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Post by Admin on Jun 22, 2016 10:55:24 GMT 1
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Post by Admin on Jun 22, 2016 15:37:19 GMT 1
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Post by Deleted on Jun 22, 2016 15:37:27 GMT 1
www.dw.com/de/corelli-aff%C3%A4re-verfassungsschutz-ger%C3%A4t-zunehmend-unter-druck/a-19348155Deutschland "Corelli"-Affäre: Verfassungsschutz gerät zunehmend unter Druck In der Affäre um den ehemaligen V-Mann "Corelli" tauchen immer mehr Einzelheiten auf, die auf schwere Defizite beim Verfassungsschutz deuten. Hat die Amtsleitung die Kontrolle verloren, oder ging die Behörde bewusst vor? Der 2014 verstorbene Thomas Richter, Deckname Corelli, war 18 Jahre lang V-Mann des Verfassungsschutzes und lieferte Informationen über die rechtsextreme Szene in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er war auch im Umfeld der rechtsextremen Gruppe NSU aktiv, die 2011 enttarnt worden war. Wie rbb-Inforadio unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, wurden mehrere Handys, die der V-Mann zwischen 2007 und 2011 benutzt hat, bisher nicht oder zumindest nicht vollständig ausgewertet. Diese Mobiltelefone habe "Corelli" somit also vor dem Auffliegen des NSU benutzt. Laut rbb stellt sich damit die Frage, ob der Informant Verbindungen zum NSU gehabt haben könnte neu. Der Gruppe werden zehn Morde zur Last gelegt. "Corelli" soll Mitte der 1990er Jahre Kontakt zum mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos gehabt haben. Beate Zschäpe, die einzige Überlebende des NSU-Trios, steht in München vor Gericht. Kein Kommentar vom Verfassungsschutz Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundesinnenministerium wollten zu dem rbb-Bericht keine Stellung nehmen und verwiesen auf laufende Untersuchungen. Erst kürzlich waren im Verfassungsschutz völlig überraschend ein Handy und fünf SIM-Karten "Corellis" aufgetaucht. Das Mobiltelefon hatte über mehrere Jahre offenbar unbeachtet in einem Panzerschrank gelegen. Bei einem routinemäßigen Bürowechsel im Juli 2015 war es gefunden worden. Innenminister Thomas De Maizière beauftragte deshalb Anfang Juni einen externen Experten, der die Pannen beim Verfassungsschutz untersuchen soll. Der Ermittler soll prüfen, "ob und gegebenenfalls welche Defizite hinsichtlich der Ablauf- und Aufsichtsmechanismen" im Bundesamt für Verfassungsschutz bestehen. Grüne, SPD und FDP fordern Entlassung Maaßens Die Grünen sehen den Zeitpunkt für personelle Konsequenzen gekommen. De Maizière solle Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen entlassen, fordern die Abgeordneten Konstantin von Notz, Irene Mihalic und Hans-Christian Ströbele. "Angesichts immer neuer Funde von bisher nicht berücksichtigtem Beweismaterial stellt sich mittlerweile die Frage, ob die Amtsleitung völlig die Kontrolle verloren hat oder es sich hier gar um eine bewusste Beweisunterdrückung handelt", erklärten von Notz, Mihalic und Ströbele. FDP-Vize Wolfgang Kubicki sagte dem Berliner "Tagesspiegel", Maaßens "mangelnde Professionalität wird zur Belastung des Amtes."
