Post by Admin on Jun 16, 2016 14:44:21 GMT 1
Marschner im Visier des NSU-Ausschusses
In der Frühlingsstraße in Zwickau stand das Wohnhaus und letzte Versteck der drei NSU-Terroristen.
In der Frühlingsstraße in Zwickau stand das Wohnhaus und letzte Versteck der drei NSU-Terroristen. © dpa
Der 3. Untersuchungsausschuss (NSU II) steht vor einer Premiere: Erstmals sollen bei der Sitzung am kommenden Donnerstag, 23. Juni 2016, Personen als Zeugen gehört werden, die möglicherweise zum weiteren Umfeld der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ gehörten oder zumindest entsprechende Beobachtungen gemacht haben könnten. Bisher hatten vor dem Gremium ausschließlich Ermittler und Sachverständige ausgesagt.
Wie in den beiden vorangegangenen Sitzungen unter Vorsitz von Clemens Binninger (CDU/CSU) steht erneut die Frage im Mittelpunkt, ob der Rechtsextremist und ehemalige V-Mann Ralf Marschner Verbindungen zu den drei NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe hatte.
„Das ist eindeutig der Vorarbeiter“
So ist als Zeuge Arne Andreas Ernst geladen, der gegenüber Journalisten angab, Mundlos in den Jahren 2000 bis 2002 als Vorarbeiter in der Abbruchfirma Marschners getroffen zu habe. Ernst war zu dieser Zeit Bauleiter bei Zwickauer Firmen, von denen Marschner als Subunternehmer Aufträge erhielt.
Nach einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ vom 6. April 2016 legten die Journalisten dem früheren Bauleiter in jüngerer Zeit ein Foto von Mundlos vor, das nie auf Fahndungsplakaten zu sehen war. Daraufhin habe Ernst gesagt: „Das ist eindeutig der Vorarbeiter, der auf meinen Baustellen für den Herrn Marschner tätig war.“
Am Ziegenbärtchen erkannt
Auf die Nachfrage, ob er sich sicher sei, verwies Ernst auf ein Ziegenbärtchen und kleine Warzen oberhalb des Auges von Mundlos. Vor allem an dem Ziegenbärtchen erkenne er das NSU-Mitglied eindeutig wieder. Ernst gab an, er habe gewusst, dass auf den Baustellen von Marschner, der in Zwickau den Spitznamen „Manole“ trug, vor allem rechtsextreme Skinheads beschäftigt waren. Das habe ihn aber nicht weiter gestört, denn dadurch hätten die Neonazis ihre „Aggressionen an der Baustelle ausleben“ können, sagte Ernst der Zeitung.
Mundlos sei der Einzige gewesen, „der halbwegs intelligent war und verstanden hat, was ich von ihm wollte“. Die Mordserie des NSU hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Marschner selbst hat bei früheren Vernehmungen bestritten, Mundlos beschäftigt oder überhaupt gekannt zu haben. Auch das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft haben dafür nach eigener Aussage keine Anhaltspunkte.
Zschäpe als Aushilfe im Szene-Laden?
Als weiterer Zeuge ist Ralph Münch geladen, der von 2005 bis 2008 zusammen mit Marschner ein Textilgeschäft in Zwickau betrieb. Er gab an, in dieser Zeit in dem Szene-Laden eine Frau gesehen zu haben, die dort als Aushilfe gearbeitet hat und bei der es sich um Beate Zschäpe handeln könnte.
Ebenfalls aussagen soll Katrin Borowski, die als Verkäuferin in dem Shop tätig war. Sie bestritt, dass Zschäpe dort als Aushilfe gearbeitet hat. Geladen ist auch Isabella Kästner, die als Buchhalterin bei Marschner angestellt war. Von ihr erhofft sich der Ausschuss Auskünfte über die wirtschaftliche Basis von Marschners oft sehr kurzlebigen Unternehmen.
Als letzter Zeuge des Tages soll schließlich Sebastian Rauh aussagen, der in Marschners Zwickauer Szene-Kneipe „White Trash“ gearbeitet hat. (rik/16.06.16)
Zeit: Donnerstag, 23. Juni 2016, 11 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 2.600
Liste der Zeugen
Ralph Münch
Arne Andreas Ernst
Isabella Kästner
Katrin Borowski
Sebastian Rauh
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw25-pa-3ua-nsu/428152
In der Frühlingsstraße in Zwickau stand das Wohnhaus und letzte Versteck der drei NSU-Terroristen.
