Post by Admin on Mar 29, 2016 9:17:58 GMT 1
Zentralorgan der Parallelgesellschaft
Wie der ExLinke Jürgen Elsässer mit „Compact“ den Takt für AfD und Pegida vorgibt
VON JAN STERNBERG
Leipziger Volkszeitung – 2016.03.29 – Medien – Zentralorgan der Parallelgesellschaft
Bescheidenheit ist nicht die Sache von Kai Homilius. Das Ziel seines vor fünf Jahren gegründeten „Compact“
Magazins sei, mit den Großen mitzuschwimmen, sagte er kürzlich auf der Leipziger Buchmesse. „Wir wollen die dritte
Kraft hinter ,Spiegel‘ und ‚Focus‘ werden.“ Nach fünf Jahren sei man nun bei 16 000 Abonnenten angelangt, die
MärzAusgabe werde sich insgesamt 45 000 Mal verkauft haben. An vielen ostdeutschen Kiosken habe man den
schwächelnden „Focus“ bereits überholt. „Als nächstes holen wir uns den ‚Spiegel‘“, ist die selbstbewusste
Kampfansage.
Es ist selten, dass Kai Homilius überhaupt öffentlich für „Compact“ in Erscheinung tritt. In seinem Verlag im
brandenburgischen Werder (Havel) erscheint sonst eine krude Mischung aus DDRhistorischen und
verschwörungstheoretischen Schriften. Das Gesicht seines Erfolgsprodukts „Compact“ ist der aus Baden
stammende, in Leipzig beheimatete ExLinke und begnadete Dampfplauderer Jürgen Elsässer. Einst schrieb er für
stramm linke Publikationen wie „konkret“, „Jungle World“ und das „Neue Deutschland“.
Er soll persönlich den Slogan „Nie wieder Deutschland“ geprägt haben. Nun hetzt er gegen die „Invasoren“ und
„GangBangMigranten“ und träumt davon, mit einem Volksaufstand einer halben Million Menschen in Berlin Angela
Merkel aus dem Kanzleramt zu fegen. Seine einstigen Genossen von der Antifa riefen bei der Leipziger Buchmesse
zum friedlichen Protest vorm Messestand der Zeitschrift auf.
„Compact“ ist ein multimediales Zentralorgan der medialen Parallelgesellschaft, und es ist zum großen Teil eine
OneManShow des unermüdlichen Elsässer. Das Magazin konnte auch deshalb so schnellen Erfolg haben, weil es
sich als medienübergreifende Marke etabliert: Es gibt die Videos von „CompactTV“, es gibt die jährlichen
„Souveränitätskonferenzen“ mit mehr als 1000 zahlenden Besuchern – und überall gibt es Jürgen Elsässer. Als
Handlungsreisender der nationalen Revolution spricht er deutschlandweit vor PegidaAblegern. Er war neben dem
hilflosen André Poggenburg der eigentliche Star beim inoffiziellen AfDWahlkampfabschluss in Magdeburg.
Poggenburg dankte es Elsässer, indem er am Wahlabend die Vertreter der „Systempresse“ stehen ließ und stracks
ins CompactTVStudio eilte, wo Elsässer stundenlang live sendete.
„Compact“ ist ein Medium für diejenigen, die sich von den Medien abgewandt haben. Auch ihre Macher grenzen sich
ab. Kai Homilius ließ mehrere Anfragen für diesen Artikel unbeantwortet, Jürgen Elsässer spricht nicht einmal mit der
„Jungen Freiheit“. Sein Magazin spielt eine ähnliche Rolle wie „konkret“ für die Studentenbewegung oder die frühe
„taz“ für die frühen Grünen. Es spannt einen publizistischen Schirm über die ganze Bewegung, ventiliert Gedanken,
die an ganz unterschiedlichen Stellen wieder auftauchen.
So sehr sich AfD und Pegida inzwischen streiten mögen, Elsässer vereinigt alle Strömungen und beschleunigt sie. In der noch aktuellen MärzAusgabe, die vor den
Landtagswahlen erschien, porträtiert der 59Jährige voller Altmännergeilheit („lange Beine unter dem kurzen Rock“) Frauke Petry auf zwei Seiten als „die bessere
Kanzlerin“ und steuert zudem ein dreiseitiges Interview mit AfDAltkader Alexander Gauland. Der lässt Elsässers Traum vom Volksaufstand indes kühl an sich
abprallen: „Ich sehe keine Massenbewegung, die zum zivilen Ungehorsam greifen will. Wenn die millionenfache Zuwanderung anhält und die Deutschen dann auch
Wo
hlstandseinbußen spüren, will ich das nicht ausschließen. Aber erst dann.“
Der ElsässerFreund und HoneckerNeffe Peter Feist hingegen fordert den „Widerstand auf allen Ebenen“. Der ExNVAOffizier, der die Jünger des Magazins gerne
als „Compacteros“ bezeichnet, glaubt an die „Auflösung der Gehorsamspflicht“ analog zum Ende der DDR. Zunächst einmal ist Feist, der ebenso wie Elsässer bei
PegidaAblegern spricht, als KoReiseleiter für eine SchlesienRundfahrt gebucht.
Noch vor Kurzem wurde „Compact“, auch wegen der linken Herkunft Elsässers, gerne als „Querfront“Magazin bezeichnet. Inzwischen ist es stramm rechts – doch ist
Elsässer das auch? Im Netz kursieren PaparazziFotos der Leipziger Antifa. Sie sollen Elsässer zeigen, wie er auf dem Holzboden seiner Leipziger Wohnung sitzend
mit PlastePanzern spielt. Vielleicht ist das alles, was er mit „Compact“ will: Ganz viel „Bumm“ und „Dagegen!“ zu rufen. Bis einer heult. Die Republik ist kurz davor.
