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Post by Deleted on Jan 27, 2016 10:58:11 GMT 1
www1.wdr.de/themen/aktuell/interview-film-keupstrasse-100.html Interview mit Filmregisseur Maus: "Der Kuaför aus der Keupstraße" Sieben Jahre lang wurden die Bewohner der Kölner Keupstraße verdächtigt, die Bombe gelegt zu haben, die in Wahrheit auf das Konto des rechtsextremen NSU ging. Durch welche Hölle die Opfer in dieser Zeit gingen, zeigt ein bewegender Kinofilm, der am Mittwoch (27.01.2016) erstmals gezeigt wird. Gruppenbild: Bewohner und Geschäftsleute der Keupstraße, jahrelang kollektiv zu Unrecht als Kriminelle verdächtigt Für die Polizei schien von Anfang an kein Zweifel zu bestehen: Die Bombe, die am 9. Juni 2004 vor einem Friseurgeschäft in der Kölner Keupstraße explodierte, wurde als blutiger Höhepunkt einer Fehde krimineller türkischer Banden gedeutet. Erst, als Ermittler 2011 das rechtsextreme Trio des sogenannten "Nationalsozialistischer Untergrund" entdeckten, wurde klar, wo die wirklichen Täter zu suchen waren - und dass der Anschlag in einer Reihe brutaler Morde mit rechtsextremistischem Hintergrund stand. In seinem Film "Der Kuaför aus der Keupstraße" lässt Regisseur Andreas Maus die Opfer dieses Anschlags zu Wort kommen und bringt eine Fülle bedrückender Details der Ermittlungen ans Licht. WDR.de: Wieviele Seiten Ermittlungsakten haben Sie und Ihr Co-Autor Maik Baumgärtner durchforstet? Andreas Maus: Viele, um die 1.000 Seiten waren das: Verhörprotokolle, Aktenvermerke, Protokolle des NSU-Untersuchungsausschusses. Im Sommer 2014 konnten wir dann anfangen, auf der Keupstraße zu drehen. WDR.de: Der Film ist vor allem deshalb tief berührend, weil die Betroffenen sehr offen vor der Kamera sprechen, auch über ihre Gefühle. Waren alle von Anfang an bereit für das Filmprojekt? Maus: Im Gegenteil: Anfangs war es schwierig. Unter den Bewohnern der Keupstraße herrschte Enttäuschung - darüber, dass nach der Entdeckung des NSU das Thema Keupstraße in der Öffentlichkeit längst wieder in Vergessenheit geraten war. Ich habe dann erklärt, dass ich einen Film machen möchte, in dem die Betroffenen wirklich Raum bekommen, davon zu erzählen, was sie erlebt haben – besonders mit der Polizei. Als sie dann einmal zugesagt hatten, hat sich eine unglaubliche Offenheit entwickelt. WDR.de: Die Szenen aus den Polizeiverhören, die die Opfer sieben Jahre lang immer wieder über sich ergehen lassen mussten, sind sehr bedrückend. Sie zeigen, wie massiv die Polizei besonders die beiden Brüder aus dem Friseursalon unter Druck setzte, welch haarsträubende Unterstellungen ihnen gemacht wurden. Maus: Aus den Schilderungen wird deutlich, wie die Polizei über Jahre immer wieder versucht hat, die Familienmitglieder, die ganze Community gegeneinander auszuspielen – mit Überwachung, mit verdeckten Ermittlern. Das hat die Menschen extrem traumatisiert. Dazu muss man auch wissen, dass viele der türkischen Menschen in Deutschland eigentlich ein sehr hohes Grundvertrauen haben in die deutsche Polizei – im Unterschied zu dem, was sie möglicherweise in der Türkei erlebt haben, wo die Polizei korrupt ist, Leute einfach scheinbar ohne Grund festnimmt. Dieses Vertrauen in die Polizei ist total erschüttert worden, völlig unerwartet. An dem Tag, als die Bombe explodierte, brach der Boden unter ihrer Existenz weg. WDR.de: Die beiden Brüder Özcan und Hasan Yildirim aus dem Friseursalon, vor dem die Bombe explodierte, berichten sehr berührend von schlaflosen Nächten, vielen geweinten Tränen und der Demütigung, mit der sie über Jahre lebten. Sie sprechen dabei grundsätzlich türkisch - mit deutschen Untertiteln. Warum? Maus: Weil sie kaum Deutsch sprechen. Das hängt damit zusammen, dass die beiden erst Mitte der 1990er Jahre nach Deutschland gekommen sind und hier sofort angefangen haben, zu arbeiten. Sie haben den Friseursalon eröffnet und bis heute stehen sie wirklich von morgens 9 Uhr bis abends 21 Uhr im Laden, einschließlich Samstags. Da ist ihnen kaum Zeit geblieben, sich hier sprachlich zu integrieren. WDR.de: In den Szenen, die sie in den Verhören mit der Polizei zeigen, werden die beiden Brüder und ihre Ehefrauen von Schauspielern gespielt. Maus: Während wir anfangs das Material, die Dokumente und Verhörprotokolle durchforsteten, entstand für uns so eine Art "Aktensound": Die Sprache, in der die Polizisten ihre Fragen formuliert haben, die Haltung, die sie damit zum Ausdruck brachten. Diese Sprache erzählt sehr viel von der Anatomie der Ermittlungen, in der die Befragten systematisch in die Ecke gedrängt werden sollten – was sich später als völlig falsche Richtung herausstellte. Da war uns klar, dass das ein Element des Films sein würde. Gleichzeitig war auch klar, dass wir nicht die realen Opfer von damals ihre eigenen Verhöre nachsprechen lassen könnten. WDR.de: Zu sehen ist auch die Szene, wie Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich des Solidaritätsfests "Birlikte" im Sommer 2014, zehn Jahre nach dem Anschlag, den Friseursalon besucht. Als Politiker und Reporter wieder weg sind, sitzt Özcan Yildirim weinend auf einem Stuhl. Wie haben Sie solche Momente hinter der Kamera erlebt? Maus: Ich hatte mit einer solchen Reaktion gar nicht gerechnet. Das hat mir gezeigt, wie tief dieses Trauma sitzt, wie sehr die beiden auch noch nach zehn Jahren mit dieser Erschütterung ringen. Wie sehr sie versuchen, Haltung zu bewahren, irgendwie damit im Alltag zurecht zu kommen. Dieser Moment zeigte auch, wie