„Werwolf“ als NS-Partisanenbewegung

Was war denn nun mit den Werwölfen?

Eine Schulfreundin meiner Mutter, Jahrgang 1921, verschwand irgendwann im Frühjahr 1945. Sie setzte sich zu den Werwölfen ab. Jeder der sie kannte, war überzeugt sie nicht mehr lebend zu sehen. Im Juni '45 tauchte sie wieder auf. Man wollte natürlich von den Erlebnissen wissen. Aber von ihr war niemals etwas zu erfahren. Selbst meiner Mutter gegenüber, die ihre beste Freundin war, schwieg sie beharrlich. Diese Frau, die ich ja selbst noch kannte, war in ihrer Jugend und zu jener Zeit eine richtiggehende Kämpferin. Sie hätte selbst dem Hoffmann und seiner WSG zu aller Ehre gereicht.

Dieses unbedeutende Schreckgespenst Werwolf hat 1945 meine Oma und Uroma vor den Augen meiner Mutter ermordet und es den Russen in die Schuhe geschoben, die, der Krieg war längst vorbei, sich nächtens auf dem Lande in ihre Unterkunft verzogen, denn der kleine Haufen Russen sah keine Chance, sich einen Kampf mit denen zu liefern. Sie wollten heil nach Hause zurück.

In den 60ern, so wurde es mir erzählt, tauchten eines Tages Ermittler des MfS bei meinen Eltern auf und erkundigten sich ausführlich zu diesem Sachverhalt. Mein Eltern wurden zum Schweigen verdonnert. Möglicherweise wurde einige als Kriegsverbrecher ermittelt, denn dafür war das MfS zuständig. Ob auch die Mörder darunter waren, darüber ist nie etwas bekannt geworden. Bis heute nicht, trotz inzwischen präziser Nachforschungsmöglichkeiten.

Es sind Erinnerungen, so habe ich erst sehr spät erfahren, die fressen ein Leben lang in einem Menschen. Es ist ein Alb, den man bis zum Tod behält. Scheiße ist sowas, sag ich euch.