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Post by Deleted on Jun 22, 2016 15:40:09 GMT 1
www.tagesspiegel.de/politik/chef-des-verfassungsschutzes-fuer-hans-georg-maassen-wird-es-eng/13772126.htmlChef des Verfassungsschutzes Für Hans-Georg Maaßen wird es eng In der Affäre um den Ex-Spitzel "Corelli" stimmt einiges nicht. Das wird dem selbstbewusst auftretenden BfV-Chef nun zum Verhängnis. Ein Kommentar. von Frank Jansen Mehr Transparenz, mehr Effektivität, ja einen Mentalitätswandel hatten die Sicherheitsbehörden nach dem NSU-Schock angekündigt. Die vielen Pannen und Versäumnisse im Fall der rechtsextremen Terrorzelle sollten sich nicht wiederholen. Polizei, Verfassungsschutz und Justiz wollten ihre Fehler gründlich aufklären. Da ist auch viel passiert, doch die Affäre um den 2014 verstorbenen Ex-V-Mann mit dem Decknamen „Corelli“ weckt Zweifel und beschädigt vor allem den Ruf des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Da werden Handys des früheren Spitzels erst spät bei einem V-Mann-Führer entdeckt, die Auswertung der Geräte kommt nur langsam voran. Häppchenweise werden neue Details bekannt. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) ist zunehmend gereizt, im Bundestag wird schon über die Ablösung von BfV-Chef Hans-Georg Maaßen spekuliert. Er trägt die Verantwortung für jede Panne seiner Behörde. Der Fall Corelli wird mehr und mehr ein Fall Maaßen. Was käme nach einem Rauswurf? Da gibt es allerdings noch etwas, das Maaßen das Leben erschwert – Maaßen selbst. Sein robustes Auftreten wird in Teilen von Politik und Öffentlichkeit als Arroganz gedeutet. Der BfV-Präsident gibt sich gern kämpferisch und scheut auch keinen unpopulären Konflikt. Im vergangenen Jahr stieß er mit Strafanzeigen die Ermittlungen gegen Blogger an, die Interna des BfV veröffentlicht hatten und dann von der Bundesanwaltschaft mit dem Vorwurf des Landesverrats konfrontiert wurden. Der öffentliche Aufschrei war beachtlich. Und kürzlich äußerte Maaßen im NSA-Untersuchungsausschuss den Verdacht, Edward Snowden habe für Russland spioniert. Einen Beleg nannte er nicht. Bei de Maizière gingen wieder die Augenbrauen hoch. Viel Geduld hat er mit dem obersten Verfassungsschützer wohl nicht mehr. Dass de Maizière den früheren Ministerialdirektor Reinhard Rupprecht zum BfV geschickt hat, um Aufklärung über strukturelle Probleme zu bekommen, ist ein Warnsignal für Maaßen. Vielleicht ein letztes. Aber was käme nach einem Rauswurf? Ein neuer Präsident ist nicht automatisch die Lösung aller Probleme. Maaßen selbst sollte seinen Kampfgeist noch stärker dafür einsetzen, den BfV-Apparat auf Schwachstellen zu durchleuchten. Und sich öffentlich etwas zurücknehmen.
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Post by Admin on Jun 22, 2016 15:40:55 GMT 1
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Post by anmerkung on Jun 22, 2016 15:48:05 GMT 1
Das Thema "Mord an V-Mann Corelli nicht mehr ausgeschlossen" geht mir auf den Sack und zeigt einmal mehr, welch dümmlicher Qualität zeitgemäße Schreiberlinge sind. Das haben wir doch bereits vor zwei Jahren diskutiert, nie ausgeschlossen und als eine Möglchkeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit diksutiert. Was wollen diese Pappnasen außer dem Verfassungsschutz ans Bein pinkeln eigentlich? Davon ablenken, daß sie nicht in der Lage sind, das wesentliche zu erkennen. Verkackt haben die Ermittlungen Polizisten. Der Verfassungsschutz ist außen vor.
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Post by Admin on Jun 22, 2016 15:53:16 GMT 1
www.neues-deutschland.de/artikel/1016156.der-primus-steht-hintenan.html Von René Heilig 22.06.2016 Inland Der »Primus« steht hintenan Wie man Ermittlungen zu einem Nazi-V-Mann mit Kontakten zum NSU im Nichts verlaufen lässt Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages befasst sich am Donnerstag erneut mit dem »Primus«-Thema. Unter anderem sind solche und solche Kollegen des Zwickauer Nazi-Führers geladen. Frage: Was hat der V-Mann »Primus« seinem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) über das NSU-Trio erzählt? Aktuelle Antwort: Bislang sind nicht alle Handys des V-Mannes »Corelli« ausgewertet worden. So absurd läuft die Kommunikation zwischen diversen NSU-Untersuchungsausschüssen und den zuständigen Sicherheitsbehörden. Dabei wird zumeist per Medien über Bande gespielt. Der tote Thomas Richter – alias »Corelli« – bringt allemal eine Schlagzeile, auch wenn er vermutlich wenig mit dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zu tun hatte. Deshalb ist nicht