allein sie doch damit sind: Kurz zuvor noch hatte es einen riesen Trubel gegeben, sozusagen zu ihrer Würdigung, doch mit ihrem Schmerz und der Demütigung, die sie über Jahre erlebt haben, sind sie eigentlich ganz allein, das kann ihnen keiner abnehmen. WDR.de: Zwischen die Erinnerungen der Opfer sind im Film auch Ausschnitte aus dem Protokoll des NSU-Untersuchungsausschusses geschnitten: Ein Ermittler gesteht dort, dass er kaum Kenntnisse über die rechtsetxreme Szene hatte – obwohl die Opfer immer wieder ihren Verdacht in diese Richtung geäußert hatten. Welche Hoffnung verbinden die Betroffenen mit dem NSU-Untersuchungsausschuss? Maus: Ich glaube, sie erwarten nicht mehr viel - weder vom Untersuchungsausschuss noch vom NSU-Prozess in München. Sie erwarten keine Wahrheitsfindung und auch keine Gerechtigkeit, die für sie damit einher kommen könnte. Der Münchner Prozess ist für sie eher eine "Beate-Zschäpe-Show", die die Opfer eigentlich ein zweites Mal demütigt – in der Form, wie Zschäpe den Prozess hintertreibt und wie sie taktiert, schweigt, Aussagen vorlesen lässt. Nach meinem Eindruck halten sich die Menschen in der Keupstraße Augen und Ohren zu, weil sie sich das, was da in München passiert, nicht mitansehen wollen. Was den Untersuchungsausschuss angeht, merken viele, dass da gar nicht die Mittel bestehen, um so viel Druck auf die Polizeibehörden auszuüben, dass wirklich alles auf den Tisch kommen würde. WDR.de: Der Film endet mit der Nachricht über die Entdeckung des NSU – womit plötzlich klar war, dass auch das Keupstraßen-Attentat auf das Konto Rechtsextremer ging und die Polizei sieben Jahre lang die Falschen verdächtigt hatte. Wie haben die Opfer diese Nachricht damals aufgenommen? Maus: Irgendwo in der Mitte des Films erzählt Özcan Yildirim, wie extrem groß die Erleichterung war. Es sei wie eine Befreiung gewesen, sagt er, zu spüren, dass sie Recht bekommen würden, und dass die ganze Welt plötzlich sehen kann, dass sie nicht gelogen oder betrogen haben. Dass sie dann aber auch gemerkt haben, dass das ganze Erlebte dadurch nicht ausgelöscht oder vergessen gemacht werden kann, dass dieser Schmerz tatsächlich Teil ihrer Persönlichkeit geworden ist. Dazu kommt auch die Angst, dass sie vielleicht wieder in den Fokus irgendwelcher rechter Gruppen kommen könnten, weil sie jetzt prominent sind. All das beschreiben sie als Gefühle, die bei ihnen permanent vorhanden sind und miteinander streiten. WDR.de: Welche Erwartungen haben die Keupstraßenbewohner noch? Maus: Die beiden Friseure hatten überlegt, zurück in die Türkei zu gehen, andere Bewohner der Straße auch. Die Erwartung, dass von den Behörden oder Gerichten noch etwas kommt, scheint mir nicht mehr vorhanden. Was gut ist – und das konnten wir in den Jahren, in denen wir die Keupstraße erlebt haben, selber spüren: Die Bewohner der Straße haben angefangen, auch ausgelöst durch den Film, sich nicht mehr zu verstecken. Sie haben gemerkt, dass es auch für sie als Gemeinschaft wichtig ist, darüber zu reden zu diskutieren, wo sie stehen und wie die Reaktionen der Umwelt zu bewerten sind. Spürbar ist, dass die Bewohner der Straße langsam zu der Erkenntnis gekommen sind, dass sie die Sache selber in die Hand nehmen müssen. Sie haben keine Erwartungen mehr, dass Hilfe von außen kommt, aber sie sind dabei, sich selber aus dieser Haltung herauszubewegen, die Opfer zu sein, die der Dinge harren und darauf warten, dass sie jemand erlöst.
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Post by Deleted on Jan 27, 2016 11:35:00 GMT 1
www.spiegel.de/politik/deutschland/altermedia-bundesanwaltschaft-fuehrt-razzia-gegen-neonazi-plattform-durch-a-1074098.html Rechtsextremismus: Bundesweite Razzia gegen Neonazi-Plattform "Altermedia" Von Sven Röbel Mit Durchsuchungen und Festnahmen geht die Bundesanwaltschaft zurzeit gegen die rechtsextremistische Internetplattform "Altermedia" vor. Zwei Administratoren des Neonazi-Portals wurden festgenommen. dministratoren des Neonazi-Portals wurden festgenommen. In einer konzertierten Aktion gegen die neonazistische Internetplattform "Altermedia" durchsuchen Fahnder der Bundesanwaltschaft seit den Morgenstunden mehrere Wohnungen in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Gegen die Macher des rechtsextremen Portals ermittelt die Karlsruher Bundesanwaltschaft wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung: Die Gruppe hätte sich zusammengeschlossen, um systematisch Straftaten wie Volksverhetzung zu begehen.
Parallel dazu baten deutsche Ermittler die Behörden in Russland, den dort untergebrachten Server der Gruppierung zu abzuschalten.
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Ein Hoch auf Meinungsfreiheit und Demokratie im freiesten Staat, den es je auf deutschem Boden gab. Bin mal gespannt, wann Hausdurchsuchungen bei der AfD mit der gleichen Begründung stattfinden.
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Post by Deleted on Jan 27, 2016 13:01:42 GMT 1
Wegen Beihilfe zur Bildung einer kriminalisierten Meinung... . Die Fratze zeigt sich immer enthemmter. Sie werden mit der Verfolgung nicht aufhören, weil sie für ihr Tun keine Strafe zu fürchten haben.
Und wieder die Bundesanwaltschaft vorneweg.
Von dem Gesichtspunkt abgesehen, haben sie medienwirksam eine eigene tote Filiale geschlossen und sie von den roten Zahlen erlöst.
Ach Herr Minister, glauben Sie wirklich, Sie kämen damit durch, mit dem "Rechts vortäuschen und von Links zusammenschlagen und anzünden lassen" ?
