Der wütende
weiße Mann
MICHAEL DIENSTBIER
Hatte die grüne Kanzlerkandidatin „ihr Studium gar nicht erfolgreich absolviert? Einem Blogger aus Berlin elen Ungereimtheiten im Lebenslauf auf.“ Mit solchen Sätzen, hier aus der Welt,
beschreiben Journalisten den Auftakt des
aktuellen Dramas um Annalena Baerbock.
Doch wer ist eigentlich dieser viel zitierte,
aber kaum namentlich genannte „Blogger
aus Berlin“, dessen Zähigkeit vielleicht eine
grüne Kanzlerschaft ab September verhindert haben wird?
Ob sich am Ende wirklich alles nur auf
ihn zurückführen läßt, ist umstritten. Auf
jeden Fall aber kann Hadmut Danisch einen
großen Teil des Ruhms – oder der Schuld,
je nach Sichtweise – für sich beanspruchen.
Lange schon ist der 1966 in Mannheim geborene, seit 2014 in Berlin lebende Computerfachmann eine Art populärer Geheimtip:
Seinen politisch unkorrekten Blog – mit
dem allerdings eher abschreckenden Namen „Hadmut Danisch. Ansichten eines
Informatikers“ – lesen täglich etwa 150.000
Menschen.
„Ich habe den Betrug gesucht – und die
Linken gefunden“, faßt Danisch sein politisches Werden zusammen und berichtet, als
Student Opfer von Betrug im universitären,
völlig linksdurchwirkten Wissenschaftsbetrieb geworden zu sein. Bis 1994 hatte er
in Karlsruhe Informatik studiert, arbeitete
dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Europäischen Institut für Systemsicherheit
der Universität und verfaßte in dieser Zeit
seine Dissertation. Drei Monate vor der Prü-
fung verlangte sein Doktorvater plötzlich,
wegen angeblicher Mängel mit einem völlig
neuen ema nochmal von vorne zu beginnen. Danisch weigerte sich, zog vor Gericht
und wechselte ob des abrupten Endes seiner
akademischen Karriere 1998 als Spezialist
für Netzwerksicherheit in die Wirtschaft,
wo er als einer der ersten Deutschen eine
eigene Domain – „danisch.de“ – erhielt.
Unter dieser Adresse berichtete er zunächst vom Verlauf seines Rechtsstreits mit
der Uni, gri aber auch andere emen auf,
so daß der Übergang seiner Seite zu einem
allgemeinen politischen Blog ab 2006, mit
heute über 18.000 Artikeln, ießend verlief.
2008 legte er Verfassungsbeschwerde gegen die Ablehnung seiner Dissertation ein,
der 2012 aber ohne Angabe von Gründen
nicht stattgegeben wurde. Dies führte ihn zu
der Frage, wie man Verfassungsrichter wird.
Am Beispiel der 2011 auf grünen Wunsch
vom Bundestag nach Karlsruhe gewählten
Susanne Baer zeigte Danisch auf, daß weltanschauliche Zuverlässigkeit ein entscheidendes Kriterium ist. Baer, seit 2002 Professorin
für Geschlechterstudien, entspricht ganz der
Gender-Ideologie der Grünen.
Sein jüngster Coup, die Enthüllung des
frisierten Lebenslaufs Baerbocks maßgeblich
mit anzustoßen, begann damit, daß Danisch – während viele „Qualitäts“-Medien
der Grünen-Kanzlerkandidatin huldigten –
tat, was Journalisten tun sollten: er recherchierte. Ab Anfang Mai publizierte er seine
Ergebnisse in seinem Blog, wo einige Medien darauf stießen und begannen, weiterzubohren. Klar, daß etliche Linke über eine
angebliche „Haßkampagne rechter Blogger“
wüten. Danisch lehnt sich derweil zurück,
zufrieden, die Macht provoziert zu haben,
die ihn damals kujonierte und bis heute
als einen „alten weißen Mann“ verhöhnt.
Hadmut Danisch. Nicht etablierte Pro-
journalisten, sondern ein FeierabendBlogger löste den Fall Baerbock aus.
www.danisch.de/blog