unwichtig, warum und wie das Bundesamt »Corelli« an die rechtsextreme und so auch an die Antifa-Szene herangeführt hat. Immerhin war er zwei Jahrzehnte lang einer der wichtigsten Spitzel des BfV. Bis er 2012 enttarnt wurde und 2014 im Alter von nur 38 Jahren an einer unerkannten Diabetes-Erkrankung verstarb. Dass die Todesursache exakt ermittelt wurde, bezweifelt inzwischen sogar der damalige Gutachter. Nach all dem haben Abgeordnete des NSU-Bundestagsuntersuchungsausschusses seit Jahren und mehrfach gefragt. Das Parlamentarische Kontrollgremium beauftragte mit Nachforschungen extra einen Sonderermittler, den man beim Geheimdienst offenbar mit »Entgegenkommen« vom Thema weggeführt hat. Umso berechtigter fragen nun die Mitglieder des Untersuchungsausschusses in Nordrhein-Westfalen nach »Corelli«. Sie erhalten keine Antworten von Substanz und der V-Mann-Führer des Spitzels keine Aussagegenehmigung. Noch mehr schweigt die Geheimdienst- und Ermittlergemeinschaft, wenn der Name Ralf Marschner, alias »Primus«, aufgerufen wird. Dem BfV-V-Mann aus Zwickau kann unmöglich entgangen sein, dass Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und die in München angeklagte Beate Zschäpe in seiner Nachbarschaft wohnten. Im Gegenteil, es gibt Zeugen, die behaupten, Zschäpe in Marschners Szeneladen gesehen zu haben. Hinterm Ladentisch. Andere Zeugen behaupten, Mundlos und Böhnhardt hätten in Marschners Bauservice gearbeitet. Der V-Mann, mehrfach von noch anonymer Seite vor Hausdurchsuchungen gewarnt, verschwand im Frühsommer 2007 in die Schweiz. Kurz zuvor war in Heilbronn die Polizistin Michele Kiesewetter – vermutlich vom NSU – umgebracht worden. Es fällt auf, wie desinteressiert das Bundeskriminalamt (BKA) recherchierte. Und der Generalbundesanwalt kümmert sich noch immer rührend darum, Anwürfe gegen Marschner zu entkräften. Aufklärungsbehinderung funktioniert bisweilen sehr subtil. Am Montag hatte der sächsische Untersuchungsausschuss zwei Polizisten geladen, die gegen Marschner ermitteln sollten und – so eine Vermutung – irgendwie die Lust verloren haben, als sie erfuhren, auf wessen Gehaltsliste Marschner steht. Frage an den ersten Zeugen: Kennen Sie Ralf Marschner? Antwort: Ja. Doch habe er den Typen erst nach dem 11. November 2011 kennengelernt. Die vom sächsischen Innenministerium erteilte Aussagegenehmigung endet an genau diesem Tag. Formal ist das richtig. Am 11. November 2011, also eine Woche nach dem Auffliegen des NSU, übernahm das vom Generalbundesanwalt beauftragte BKA die Ermittlungen im Falle NSU. Auch der zweite Montagszeuge war so dienstlich beschränkt, weshalb die Beweiserhebung zum Thema Marschner und NSU komplett ergebnislos endete. Das könnte man verschmerzen, wenn der Dresdner Ausschuss jede Woche tagen und dann ein halbes Dutzend Zeugen vernehmen würde. Doch auf CDU-Wunsch wurde vereinbart, in der Regel nur einen Zeugen zu laden. Auch sind in diesem Jahr lediglich neun Befragungstage geplant. Für das kommende Jahr sieht der Plan acht Befragungen vor. Schon das scheint zu viel, betrachtet man das hilf- oder lustlose Agieren vieler Ausschussmitglieder. Die noch nicht einmal wissen wollen, ob die Polizeibehörden tatsächlich ihre Dokumente zum NSU-Fall vernichtet haben, nachdem sie die Grundakte an das BKA übergeben haben. Es geht das Gerücht, der Generalbundesanwalt habe darum ersucht. Was juristisch ein Unding aber leicht durch Komplettvorlage zu entkräften wäre. In Dresden kam man überein, den Generalbundesanwalt um eine erweiterte Aussagegenehmigung für die beiden »Montagspolizisten« zu bitten. Was man sich vermutlich schenken kann, denn erfahrungsgemäß wird der mitteilen, dass sich die Zeugenschaft nicht auf Vorgänge erstrecken darf, »die zum Zeitpunkt der Einsetzung des Untersuchungsausschusses noch nicht abgeschlossen waren«. So lange also ein einziger BKA-Hilfslehrling die Akte Marschner durchblättert, ist der Skandal um den V-Mann »Primus« tabu für Parlamentarier. Diese Erfahrung machte man auch schon in Thüringen. Der dortige Untersuchungsausschuss, der vor Jahren sehr engagiert begonnen hat, versandet ebenfalls langsam. Ganze zehn Termine sind für 2016 angesetzt. Anders läuft das in Hessen. Nachdem dort der Widerstand der Regierung gebrochen war, zeigen die NSU-Ausschussmitglieder – je nach Fraktionszugehörigkeit unterschiedlich – durchaus Engagement. 20 Sitzungen plus zwei Reservetermine sind angesetzt. Und dass sich ein hessischer Polizist oder Staatsanwalt vom Generalbundesanwalt zur Aktenvernichtung anstiften lassen würde, scheint undenkbar. Sogar für die Opposition.