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Post by Deleted on Jan 27, 2016 13:35:54 GMT 1
www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/forderung-nach-nsu-untersuchungsausschuss-auch-in-schweriner-landtagRechtsextremismus Forderung nach NSU-Untersuchungsausschuss auch in Schweriner Landtag Schwerin · heute Vor gut vier Jahren flog das rechtsextremistische Terror-Trio NSU auf. Zehn Morde sollen auf dessen Konto gehen, einer in Rostock. Mit offenkundigen Fehlern der Ermittlungsbehörden befassten sich mehrere Parlamentsausschüsse. Vielleicht bald auch einer in Schwerin. Als späte Reaktion auf die gravierenden Ermittlungsfehler bei der Mordserie der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU könnte auch in Mecklenburg-Vorpommern doch noch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt werden. Es seien "noch zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit der schrecklichen NSU-Mord- und Anschlagsserie aufzuklären", sagte der SPD-Abgeordnete Julian Barlen am Dienstag nach einer mehrstündigen Anhörung zu dem Thema im Innenausschuss des Schweriner Landtags. Dabei hatten sich vier Mitglieder des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag den Fragen der Landespolitiker gestellt und über erforderliche Konsequenzen für die Arbeit der Ermittlungsbehörden berichtet. Grünen- und Linksfraktion sahen sich in ihren Forderungen nach umfassender Aufklärung und weitergehenden Reformen bestätigt. "Alles Schlussstrich-Gerede muss spätestens seit der heutigen Anhörung verstummen", betonte Peter Ritter von der Linksfraktion. Spuren des NSU-Terror-Trios führten auch nach MV So plädierte der CDU-Obmann im Bundestagsausschuss, Clemens Binninger, dafür, auch im Schweriner Landtag einen NSU-Untersuchungsausschuss einzurichten. Spuren des mutmaßlichen Tätertrios aus Thüringen führten auch nach Mecklenburg-Vorpommern. In Rostock habe es mit Mehmet Turgut eines von zehn Anschlagsopfern gegeben, zudem würden der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zwei Banküberfälle im Nordosten zugeschrieben. Der Sonderausschuss in Berlin habe aus Zeitgründen nur einen Zeugen aus Mecklenburg-Vorpommern dazu hören können. "Da wäre noch genügend Aufklärungsarbeit zu leisten", betonte Binniger. Über die Einrichtung eines solchen Untersuchungsausschusses müsse der neu gewählte Landtag nach der Wahl "zeitnah im Herbst 2016" entscheiden, erklärte der SPD-Abgeordnete Heinz Müller. "Die sehr erkenntnisreichen Stellungnahmen unserer Berliner Kollegen haben nochmals deutlich vor Augen geführt, dass eklatante Fehler beim Einsatz der V-Leute gemacht wurden und dass ein Mentalitätswechsel in unseren Sicherheitsbehörden notwendig ist. Wir brauchen mehr Zusammenarbeit und weniger Geheimniskrämerei", erklärte Müller. Offenheit und Kritikfähigkeit seien dringend geboten.
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Post by Deleted on Jan 27, 2016 16:10:27 GMT 1
www.mainpost.de/regional/main-spessart/Gegenpol-zur-Gefahr-des-Vergessens;art772,9102944 Gegenpol zur Gefahr des Vergessens Um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken und bewusst zu machen, was Anderssein heute bedeutet, hat der „Arbeitskreis Karlstadter Schulen“ am 27. Januar einen Gedenkgottesdienst und einen Schweigemarsch zum Ehrenhain veranstaltet. Die Aktion, an der Schüler des Karlstadter Gymnasiums und der Real-, Mittel- und Förderschule teilgenommen haben, ist Teil des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schulen mit Courage“. An den verschiedenen Stationen – St. Andreas, historisches Rathaus, ehemaliger jüdischer Betsaal und Ehrenhain – haben Schüler Theatersketche und selbst geschriebene Texte zum Thema Nationalsozialismus und Anderssein heute vorgetragen. Genau vor 71 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland, seit 2005 internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In den Wochen um dieses Datum hat der Arbeitskreis verschiedene Aktionen organisiert, um einen „Gegenpol zur Gefahr des Vergessens“ zu schaffen; neben dem Schweigemarsch etwa die Aufführung von „Elly und Ingo“ des Regensburger Theaters in der Gerbergasse, Vorträge und Filmseminare, die die Schüler besuchen. Auftakt des Projekts war am Dienstag die Eröffnung der Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ in der Konrad-von-Querfurt Mittelschule in Karlstadt. „Wir halten es gerade jetzt für notwendig, an die Opfer des NSU zu erinnern“, sagte Josef Grodel, Konrektor der Mittelschule und Sprecher des Arbeitskreises, in seiner Begrüßung. „Jegliche Menschenrechtsverletzung ist für uns nicht akzeptabel.“ Harald Schneider, stellvertretender Landrat, stimmte ihm in seiner Ansprache zu: „Terror – egal von welcher Seite – ist verabscheuungswürdig. Wir müssen daran erinnern, was das Trio in unserer Gesellschaft angerichtet hat, um nie wieder den Boden für Rassenideologien zu ebnen.“ Kriminalisierung der Opfer „Es gibt in Deutschland die Tendenz, rechten Terror klein zu reden“, sagt Birgit Mair, Ausstellungsmacherin und Referentin, in ihrem Vortrag. „Obwohl mehrfach Zeugen ausgesagt hatten, sie hätten einen nicht-dunkelhäutigen Verdächtigen gesehen, wurden jahrelang die vom NSU Ermordeten und ihre Familien der Kriminalität verdächtigt.“ Das sei für die Angehörigen der Opfer mit das Schlimmste gewesen. „Ganze Familien haben sich daran zerstritten, dass sie zu Unrecht als kriminell abgestempelt wurden“, so Mair. Das Besondere an der von ihr konzipierten Ausstellung: Sie legt den Fokus auf die Opfer statt auf die Täter und zeigt ihre persönliche Seite. „Die wenigsten von ihnen waren Döner-Verkäufer“, sagt Birgit Mair, „das war für mich überraschend, war doch immer die Rede von den 'Döner-Morden'.“ Mit Kurzbiografien und Privatfotos stellt sie in Ausstellung und Vortrag die zehn Menschen vor, die der NSU in den Jahren von 2000 bis 2007 ermordete, jeder auf einer eigenen Tafel: Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Mehmet Turgut, Habil Kilic, Ismail Yasar, Mehmet Kubasik, Theodoros Boulgarides, Halit Yozgat und Michele Kiesewetter. Die Einblicke in das Privatleben machen sie zu mehr als bloßen Namen von Opfern; es wird eine Nähe hergestellt, die die Ermordungen umso grausamer erscheinen lässt. Auch die beiden Bombenanschläge in Köln und die Banküberfälle des NSU, bei denen viele Menschen teils lebensbedrohlich verletzt wurden, sind Thema sowie gesellschaftliche Hintergründe, die Neonaziszene der 90er Jahre, das Netzwerk des NSU, die polizeilichen Ermittlungen und die gesellschaftliche Aufarbeitung nach Auffliegen der rechten Terrorgruppe. Führungen möglich Die Konrad-von-Querfurt Mittelschule in Karlstadt zeigt in Kooperation mit der Regionalkoordination Unterfranken der „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage" und der Volkshochschule Karlstadt die Wanderausstellung als insgesamt 89. Ort seit ihrer Premiere im November 2013. Die Mittelschule Karlstadt kann außerhalb der Schulzeiten begrenzt Führungen vermitteln. Interessierte können sich an Josef Grodel wenden.
