Wiebke Ramm auf @pzhautnah von unten nach oben lesen
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Gegen 14.20 Uhr beendet Götzl den Verhandlungstag. Wohlleben hat Kopfschmerzen. Morgen geht es zunächst mit Heers Plädoyer weiter, danach soll Stahl sprechen.
Was Grasel und Borchert nicht konnten, weil sie nicht dabei waren, tut Heer: Er schöpft aus dem Vollen der Hauptverhandlung, genauer: der Beweisaufnahme.
Heer: "Die Rechtsanwälte Borchert und Grasel waren de facto zu einer ordnungsgemäßen Beratung nicht in der Lage." Sie haben zweieinhalb Jahre Prozess und wesentliche Zeugenaussagen verpasst.
Heer erhebt Vorwürfe gegen Senat: "Der Senat hat die Krise der Verteidigung aktiv für seine Zwecke befördert. ... Sie haben es gebilligt, dass weder die eine, noch die andere Verteidigergruppe ordnungsgemäß würde verteidigen können."
Heer spricht auch die sog. Verteidigerkrise an. Er sagt: "Frau Zschäpe hat sich im Juli 2015 entschieden, nicht mehr auf unseren Rat zu setzen, sondern ihr Vertrauen anderen Verteidigern (Anm: Grasel & Borchert) zu schenken. Diese Entscheidung war und ist zu respektieren."
Verteidiger Heer: "Professor Saß erstattete ein Gutachten, dessen Methodik an Kaffeesatzleserei grenzt."
Heer kritisiert den Gerichtspsychiater. Über Jahre sei Zschäpe "permanenten & menschenunwürdigen Beobachtung" ausgesetzt gewesen."Buchstäblich jedes Augenzwinkern" sei analysiert worden."Aus Beschäftigung mit dem Laptop wurde auf Desinteresse & fehlende Empathie geschlossen"
GBA und BKA hätten Zschäpe in der Öffentlichkeit bewusst bloßgestellt, so Heer: "Ihre Polemik hatte für die Wahrheitsfindung schwere und irreparable Konsequenzen." Heer: "Die Vermutung erstarkte zur Tatsache, der bloße Anfangsverdacht wurde zur Tatgewissheit."
Heer: GBA Range habe sich bereits im Dezember 2011 festgelegt und öffentlich bekundet, Frau Zschäpe sei Mitglied der Gruppierung NSU gewesen, die „in bislang nicht gekannter Brutalität und Kaltblütigkeit gemordet und Menschen schwer verletzt“ habe.
Heer: "Auch der damalige Generalbundesanwalt Range und der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamts Ziercke höchstpersönlich haben Frau Zschäpe öffentlich angeprangert, als die Ermittlungen noch nicht einmal einen Monat geführt worden waren."
Heer: "Gleichzeitig wurde Frau Zschäpe vorsätzlich in ihrer Verteidigung behindert."
Heer: "Frau Zschäpe war einer in der deutschen Justizgeschichte noch nie vorgekommenen Vorverurteilungskampagne durch staatliche Vertreter ausgesetzt, an der sich sogar die beiden höchstrangigen Ermittler (GBA und BKA-Präsident) offensiv beteiligt haben."
Einfache Brandstiftung – „dies ist alles, was von der Anklage des Generalbundesanwalts übrig bleibt“, so Heer.
Heer sagte auch: Das Verfahren gegen Zschäpe sei von Anfang an von Vorverurteilung geprägt gewesen. Im Ermittlungsverfahren sei sie zudem "verbotenen Vernehmungsmethoden" ausgesetzt gewesen.
Zschäpe habe sich lediglich der einfachen Brandstiftung schuldig gemacht – sie sei daher unverzüglich aus der Untersuchungshaft zu entlassen, so Heer.
Verteidiger Heer: „Beate Zschäpe ist keine Terroristin. Sie ist keine Mörderin und keine Attentäterin."
+++ EIL +++ Verteidiger fordert sofortige Freilassung von Beate Zschäpe.
Nun noch eine kurze Pause. Und um 10.55 Uhr soll Zschäpes Verteidiger Heer mit seinem Plädoyer beginnen
Aktuell 10 Minuten Pause, bevor Senat Weiteres aus den Akten verlesen will. Sturm will vorher prüfen, was denn da drin steht.
Präzision: Einem Beweisantrag ist der Senat nachgekommen. Aus dem Waffenbuch des Schweizer Waffenhändlers, von dem die Mordwaffe stammte, hat er ein paar Einträge verlesen lassen.
Senat räumt offenbar gerade auf – und verliest noch dies und das.
Der Senat hat zunächst Beweisanträge der Verteidigung Wohlleben zum Thema Mordwaffe Ceska abgelehnt. Wohllebens Anwälte haben es hingenommen, nicht mal, wie sonst, Unterbrechung und Abschrift gefordert.
So. Zschäpe ist da.
Heer, Stahl und Sturm sind da. Es könnte also losgehen. Ach nee, Zschäpe fehlt noch.
Ui, Zschäpes Wahlverteidiger Borchert will das Plädoyer von Heer, Stahl und Sturm auch hören. Er nimmt gerade im Saal Platz.
Guten Morgen! Full House im NSU-Prozess. Heute sollen Zschäpes Altverteidiger mit ihrem Plädoyer beginnen. Heer soll den Anfang machen.