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Post by anmerkung on Jun 22, 2016 19:35:11 GMT 1
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 7:27:33 GMT 1
www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Kommentar-zum-Verfasshungsschutz-Zufallsfund;art1222886,3894180 Kommentar zum Verfasshungsschutz: Zufallsfund In den Beständen des Verfassungsschutzes findet sich nach Jahren ein Handy des NSU-V-Mannes "Corelli". Ein weiterer Skandal in den Reihen des Dienstes. CHRISTOPH FAISST | 23.06.2016 Haben Sie irgendwo noch ein altes Mobiltelefon herumliegen? Und ein wenig zerstreut sind Sie auch? Dann erfüllen Sie zwei wichtige Kriterien für eine Tätigkeit im Dienst des Verfassungsschutzes. Sollten sich Grüne und FDP mit der Forderung, Behördenchef Hans-Georg Maaßen möge zurücktreten, durchsetzen, wird sogar eine Stelle frei. Doch genug der Häme: Dass in den Beständen des Geheimdienstes nach vielen Jahren zufällig ein Handy nebst fünf SIM-Karten des 2014 verstorbenen V-Mannes „Corelli“ entdeckt werden, ist ein Tiefpunkt in der an Skandalen nicht armen Geschichte des Dienstes. „Corelli“ war nicht irgendein kleiner Zuträger. Der Mann, dessen überraschender Tod durch Zuckerschock bis heute alle umtreibt, die Licht ins Dunkel des NSU-Komplexes bringen wollen, war wohl näher am Terror-Trio des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) als viele andere Neonazis mit Verbindungen zum Staat. Die Unschuldsvermutung gilt auch für Schnüffler. Daher sollte angesichts dieses Falles von Vergesslichkeit im Amt niemand vorschnell Vorsatz unterstellen. Wie schon im Fall der zeitlich punktgenau rotierenden Schredder, denen entscheidende Akten zum Opfer fielen, rückt die Frage in den Mittelpunkt: Wie naiv muss man sein, um rechtsterroristische Aktivitäten wie die des NSU so konsequent auszublenden, dass ein blindes rechtes Auge dafür nicht genügt? Einmal mehr rächt sich, dass deutsche Dienste den Feind jahrzehntelang links verorteten. Dass rechte Täter – anders als einst die RAF – still und leise morden, weil sie sich als heimliche Vollstrecker des Volkswillens wähnen, kam niemand in den Sinn. Das ist der eigentliche Skandal.