In der Frühlingsstraße in Zwickau stand das Wohnhaus und letzte Versteck der drei NSU-Terroristen. © dpa
Der 3. Untersuchungsausschuss (NSU II) steht vor einer Premiere: Erstmals sollen bei der Sitzung am kommenden Donnerstag, 23. Juni 2016, Personen als Zeugen gehört werden, die möglicherweise zum weiteren Umfeld der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ gehörten oder zumindest entsprechende Beobachtungen gemacht haben könnten. Bisher hatten vor dem Gremium ausschließlich Ermittler und Sachverständige ausgesagt.
Wie in den beiden vorangegangenen Sitzungen unter Vorsitz von Clemens Binninger (CDU/CSU) steht erneut die Frage im Mittelpunkt, ob der Rechtsextremist und ehemalige V-Mann Ralf Marschner Verbindungen zu den drei NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe hatte.
„Das ist eindeutig der Vorarbeiter“
So ist als Zeuge Arne Andreas Ernst geladen, der gegenüber Journalisten angab, Mundlos in den Jahren 2000 bis 2002 als Vorarbeiter in der Abbruchfirma Marschners getroffen zu habe. Ernst war zu dieser Zeit Bauleiter bei Zwickauer Firmen, von denen Marschner als Subunternehmer Aufträge erhielt.
Nach einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ vom 6. April 2016 legten die Journalisten dem früheren Bauleiter in jüngerer Zeit ein Foto von Mundlos vor, das nie auf Fahndungsplakaten zu sehen war. Daraufhin habe Ernst gesagt: „Das ist eindeutig der Vorarbeiter, der auf meinen Baustellen für den Herrn Marschner tätig war.“
Am Ziegenbärtchen erkannt
Auf die Nachfrage, ob er sich sicher sei, verwies Ernst auf ein Ziegenbärtchen und kleine Warzen oberhalb des Auges von Mundlos. Vor allem an dem Ziegenbärtchen erkenne er das NSU-Mitglied eindeutig wieder. Ernst gab an, er habe gewusst, dass auf den Baustellen von Marschner, der in Zwickau den Spitznamen „Manole“ trug, vor allem rechtsextreme Skinheads beschäftigt waren. Das habe ihn aber nicht weiter gestört, denn dadurch hätten die Neonazis ihre „Aggressionen an der Baustelle ausleben“ können, sagte Ernst der Zeitung.
Mundlos sei der Einzige gewesen, „der halbwegs intelligent war und verstanden hat, was ich von ihm wollte“. Die Mordserie des NSU hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen. Marschner selbst hat bei früheren Vernehmungen bestritten, Mundlos beschäftigt oder überhaupt gekannt zu haben. Auch das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft haben dafür nach eigener Aussage keine Anhaltspunkte.
Zschäpe als Aushilfe im Szene-Laden?
Als weiterer Zeuge ist Ralph Münch geladen, der von 2005 bis 2008 zusammen mit Marschner ein Textilgeschäft in Zwickau betrieb. Er gab an, in dieser Zeit in dem Szene-Laden eine Frau gesehen zu haben, die dort als Aushilfe gearbeitet hat und bei der es sich um Beate Zschäpe handeln könnte.
Ebenfalls aussagen soll Katrin Borowski, die als Verkäuferin in dem Shop tätig war. Sie bestritt, dass Zschäpe dort als Aushilfe gearbeitet hat. Geladen ist auch Isabella Kästner, die als Buchhalterin bei Marschner angestellt war. Von ihr erhofft sich der Ausschuss Auskünfte über die wirtschaftliche Basis von Marschners oft sehr kurzlebigen Unternehmen.
Als letzter Zeuge des Tages soll schließlich Sebastian Rauh aussagen, der in Marschners Zwickauer Szene-Kneipe „White Trash“ gearbeitet hat. (rik/16.06.16)
Zeit: Donnerstag, 23. Juni 2016, 11 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 2.600
Liste der Zeugen
Ralph Münch
Arne Andreas Ernst
Isabella Kästner
Katrin Borowski
Sebastian Rauh
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw25-pa-3ua-nsu/428152