Der Amoklauf des David S. beginnt im ersten Stock eines McDonald's in der Hanauer Straße. Um 17.52 Uhr gehen die ersten Notrufe bei der Polizei ein. David S. tötet hier mit einer Handfeuerwaffe fünf Menschen. Er läuft, mit der Waffe in der Hand, im Erdgeschoss an einer Kindergeburtstagsparty vorbei auf die Hanauer Straße und erschießt vor dem Schnellrestaurant zwei weitere Personen.
Eltern nicht vernehmungsfähig
Etwa eine Stunde später taucht von dieser Szene im Internet ein Video auf. Aufgrund dieses Videos geht der Vater des 18-Jährigen zur Polizei und benennt seinen Sohn als den Amokläufer. Bis heute sind seine Eltern nicht vernehmungsfähig, sagt Robert Heimberger, Präsident des Landeskriminalamts.
Ein paar Schritte vom Schnellrestaurant entfernt erschießt David S. vor dem Elekrogeschäft Saturn einen weiteren Menschen. Er läuft über die Straße in das benachbarte Olympia-Einkaufszentrum. 60 bis 70 Meter feuert er keinen weiteren Schuss ab - bis er an der Rolltreppe seinen letzten Mord begeht. Dann verliert sich nach Angaben der Polizei zunächst seine Spur.
Um 20.11 Uhr geht die Münchner Polizei noch immer davon aus, dass es drei Attentäter gibt. Dann zeigt ein neues Video David S. auf dem Dach eines Parkhauses. Er diskutiert mit einem Anwohner, der auf einem Balkon steht, und feuert einen Schuss ab.
--- stimmt nicht, er feuerte öfter als 1 mal ---
Dann verlässt David S. das Parkdeck Richtung Norden und stößt auf eine zivile Polizeistreife. Einer der Polizisten schießt auf ihn, trifft aber nicht. Daraufhin erschießt sich David S. in der Henckystraße selbst.
Das Manifest des David S.
Dass er allein handelte, steht inzwischen fest. Die Ermittler haben 58 Patronenhülsen gefunden. 57 stammten aus der Waffe von David S. Die 58. Hülse stammte aus der Waffe des Polizisten, der auf ihn schoss.
Um 1.30 Uhr gibt es Entwarnung: Die Polizei ist sich so gut wie sicher, dass es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter handelt. Der Mann habe sich selbst getötet, teilen die Ermittler mit. Um 2.24 Uhr wird bekannt, dass der Täter der 18 Jahre alte David S. ist. Mit dem Terror des Islamischen Staates hat er, nach allem was die Polizei weiß, nichts zu tun.
Am Sonntag bekräftigten die Ermittler ihre Annahme, dass er nicht aus politischen oder religiösen Motiven handelte. Schulprobleme wollen die Ermittler nicht bestätigen. Auch dass viele der fast ausschließlich jugendlichen Opfer ausländische Wurzeln hatten, ist nach Einschätzung der Ermittler Zufall. Keine Mitschüler des Täters waren unter den Opfern. Drei Jugendliche, die den Täter vor mehreren Jahren gemobbt hätten und gegen die es ein Strafverfahren gegeben habe, seien nicht unter den Toten.
Seine Tat hat David S. mehr als ein Jahr lang geplant. Den Erkenntnissen der Ermittler zufolge gehen seine Tatvorbereitungen bis in den Sommer 2015 zurück. Laut LKA-Chef Heimberger begann S. mit den Planungen, nachdem er die Tatorte des Amoklaufs von Winnenden besucht und dort Fotos gemacht hatte.
Außerdem schrieb er eine Art Manifest, "auf dem er sich mit dem, was er vorhat, befasst hat", wie Heimberger sagt. Es sei aber aufgrund der Datenfülle auf dem PC noch nicht vollständig ausgewertet. Heimberger korrigierte eine frühere Darstellung der Polizei, im Zimmer von S. das "Manifest" des norwegischen Massenmörders Anders Breivik gefunden zu haben. Dies stimme nicht. War es ein Zufall, dass S. seinen Amoklauf am 22. Juli, dem fünften Jahrestag von Breiviks Taten, beging? Vielleicht ja, vielleicht nein. "Wir wissen nicht, warum er diesen Tatort und diesen Zeitpunkt ausgewählt hat", sagte Heimberger.
In Behandlung wegen Depression und einer Angststörung
David S. sei ein "ausgeprägter Spieler von Egoshootern" gewesen. Zur Vorbereitung von S. habe das Computerspiel "Counter Strike" gehört. LKA-Präsident Heimberger: "Dies ist ein Spiel, das nahezu jeder bisher ermittelte Amokläufer gespielt hat."
Ein auf seinem PC gefundenes Chat-Protokoll deutet darauf hin, dass er sich die Tatwaffe, eine Pistole vom Modell Glock 17, im Darknet besorgt hatte. Es sei eine ehemals funktionsfähige Waffe, die zunächst zu einer Theaterwaffe umgebaut und später dann wieder zu einer scharfen Pistole gemacht wurde. Die Waffe hat ein Prüfzeichen aus der Slowakei.
Anders als noch am Samstag von den Ermittlern angegeben, hackte der Täter auch nicht ein bestehendes Facebook-Profil, um mögliche Opfer an den Tatort zu locken. Er legte aber bereits im Mai ein neues Profil an, mit dem er den bestehenden Account eines Mädchens kopierte. Über diesen Account lud er für Freitag, 16 Uhr, allgemein in den McDonald's am Olympia-Einkaufszentrum ein. Die Ermittler haben inzwischen auch überprüft, ob unter den Opfern Menschen waren, die auf diese "Einladung" reagierten. Das vorläufige Ergebnis: Zumindest diejenigen, die ihm bei Facebook geantwortet hatten, waren nicht unter den Toten und Verletzten.
Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch bestätigte, dass David S. 2015 zwei Monate in stationärer psychiatrischer Behandlung im Klinikum Harlaching gewesen sei. Im Anschluss sei er ambulant behandelt worden. Unterlagen und Psychopharmaka würden eine Behandlung wegen Depression und einer Angststörung belegen. Ob er während der Tat unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss stand, können die Ermittler erst sagen, wenn die toxikologische Untersuchung vorliegt.
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