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 7:28:16 GMT 1
www.welt.de/print/die_welt/politik/article156476874/Haftbefehl-gegen-V-Mann-nicht-vollstreckt.html Haftbefehl gegen V-Mann nicht vollstreckt Von Stefan Aust , Dirk Laabs Neonazi Ralf Marschner ist eine Schlüsselfigur für die Aufklärung des NSU-Komplexes und lebt in der Schweiz Gegen Ralf Marschner, Neonazi aus Zwickau und ehemaliger V-Mann, liegt seit 2012 ein Haftbefehl vor, der noch immer nicht vollstreckt worden ist. Marschner hatte dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) von 1992 bis 2002 als V-Mann "Primus" berichtet. Er war in Zwickau eingesetzt, der Stadt, in der Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe vom Jahr 2000 an gelebt hatten. Seit 8. November2011 sitzt Zschäpe in Untersuchungshaft, vier Tage zuvor hatten sich ihre Komplizen nach einem Banküberfall das Leben genommen. Marschner soll laut Zeugenaussagen Zschäpe und Mundlos in zwei seiner Unternehmen beschäftigt haben. Der V-Mann hat unter anderem eine Baufirma und einen Laden betrieben, in dem er unter anderem Kleidung verkauft hat. Der offene Haftbefehl hängt mit einer der Firmen Marschners zusammen. Die M. u. M. Vertriebs-GmbH war 2007 pleitegegangen, Marschner hatte es jedoch versäumt, die Insolvenz zu melden – dazu wäre er aber als Geschäftsführer verpflichtet gewesen. Stattdessen hatte er sich 2007 fluchtartig ins Ausland abgesetzt. In Abwesenheit wurde Marschner 2009 wegen Insolvenzverschleppung zu einer Zahlung von 90 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt – insgesamt hatte er also 4500 Euro zu zahlen. Da Marschner den Betrag auch im Dezember 2012 noch nicht beglichen hatte, beantragte die Chemnitzer Staatsanwaltschaft einen Vollstreckungshaftbefehl gegen Marschner, wie eine Sprecherin der Behörde der "Welt" mitteilte. Demnach leitete die Staatsanwaltschaft keine weiteren Schritte ein, da Marschner bei Nichtzahlung maximal eine dreimonatige Haftstrafe gedroht hätte. Allerdings wurde ebenfalls 2012 bekannt, dass Marschner inzwischen in der Schweiz lebte und als V-Mann des BfV eine zentrale Rolle im NSU-Komplex spielen könnte. Trotzdem hat die zuständige Staatsanwaltschaft danach nichts unternommen, um den Haftbefehl gegen Marschner vollstrecken zu lassen. So wurde kein Auslieferungsersuchen bei Schweizer Behörden gestellt. Ob man das nun nachholt, prüfe man jetzt, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft in Chemnitz gegenüber der "Welt". Der Haftbefehl gegen Marschner wurde zudem in das Fahndungssystem Inpol der Polizei eingespeist. Das ist deswegen wichtig, weil auch das Bundeskriminalamt (BKA) Zugriff auf diese Daten hat. Das BKA wiederum hat sich intensiv seit Anfang 2012 – nach dem Auffliegen des NSU – mit dem Fall Ralf Marschner beschäftigt. Denn früh hatten Zeugen gegenüber dem BKA ausgesagt, dass sie Böhnhardt und Mundlos zusammen mit Marschner gesehen haben wollen. Im Beisein von BKA-Beamten wurde Marschner auch deshalb in den Jahren 2012 und 2013 von Schweizer Staatsanwälten als Zeuge im NSU-Verfahren verhört. Er wurde intensiv zu Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe befragt. Marschner leugnete in den Vernehmungen, dass er die drei kannte. Der Haftbefehl, so heißt es aus Schweizer Justizkreisen, kam bei den Verhören Marschners nicht zur Sprache. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft, die für die Ermittlungen in Sachen NSU verantwortlich ist, erklärte der "Welt", dass den Beamten des BKA der Haftbefehl bekannt sei. Der gelte jedoch nur für Deutschland und es sei deshalb nicht möglich gewesen, ihn im Ausland zu vollstrecken. Im Zuge der Selbstenttarnung des NSU waren untergetauchte, per Haftbefehl gesuchte Neonazis ein brisantes Thema in diversen NSU-Untersuchungsausschüssen. Denn auch gegen die mutmaßlichen Kernmitglieder des NSU – Böhnhardt, Zschäpe und Mundlos – lagen seit 1998 Haftbefehle vor, die aber nie vollstreckt wurden, weil die drei sich mithilfe von anderen Rechtsextremisten in den Untergrund abgesetzt hatten. Erst jüngst musste das Bundesinnenministerium zugeben, dass aktuell 441 Neonazis per Haftbefehl gesucht werden, aber nicht auffindbar sind. Ralf Marschner befindet sich hingegen nicht im Untergrund, betreibt weiter offen einen Laden in Liechtenstein. Der Fall des per Haftbefehl gesuchten V-Mannes Marschner wurde bekannt, weil er auf einer speziellen Liste des sächsischen Justizministeriums steht. Die Liste führt untergetauchte Neonazis aus Sachsen auf, gegen die noch nicht vollstreckte Haftbefehle vorliegen.