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Post by Deleted on Jan 27, 2016 16:12:57 GMT 1
www.lokalkompass.de/dorsten/kultur/lehren-aus-dem-nsu-terror-d619878.htmlLehren aus dem NSU-Terror ? Dorsten: Jüdisches Museum Westfalen | Montag, 1. Februar 2016, 19:30 Uhr im Jüdischen Museum: NSU-Terror: So fest hat der Staat geschlafen. Und schläft er noch. Vortrag und Diskussion mit David Schraven (Essen) Ein umfangreicher Strafprozess gegen B. Zschäpe und andere in München, mehrere Untersuchungsausschüsse: Die Enthüllungen rund um die Nazi-Mörder des NSU sind kaum zu glauben – nicht nur, was die Täter angeht, sondern auch ihr Umfeld . V-Männer mit Kontakten in den inneren Zirkel sollten unter falschen Namen beerdigt werden. Dutzendfach wurden Akten vernichtet, Beweise von Beamten gefälscht, Ermittlungen von Amts wegen behindert. Alle diese Dinge sind beweisbar passiert. Was lehrt und das für die Zukunft? Kann noch immer rechter Terror passieren? Leider ja. Unter 20 % der Brandanschläge auf Flüchtlingsheime werden aufgeklärt. Wir wollen darüber reden, was wir tun können, um der Gefahr von rechts zu begegnen. - in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Dorsten – Referent: David Schraven (Journalist, ehem. Redakteur von taz Ruhr und von 2010 bis 2014 Leiter des Ressorts Recherche der WAZ-Gruppe) wurde mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet und leitet heute das gemeinnützige Recherchebüro Correctiv in Essen, Autor des Buchs „Weiße Wölfe. Eine graphische Reportage über rechten Terror“ (2015). Eintritt: 7 € (Schüler/innen 3 €)
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Post by Deleted on Jan 28, 2016 12:43:26 GMT 1
www.sueddeutsche.de/politik/mutmasslicher-terroristenhelfer-wohlleben-scheitert-mit-befangenheitsantrag-im-nsu-prozess-1.283829428. Januar 2016, 10:16 Uhr Mutmaßlicher Terroristenhelfer Wohlleben scheitert mit Befangenheitsantrag im NSU-Prozess Es gebe keine Hinweise, dass Richter Götzl die Rechte der Verteidigung beschneide. Der NSU-Prozess kann damit weitergehen. Von Annette Ramelsberger Der NSU-Prozess kann weitergehen. Der 6. Strafsenat lehnte einen erneuten Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl ab. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Götzl die Rechte der Verteidigung des Angeklagten Ralf Wohlleben beschneide. Die Richter betonten, Götzl habe sich im Gegenteil in einer unübersichtlichen Situation um Klärung und Übersicht bemüht. Die Verteidigung des Angeklagten Wohlleben hatte vergangene Woche den Befangenheitsantrag gegen Götzl gestellt, als der einem der Verteidiger, der ihn unterbrochen hatte, entschieden erklärte, er werde nun nicht das Wort erhalten. Daraufhin hatte sich die Verteidigung über die "harsche" und "barsche" Verhandlungsführung beschwert. Über zweiten Befangenheitsantrag wird noch entschieden Sehr wahrscheinlich wird auch der zweite Befangenheitsantrag gegen die Beisitzende Richterin Michaela Odersky abgelehnt werden. Ihr hatte die Verteidigung vorgeworfen, sie habe während der Begründung der Verteidigung für den Antrag gegen Götzl den "linken Mundwinkel hochgezogen" und dabei "geringschätzig gelächelt". Um die Befangenheitsanträge zu entscheiden, war die Verhandlung diese Woche unterbrochen worden. Sie wird kommende Woche mit der Befragung von weiteren Zeugen fortgesetzt werden.
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Post by Deleted on Jan 28, 2016 12:45:24 GMT 1
www.heise.de/tp/artikel/47/47247/1.htmlSächsisches Rittergut zum KZ? Florian Rötzer 28.01.2016 Trotz der Äußerung der Bevollmächtigten des Käufers des Ritterguts in Kohren-Salis, das bislang dem Neonazi Karl-Heinz Hoffmann gehörte, erhielt dieser den Zuschlag - am Tag des Holocaust-Gedenkens Ausgerechnet am internationalen Tag des Holocaust-Gedenkens kam gestern in Kohren-Salis, einem sächsischen Städtchen mit etwas mehr als 2.500 Einwohner, ein merkwürdiger Deal zustande. Dabei geht es um das Rittergut Sahlis, das der Neonazi Karl-Heinz Hoffmann, der 1973 die paramilitärische Wehrsportgruppe Hoffmann gegründet hatte, 2004 von der Treuhand über eine gemeinnützige Stiftung übernahm und dort einen landwirtschaftlichen Betrieb aufziehen wollte. Gestern wurde sie nach einer Zwangsversteigerung einem Interessen aus Nordrhein-Westfalen, aus Oberhausen, verkauft, der dafür mit 160.000 Euro mehr als erwartet geboten. Dessen Vertreterin hatte erklärt, der Bieter wolle das Rittergut zu einem "Konzentrationslager" machen." Diese hatte die Bevollmächtigte nach Angaben der Leipziger Volkszeitung "mehrfach wiederholt." Die Nazi-Organisation von Hoffmann wurde 1980 nach dem Oktoberfestanschlag, das von Gundolf Köhler, einem Mitglied der Wehrsportgruppe ausgeführt als verfassungsfeindliche Organisation verboten. Umstritten ist weiterhin, ob Köhler ein Einzeltäter war und inwieweit die Wehrsportgruppe in den Anschlag verwickelt. 