen, ist leider noch nicht überall angekommen. Wenn das so wäre, dann würden die Betroffenen der aktuellen rechten Angriffe viel mehr Solidarität erfahren und dann hätte es viel mehr Demonstrationen und Proteste geben müssen. Eine Partei ist auf dem Vormarsch, die rassistisch auftritt, deren Führungsmitglieder versuchen, den Begriff des Völkischen zu rehabilitieren, der immerhin als Ideologie der NSU-Terroristen in der Münchner Anklageschrift festgehalten ist. Hinkt die Aufklärung der politischen Realität in Deutschland hinterher? Nur wenn uns eine vollständige Aufklärung im NSU-Komplex gelingt, wird es uns auch gelingen, die aktuelle Welle rechter Gewalt effektiv zu bekämpfen und das Entstehen einer neuen Generation des Terrors von rechts zumindest zu behindern.
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