Wie der ExLinke Jürgen Elsässer mit „Compact“ den Takt für AfD und Pegida vorgibt
VON JAN STERNBERG
Leipziger Volkszeitung – 2016.03.29 – Medien – Zentralorgan der Parallelgesellschaft
Bescheidenheit ist nicht die Sache von Kai Homilius. Das Ziel seines vor fünf Jahren gegründeten „Compact“
Magazins sei, mit den Großen mitzuschwimmen, sagte er kürzlich auf der Leipziger Buchmesse. „Wir wollen die dritte
Kraft hinter ,Spiegel‘ und ‚Focus‘ werden.“ Nach fünf Jahren sei man nun bei 16 000 Abonnenten angelangt, die
MärzAusgabe werde sich insgesamt 45 000 Mal verkauft haben. An vielen ostdeutschen Kiosken habe man den
schwächelnden „Focus“ bereits überholt. „Als nächstes holen wir uns den ‚Spiegel‘“, ist die selbstbewusste
Kampfansage.
Es ist selten, dass Kai Homilius überhaupt öffentlich für „Compact“ in Erscheinung tritt. In seinem Verlag im
brandenburgischen Werder (Havel) erscheint sonst eine krude Mischung aus DDRhistorischen und
verschwörungstheoretischen Schriften. Das Gesicht seines Erfolgsprodukts „Compact“ ist der aus Baden
stammende, in Leipzig beheimatete ExLinke und begnadete Dampfplauderer Jürgen Elsässer. Einst schrieb er für
stramm linke Publikationen wie „konkret“, „Jungle World“ und das „Neue Deutschland“.
Er soll persönlich den Slogan „Nie wieder Deutschland“ geprägt haben. Nun hetzt er gegen die „Invasoren“ und
„GangBangMigranten“ und träumt davon, mit einem Volksaufstand einer halben Million Menschen in Berlin Angela
Merkel aus dem Kanzleramt zu fegen. Seine einstigen Genossen von der Antifa riefen bei der Leipziger Buchmesse
zum friedlichen Protest vorm Messestand der Zeitschrift auf.
„Compact“ ist ein multimediales Zentralorgan der medialen Parallelgesellschaft, und es ist zum großen Teil eine
OneManShow des unermüdlichen Elsässer. Das Magazin konnte auch deshalb so schnellen Erfolg haben, weil es
sich als medienübergreifende Marke etabliert: Es gibt die Videos von „CompactTV“, es gibt die jährlichen
„Souveränitätskonferenzen“ mit mehr als 1000 zahlenden Besuchern – und überall gibt es Jürgen Elsässer. Als
Handlungsreisender der nationalen Revolution spricht er deutschlandweit vor PegidaAblegern. Er war neben dem
hilflosen André Poggenburg der eigentliche Star beim inoffiziellen AfDWahlkampfabschluss in Magdeburg.
Poggenburg dankte es Elsässer, indem er am Wahlabend die Vertreter der „Systempresse“ stehen ließ und stracks
ins CompactTVStudio eilte, wo Elsässer stundenlang live sendete.
„Compact“ ist ein Medium für diejenigen, die sich von den Medien abgewandt haben. Auch ihre Macher grenzen sich
ab. Kai Homilius ließ mehrere Anfragen für diesen Artikel unbeantwortet, Jürgen Elsässer spricht nicht einmal mit der
„Jungen Freiheit“. Sein Magazin spielt eine ähnliche Rolle wie „konkret“ für die Studentenbewegung oder die frühe
„taz“ für die frühen Grünen. Es spannt einen publizistischen Schirm über die ganze Bewegung, ventiliert Gedanken,
die an ganz unterschiedlichen Stellen wieder auftauchen.
So sehr sich AfD und Pegida inzwischen streiten mögen, Elsässer vereinigt alle Strömungen und beschleunigt sie. In der noch aktuellen MärzAusgabe, die vor den
Landtagswahlen erschien, porträtiert der 59Jährige voller Altmännergeilheit („lange Beine unter dem kurzen Rock“) Frauke Petry auf zwei Seiten als „die bessere
Kanzlerin“ und steuert zudem ein dreiseitiges Interview mit AfDAltkader Alexander Gauland. Der lässt Elsässers Traum vom Volksaufstand indes kühl an sich
abprallen: „Ich sehe keine Massenbewegung, die zum zivilen Ungehorsam greifen will. Wenn die millionenfache Zuwanderung anhält und die Deutschen dann auch
Wo
hlstandseinbußen spüren, will ich das nicht ausschließen. Aber erst dann.“
Der ElsässerFreund und HoneckerNeffe Peter Feist hingegen fordert den „Widerstand auf allen Ebenen“. Der ExNVAOffizier, der die Jünger des Magazins gerne
als „Compacteros“ bezeichnet, glaubt an die „Auflösung der Gehorsamspflicht“ analog zum Ende der DDR. Zunächst einmal ist Feist, der ebenso wie Elsässer bei
PegidaAblegern spricht, als KoReiseleiter für eine SchlesienRundfahrt gebucht.
Noch vor Kurzem wurde „Compact“, auch wegen der linken Herkunft Elsässers, gerne als „Querfront“Magazin bezeichnet. Inzwischen ist es stramm rechts – doch ist
Elsässer das auch? Im Netz kursieren PaparazziFotos der Leipziger Antifa. Sie sollen Elsässer zeigen, wie er auf dem Holzboden seiner Leipziger Wohnung sitzend
mit PlastePanzern spielt. Vielleicht ist das alles, was er mit „Compact“ will: Ganz viel „Bumm“ und „Dagegen!“ zu rufen. Bis einer heult. Die Republik ist kurz davor.