1981 erschoss Uwe Behrendt, ebenfalls Mitglied der Wehrsportgruppe, den jüdischen Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin. Auch hier blieb ungeklärt, inwieweit Hoffmann darin verwickelt war. Wegen anderer Straftaten, darunter Körperverletzung, Landfriedensbruch und Vergehen gegen das Waffengesetz, wurde er 1981 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber schon 1989 wieder in die Freiheit. Hoffmann blieb den rechtsextremen Kreisen treu, so zuletzt ein Bericht von Report Mainz, betätigte sich im Immobiliengeschäft und wurde schließlich, wie er sagt, Verwalter des Ritterguts, nachdem er auch andere Gebäude in Kohren-Salis gekauft haben soll. Zum NSU-Prozess schrieb er: "Ich habe die NSU-Affäre von Anfang an beobachtet. Soweit es um die unterstellten Mordtaten geht, halte ich Beate Zschäpe für vollkommen tatunbeteiligt. Überflüssig zu erwähnen, dass mich die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens auch nicht von der Schuld der beiden Uwes überzeugen konnten." Nach eigenem Bekunden schätzt er die AfD nach dem Weggang von Lucke und Frauke Petry: "Ihr Mundwerk ist das treffsichere Maschinengewehr der AfD. Damit könnte sich den Weg bis ganz nach oben freischießen." Hoffmann attestiert sich, derzeit bei den völkisch-rechtsgestimmten Bewegungen, mit denen er sympathisiert, einen schwierigen Stand zu haben, weil er aus alten Zeiten Muslime nicht grundsätzlich ablehnt. Ansonsten geifert er aber auch gegen die Lügenpresse, spricht von einer "Asylanteninvasion" und davon, dass sich Deutschland abschafft: Dabei macht mir eine, mit der Zuwanderungsinvasion parallel laufende Entwicklung große Sorgen: Die ungehemmte, höchst unvernünftige Aufnahme syrischer, sunnitisch-mohammedanischer "Kriegsflüchtlinge" wird nicht nur die Durchführung von Terrorattentaten begünstigen, sondern auch das gesellschaftliche Klima in Deutschland vergiften.Ich fürchte, dass unsere Bevölkerung durch die Aktionen der ISIS zu einer pauschalen Verurteilung unseres mohammedanischen Bevölkerungsanteiles veranlasst wird. Das ist ebenso ungerecht wie unvernünftig, aber wohl nicht zu ändern. Die deutsche Bevölkerung ist mehrheitlich eher unvernünftigen als vernünftigen Argumenten gegenüber aufgeschlossen. Wäre es anders, wären die derzeit Herrschenden nie gewählt worden. Die Unversöhnlichkeit der unterschiedlichen politischen Lager wird sich immer weiter zuspitzen. Deshalb werden wir schrecklichen Zeiten entgegengehen. Richtig wäre es jetzt, auf unsere schon länger in Frieden mit uns lebenden Türken und Iraner bewusst zuzugehen, um uns Ihrer bisherigen Freundschaft und Treue zu Deutschland auch für die Zukunft zu versichern. Hoffmann
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Post by Deleted on Jan 28, 2016 12:47:41 GMT 1
www.dtj-online.de/brennende-fluechtlingsheime-untaetige-polizei-ist-ein-neuer-nsu-realistisch-70008Interview mit der stellvertretenden Vorsitzenden des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses Brennende Flüchtlingsheime, untätige Polizei: Ist ein neuer NSU realistisch? Die stellvertretende Vorsitzende des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses spricht im Interview über die Ziele des Ausschusses, die Versäumnisse der Behörden damals wie heute und die Gefahr, die vom neuen Rechtsdrall in der deutschen Gesellschaft ausgeht. Von Azamat Damir | 28.01.2016 07:53 Seit mehr als zweieinhalb Jahren steht Beate Zschäpe vor Gericht, aber man hat das Gefühl, dass es heute mehr offene Fragen zum NSU gibt als je zuvor. Mit diesen befasst sich seit dem 25.11.2015 der zweite NSU-Untersuchungsausschuss auf Bundesebene. Die Bundestagsabgeordnete Susann Rüthrich sitzt als Obfrau der SPD im Untersuchungsausschuss und ist deren stellvertretende Vorsitzende. Im Interview spricht sie über die Ziele, die sich der Ausschuss realistischer Weise setzen kann, über Versäumnisse der Behörden und die Gefahren, die die neuen rechten Tendenzen in der deutschen Gesellschaft mit sich bringen. Der zweite Untersuchungsausschuss des Bundestages hat seine Arbeit aufgenommen. Was zeichnet ihn aus? Worauf werden seine Schwerpunkte liegen? Rüthrich: Der Untersuchungsausschuss muss natürlich nicht das leisten, was die Untersuchungsausschüsse in den anderen Bundesländern schon gemacht haben. Aber der 1. Untersuchungsausschuss hatte zum einen wenig Zeit, zum anderen sind neue Fragen aufgetaucht, die es damals noch nicht gab, weil schlicht einige Akten nicht aufgetaucht waren. Und drittens soll der Untersuchungsausschuss Verbindungen zu den Ergebnissen des NSU-Prozesses in München herstellen. Die Kolleginnen und Kollegen im Innenausschuss sind in dieser Legislaturperiode mit ihren Fragen bisher nicht weitergekommen, gemäß dem Motto ‚Sie sind ja kein Untersuchungsausschuss, also müssen wir nicht antworten’. Deswegen haben wir uns entschieden, einen zweiten Untersuchungsausschuss ins Leben zu rufen. Ein dritter Untersuchungsausschuss wird hoffentlich nicht nötig sein. Denn irgendwann wird das Schwert des Untersuchungsausschuss auch stumpf. Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich persönlich? Auf welche Fragen suchen Sie Antworten? Rüthrich: Meine persönliche Sicht ist geprägt von der antirassistischen Bildungsarbeit, die ich vorher gemacht habe. Für mich bleiben Mordfälle unaufgeklärt, solange die Tatmotive und die Kriterien der Opferauswahl unklar sind. Bei keinem einzigen Mord ist nachvollziehbar, warum ausgerechnet die Person zu dem Zeitpunkt an dem Ort Opfer werden musste, Opfer geworden ist. Das rassistische Tatmotiv würde ich gerne näher untersuchen. Zweitens: Wenn bei einem der Morde in die falsche Richtung ermittelt wird, ist das nicht schön, es kann aber passieren. Aber wenn es neunmal in Folge passiert, dann gehe ich von einem systematischen Problem aus. Das, was wir da haben, nämlich dass rassistische Tatmotivationen systematisch übersehen werden - da würde ich genauer hingucken. Was bedeutet das für unser Behördenhandeln, was bedeutet es gesellschaftlich? Wir sollten alle selbstkritisch sein, warum wir gerade an der Stelle blind waren. Sie haben von systematischen Fehlern gesprochen. Wird man diese beheben können? Falls ja, wie? Rüthrich: Ich hoffe, dass sie behoben werden. Wir haben uns vorgenommen, dass wir uns nicht jeden einzelnen Fall vornehmen, dass wir nicht jeden Fall noch einmal komplett wieder neu aufrollen müssen. Wir wollen uns nicht in den Details verlieren, weil andere Untersuchungsausschüsse das für ihre Landesbehörden vor Ort machen. Wir müssen uns angucken, was mit den Bundesbehörden zu machen ist - was das für die Aus- oder Fortbildung bedeutet. Wir müssen uns angucken, welche Konsequenzen die Gesellschaft zieht, ob Prävention und Sensibilität dafür ausreichend sind. Und wenn das nicht der Fall ist, wovon ich ausgehe, dann müssen wir überlegen „Was machen wir da?“. Der 1. Untersuchungsausschuss hat schon gute Hinweise geliefert. Da dürfen wir auf keinen Fall zurückfallen, sondern gucken, was davon umgesetzt wurde. Was muss gegebenenfalls darüber hinaus gemacht werden? Ich hoffe, dass wir in anderthalb Jahren ein Stück weiter in der Diskussion sind. Bei den Zeugenvernehmungen fiel und fällt auf, dass Zuständige, insbesondere Zeugen vom Verfassungsschutz, anscheinend beabsichtigt viele Fragen offen lassen. Was werden Sie in solchen Fällen anders machen? Rüthrich: Auf der einen Seite müssen wir davon ausgehen, dass die Behörden mit uns anständig zusammenarbeiten und uns die Informationen geben, zu denen sie verpflichtet sind. Wir sind Kontrollorgan auch für das Regierungshandeln. Da müssen wir selbstbewusst sein. Wir müssen nicht alle Zeugen erneut befragen. Man muss den Blick ausweiten, wer könnte noch eingeladen werden. So wie ich es vom 1. Untersuchungsausschuss mitbekommen habe, wurde Abstand davon genommen beispielsweise die V-Leute selbst zu befragen, weil man den Menschen, die in der Regel überzeugte Nazis sind, nicht die Plattform geben wollte. Aber wir müssen vielleicht tatsächlich dahin kommen, uns deren Erfahrungen mit unseren Behörden auch schildern zu lassen. Es gibt noch folgende Fragen: Kann es sein, dass es wirklich nur drei Täter waren? Oder stecken dahinter möglicherweise weitere Netzwerke? Da muss man den Fokus nochmal weiter auf die organisierte Kriminalität und Waffenhändler richten. Und natürlich auch auf nicht organisierte rechte Sympathisanten. Wir aus dem NGO-Bereich haben immer gesagt, dass diese Netzwerke bestehen, auch wenn sie keinen Verein gründen und Schatzmeister wählen. Diese Verflechtungen von Personen sind institutionell nicht abbildbar. Und die Polizei sucht nach organisierter Kriminalität oder nach Rechtsextremisten. Wahrscheinlich muss man sich die Mischszenen stärker vornehmen. Entsprechend dürfte sich auch die Themenauswahl nochmals erweitern. Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Binninger sagt, dass Ihre Leitfrage „War es wirklich ein Trio?“ laute. Rüthrich: Bis zum Beweis des Gegenteils kann ich mir nicht vorstellen, dass sich nur drei Menschen alleine im Untergrund finanziell ausstatten, Banken überfallen und Menschen umbringen konnten, ohne überführt zu werden. Die Zu- oder Auffälligkeiten der einzelnen Tatorte deuten darauf hin, dass da nicht einfach jemand hingegangen ist und irgendeinem Blumenhändler oder Dönerverkäufer in den Kopf geschossen hat, sondern dass gezielt gehandelt wurde. Ob es nur 3 waren oder mehr, werden unser Untersuchungsausschuss, andere Untersuchungsausschüsse und Prozesse vielleicht beleuchten können. Aber im Moment sieht es nicht so plausibel aus. Ich komme ja aus Dresden, wir sind sozusagen leidgeplagt. Vorher hatten wir den größten Naziaufmarsch Europas zum 13. Februar in Dresden. Das ist etwas, das mich schon lange beschäftigt. Es ist für mich keine komplett neue Situation. Die AfD zeigt ihr Gesicht klarer. Wir haben das Problem NPD, da ist ein Verbotsverfahren angestrebt. Bei der AfD müssen wir gucken, in welche Richtung sie sich entwickelt. Ich glaube, dass sie sich dazu entschieden hat, auch in diese Richtung zu gehen. Aber es gibt die Menschen, die anders, nicht rassistisch sind, demokratisch denken. Sie sind in der Mehrheit. Die Menschen, die sich einsetzen, die sich jeden Tag engagieren, indem sie Sprachkurse geben, Geflüchtete zu Behörden begleiten, Anwälte besorgen und so weiter, die müssen wir stärken. Und nicht den Fokus auf die verängstigten, die „besorgten“ Bürger legen, die sich abgrenzen wollen. Das heißt nicht, dass wir keine Politik für sie machen, wir müssen Politik für die Gesamtgesellschaft machen, auch für die 1 Million Menschen, die zu uns geflüchtet sind. Ich freue mich sehr, dass gerade in der SPD jetzt die lang ersehnten Diskussionen aufkommen: Wie gestalten wir die Integration? Wie vermeiden wir, bestimmte Fehler zu wiederholen? Wenn wir neue Fehler machen, ist das okay. Aber wir dürfen alte nicht erneut machen. An der Stelle müssen wir all unsere Kraft bündeln. Und Kraft sparen, indem wir auf Abschottungs- und Symbolpolitik verzichten, denn das sind Rückzugsgefechte, die wir gar nicht brauchen. Das ist ja nicht nur ein Problem der neuen Bundesländer. Aber warum ist es dort so auffällig? Rüthrich: Wenn wir darauf nur eine Antwort geben könnten, könnten wir genau das Problem beheben. Wahrscheinlich ist es wirklich eine Vielzahl an Faktoren, die da zusammenkommt. Es hat was mit politischer Kultur und mit Sicherheit, aber auch mit politischer Bildung zu tun. Gerade ist Sachsen bei den PISA-Studien Sieger in Deutschland. Meine polemische These ist: Wir haben Leute, die Deutsch, Mathe und Naturwissenschaften gut können, aber sie finden sich in ihrer Gesellschaft nicht zurecht und gehen dann montags auf die Straße. Es hat mit Sicherheit damit zu tun, wie normal ich die Buntheit der Menschen wahrnehme. Meinen Optimismus nehme ich mir aus der Hoffnung, dass viele Menschen kommen und viele von ihnen auch bleiben werden, damit sich dann etwas wie Normalität auch in Sachsen einleben kann. Weil sie zu Arbeitskollegen werden, die Kinder werden in die Schulen und Kitas gehen. Sie werden zu Kameraden in Sportvereinen. Daher wird die Gesellschaft in Sachen offener. Aber wie gesagt, Sachsen ist ein schönes Land mit vielen offenen und guten Menschen, die sich engagieren. Aber auf diese wird leider selten der Fokus gelegt. Sie gehen in der öffentlichen Wahrnehmung unter. Im Westen gibt es auch Fälle, wo Flüchtlingsheime brennen. Aber dort stellen sich die politischen Macher hin und sagen: Das geht nicht. Um ehrlich zu sein: Das vermisse ich manchmal in Sachsen. Haben sie Sorge, dass in der rechtsextremistischen Szene erneut Gruppierungen wie der NSU entstehen könnten oder auch einzelne Täter solche Straftaten begehen können? Rüthrich: Ich wäre total glücklich wenn ich Ihnen sagen könnte: Ich bin da komplett sorgenfrei, das kann und wird uns nie wieder passieren. Beim NSU sieht man gut, wie sich die Menschen im Umfeld radikalisierten. Es erschüttert mich immer wieder, wenn ich sehe, wie bestimmte Taten, die auch heute begangen werden, bewertet werden. Die drei, die beim NSU den Kern gebildet haben sollen, waren ja schon vorher auffällig geworden, sie waren der Justiz und Polizei bekannt. Jetzt haben wir bestimmte Gesetze angepasst. Es gibt die „Hate Crime“-Gesetzgebung, aber wie gut wird die umgesetzt? Bei uns werden Bürgerbüros angegriffen, da werden Steine in die Fensterscheiben geworfen. Flüchtlingsheime brennen, und dann heißt es, der politische Hintergrund sei nicht ersichtlich. Da stehen bei mir die Nackenhaare zu Berge, weil ich den Eindruck hab, dass die Polizei, aber auch die Justiz auf ein Bekennerschreiben warten, damit sie die Tat einstufen können. Ansonsten wird der politische Hintergrund nicht gesehen und das erschreckt mich wirklich. Als in Brandenburg ein junger Mann mit Reizgas durch eine Flüchtlingsunterkunft ging und mehr als 30 Menschen verletzte, wurde „Übermut“ als Motiv angegeben. Da fehlt mir jedes Verständnis. Man kann aus Übermut eine ganze Menge machen, aber nicht durch eine Flüchtlingsunterkunft rennen und Menschen verletzen. Viele andere Motive als Rassismus fallen mir da spontan nun wirklich nicht ein.
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Post by leipziger on Jan 28, 2016 13:37:36 GMT 1
Neues zu Karl-Heinz Hoffmann
Leipziger Volkszeitung vom 28. Januar 2016
Für 160 000 Euro: Oberhausener erhält Zuschlag für Gut von Neonazi Hoffmann Trotz „KZ“-Drohung geht Areal an anonymen Anbieter / Bürgermeister von Kohren-Sahlis hofft auf Sanierung VON WINFRIED MAHR Leipzig. Trotz der wiederholten Drohung, im Rittergut Sahlis ein „Konzen-trationslager“ errichten zu wollen, hat ein Oberhausener gestern den Zuschlag für das Anwesen im Landkreis Leipzig erhalten. Der Mann aus dem Ruhrgebiet hatte bei der Zwangsversteigerung vor einer Woche 160 000 Euro für das 60 000 Quadratmeter große Areal mit Park und mehreren Bauwerken, darunter ein kleines Schloss, geboten. Der Käufer, der nicht öffentlich in Erscheinung trat, muss das Geld jetzt bis zum 23. März überweisen.
Der mehrfach als Rechtsextremist vorbestrafte Vorbesitzer Karl-Heinz Hoffmann hatte das Rittergut vor elf Jahren erworben. Hoffmann gehörte seit den 1960ern zu den bekanntesten Köpfen der Neonazi-Szene und saß mehrere Jahre in Haft. Der 78-Jährige, der gestern selbst im Leipziger Amtsgericht anwesend war, hatte noch am Montag die Einstellung des Verfahrens beantragt. Dem Abwasserzweckverband Wyhratal schuldete er unter anderem Geld für den Anschluss des Rittergutes an öffentliche Kanäle.
Wollschweine statt Wessel-Lied
Hoffmann hatte beanstandet, das bei der Versteigerung aufgerufene Mindestgebot von einem Euro sei falsch berechnet gewesen. Die Rechtspflegerin Ulrice Matthes wies ihn darauf hin, dass die Einspruchsfrist ungenutzt verstrichen, zivilrechtlicher Streit aber legitim sei. Auch Hoffmanns Einwand, er wisse gar nichts von der Beschlagnahme seines Grundstückes, ließ die Rechtspflegerin nicht gelten. „Die Unterlagen sind Ihnen per Postboten am 8. August 2013 auf Schloss Ermreuth zugestellt worden.“ Auf den einstigen Sitz der nach ihm benannten und 1980 verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann im oberfränkischen Kreis Forchheim hat sich der Rentner schon vor Jahren zurückgezogen, nachdem er mit mehreren Unternehmungen in seinem früheren thüringischen Wohnort Kahla gescheitert war.
Hoffmann ließ gestern noch offen, ob er Rechtsmittel gegen den Leipziger Gerichtsentscheid einlegen wird. „Das ist ein ganz übles Spiel“, sagte er nach dem Ende der Verhandlung. Die Höhe des Abwasserbescheides nannte er „unverhältnismäßig“ und das ganze Verfahren politisch motiviert. „Der Abwasserzweckverband wollte nie mit uns verhandeln“, stets sei er in der Gegend als Neonazi abgestempelt worden. „Aber in Sahlis ist niemand marschiert und hat das Horst-Wessel-Lied gesungen!“, betonte er vor laufender Kamera. Er habe eine Kulturstiftung geleitet und „einen Landwirtschaftsbetrieb mit über 100 Schweinen“ unterhalten. Die Wollschweine seien, wie er an anderer Stelle betonte, „grundsätzlich gesinnungslos“ und im Verzehr völlig unbedenklich gewesen. Wenn er nun mit seinem Privatvermögen haften solle, sei sein „Vertrauen in den Rechtsstaat nachhaltig gestört“.
Tatsächlich war der mehrfach vorbestrafte Franke in Kohren-Sahlis kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Für Schlagzeilen hatte er in Sachsen eher dadurch gesorgt, weil er für die Sanierung des Gutes zwischen 2005 und 2010 staatliche Fördermittel von rund 130 000 Euro erhalten hatte.
Der Kohren-Sahliser Bürgermeister Siegmund Mohaupt (CDU) äußerte im Stadtrat die Hoffnung, dass der Käufer das Rittergut samt Rokoko-Park nun Schritt für Schritt saniere. Es handele sich um ein kulturgeschichtlich bedeutsames Denkmal, das weithin ausstrahlen sollte und das für die Besucher des Kohrener Landes wieder ein attraktives Ziel sein müsse. Aktivitäten dieser Art „stehen wir offen gegenüber. Anders wäre es, wenn es in eine politisch extreme Richtung ginge.“
Im März ist Zahltag
Die Bietervertreterin hatte zuvor mit der Äußerung, aus dem Gut solle ein „Konzentrationslager“ werden, für einen Eklat gesorgt. Stadtrat Tino Mohaupt (CDU) bekräftigte den Wunsch, aus der Immobilie sollte ein Ort der Kultur werden. An den bisherigen Spekulationen und Befürchtungen beteilige er sich nicht: „Wir sollten erst mal positiv denken.“
Bei dem erst 20-jährigen Meistbietenden aus Nordrhein-Westfalen soll es sich um einen aus der Ukraine stammenden Jungunternehmer handeln, dessen Hausmeisterfirma schon nach einem Jahr pleite gegangen war. Vorerst bleibt abzuwarten, ob es sich um einen Verzögerungsversuch handelt, um das Enteignungsverfahren in die Länge zu ziehen.
„Wir haben die näheren Umstände geprüft und halten das für die rechtlich und wirtschaftlich richtige Entscheidung“, sagte Anwalt Simon Hahn, der den Abwasserverband Wyhratal vertrat. „Am 23. März werden wir sehen, wie es weitergeht“, sagte Wolfgang Hiensch (Unabhängige Wählervereinigung), Bürgermeister von Frohburg und Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes Wyhratal, der das Gut zur Versteigerung gebracht hatte. Den Sanierungsaufwand für die heruntergekommene Immobilie schätzte er auf rund zehn Millionen Euro.
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Post by Deleted on Jan 28, 2016 13:44:43 GMT 1
Rüthrich. Eine schlechte Wahl. Rassistisch, verblendet, ideologisiert, verkrampft und damit völlig ungeeignet. Für so ziemlich alles.
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Post by Admin on Jan 28, 2016 13:52:11 GMT 1
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Post by leipziger on Jan 28, 2016 13:56:05 GMT 1
Ich schau mir das Rittergut in Kohren-Sahlis demnächst mal an. Ist ja ganz in der Nähe. Nicht, dass der neue Eigentümer dort Asylanten einquartieren will.
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Post by Admin on Jan 28, 2016 14:28:58 GMT 1
Zum allseitigen Verständnis will ich die Sache, volkstümlich ausgedrückt, auf einen einfachen Nenner bringen: Ich hatte die Absicht, Opfer an Zeit und Geld zur Erhaltung eines Kulturdenkmales zu erbringen, aber ich bin nicht nach Sachsen gegangen, um einer fetten Sau den A... zu schmieren. Ich habe meine Aufgabe nicht darin gesehen, den Abwasserzweckverband zu subventionieren. Von dem Augenblick an, als die gigantisch überhöhten Forderungen des AZV in Höhe von „zunächst“ sage und schreibe 128 000 Euro auf dem Tisch lagen, habe ich die Sanierungsarbeiten zunächst eingeschränkt und schließlich nach erfolglosen Verhandlungen eingestellt. Jede weitere Ausgabe für erhaltungsnotwendige Arbeiten war sinnlos geworden. Inzwischen sind die Forderungen der AZV durch Säumniszuschläge auf rund 220 000 Euro angewachsen. Mit einem Wort, „ein Irrsinn“. Noch dazu ein solcher, der die im Interesse der Allgemeinheit liegende Sanierung des baugeschichtlich besonders wichtigen Baudenkmales und des dazu gehörigen Rokoko-Parks unmöglich macht. www.karl-heinz-hoffmann.com/aktuell.html
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Post by Deleted on Jan 28, 2016 14:42:32 GMT 1
www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-prozess-zschaepe-scheitert-mit-antrag-auf-entpflichtung-ihrer-altverteidiger-a-1074422.html NSU-Prozess: Zschäpe scheitert mit Antrag auf Entpflichtung ihrer Altverteidiger Beate Zschäpe muss sich im NSU-Prozess weiter von ihren Anwälten Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm verteidigen lassen. Das hat das Münchner Oberlandesgericht entschieden. Im NSU-Prozess ist die Hauptangeklagte Beate Zschäpe zum wiederholten Mal mit einem Antrag gescheitert, ihre Altverteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm loszuwerden. Wie aus einer Mitteilung des Oberlandesgerichts München hervorgeht, ist ein Antrag auf Entpflichtung abgelehnt worden. Das Schreiben liegt SPIEGEL ONLINE vor. Das Verhältnis zwischen Zschäpe und ihren Altverteidigern gilt als zerrüttet. Ihr Streit mit Heer, Stahl und Sturm über ihr Aussageverhalten dauert schon mindestens ein halbes Jahr. Zuletzt hatte sie sich in einem Brief an das Gericht über die drei Anwälte beschwert. Darin warf Zschäpe ihnen vor, ihr bewusst geschadet und ihren Wunsch nach einer Aussage im NSU-Prozess nicht respektiert zu haben. Sie hat mit Mathias Grasel und Hermann Borchert inzwischen zwei weitere Verteidiger an ihrer Seite. Das Gericht begründete die Ablehnung von Zschäpes Antrag nun so: Es lägen keine nachgewiesenen Umstände vor, aus denen hervorgehe, dass das Vertrauensverhältnis zwischen der Angeklagten und den drei Altverteidigern endgültig und nachhaltig erschüttert sei. Somit sei eine Abberufung der Pflichtverteidiger nicht gerechtfertigt. Zschäpe muss sich als mutmaßliche Mittäterin für die Serie von zehn Morden, vor allem an Kleinunternehmern mit ausländischen Wurzeln, und zwei Sprengstoffanschlägen verantworten. Zschäpe bestreitet, vorab von den Morden gewusst zu haben, die dem NSU angelastet werden. Sie hat die Schuld auf Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos geschoben.
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