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 7:32:22 GMT 1
www1.wdr.de/archiv/nsu/offene-fragen-corelli-100.htmlFall "Corelli": Was wir wissen und was nicht Der Skandal um den V-Mann "Corelli" zieht immer weitere Kreise. Immer wieder werden neue Details über den verstorbenen Top-Spitzel des Verfassungsschutzes bekannt, dem Verbindungen zur Terrorzelle NSU nachgesagt werden. Ein Überblick über den Stand der Ermittlungen. Welche Verbindungen hatte der Spitzel zur NSU? V-Mann "Corelli" hatte 18 Jahre lang für das Bundesamt für Verfassungsschutz die rechte Szene in Sachsen und Sachsen-Anhalt ausspioniert. Für die "Top-Quelle" gab das Amt rund 300.000 Euro aus. Informant Thomas R. alias "Corelli", der sich "HJ Tommy" nannte, hatte sich selbst dem Verfassungsschutz angedient. Er betrieb Internet-Seiten, um die Szene zu vernetzen, half neonazistischen Medienprojekten mit Serverplatz, berichtete mit Fotos von zahlreichen Aufmärschen und mischte bei mehreren rechtsextremen Organisationen mit. Außerdem baute er ein internes Forum für Neonazis auf, saß so direkt an der Quelle, was Informationen anging. R. hatte zum Beispiel dem Fanzine "Der weiße Wolf" aus Mecklenburg-Vorpommern Serverplatz zur Verfügung gestellt. Das Fanzine veröffentlichte 2002 einen Dank an den NSU. Die Terrorgruppe hatte dem Neonazi-Magazin zuvor eine Spende von 2.500 Euro zukommen lassen. Im Oktober 2014 fand das BKA im Archiv des Bundesamtes eine CD mit der Aufschrift "NSU/NSDAP", die seinem V-Mann-Führer bereits 2005 zugeleitet worden war. Der V-Mann will die DVD kurz zuvor beim Aufräumen gefunden haben. Der Inhalt der Daten-CD ähnelt denen von Thomas R.'s ehemaliger Internet-Seite, auf der er zahlreiche Aufnahmen aus dem "Dritten Reich" gesammelt hatte. Eine Beteiligung "Corellis" an der Herstellung ist nicht auszuschließen. Welche Indizien gibt es? Außerdem zählte der Verfassungsschutz in Baden-Württemberg Thomas R. nach vorliegenden Dokumenten zum europäischen Ableger des rassistischen Ku-Klux-Klans; der V-Mann nahm sogar an einem Treffen in den USA teil. Das Pikante: Zu der KKK-Gruppe gehörten zeitweise auch zwei Polizisten aus der Einsatzgruppe der Polizistin Michelle Kiesewetter, die 2007 vom NSU in Heilbronn erschossen worden sein soll. Der Name Thomas R. stand auf einer Telefonliste von Uwe Mundlos, die 1998 in der Jenaer Bombenwerkstatt der dann Untergetauchten gefunden wurde. "Corelli" bestritt später, die untergetauchten Böhnhardt und Mundlos überhaupt zu kennen. Bisher gibt es trotz vieler Indizien noch keinen endgültigen Beweis für einen direkten Kontakt des V-Manns zur NSU. Wie starb der V-Mann? Als "Corelli" im September 2012 enttarnt wurde, kam er in ein Betreuungsprogramm für Ex-Spitzel. Wenig später starb der 38-Jährige nach offiziellen Angaben an einem Zuckerschock infolge einer unerkannten Diabetes-Erkrankung. Mitarbeiter des Verfassungsschutzes hatten den Toten am 7. April 2014 in seiner Wohnung in Paderborn entdeckt. Sonderermittler Jerzy Montag kam in seinem Bericht für das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags zum Ergebnis, Hinweise auf Fremdverschulden hätten sich nicht feststellen lassen. Am 21. Juni 2016 teilt die Staatsanwaltschaft Paderborn mit, dass sie die Ermittlungen im Fall "Corelli" wieder aufnimmt. Ein Mediziner hatte im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags - abweichend von seinem früheren Gutachten - erklärt, es gebe drei Wirkstoffe, die theoretisch den festgestellten Insulinmangel-Diabetes hervorrufen könnten. Laut Staatsanwaltschaft geht der Mediziner nichtsdestotrotz davon aus, "dass es keine Anhaltspunkte für eine Fremdbeibringung von Stoffen gibt". Was hat es mit den neu aufgetauchten Handys auf sich? Nach Informationen des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) vom Juni 2016 wurden mehrere Handys, die der V-Mann zwischen 2007 und 2011 benutzt hat, bisher nicht oder zumindest nicht vollständig ausgewertet. Damit stellt sich die Frage möglicherweise neu, ob "Corelli" doch Verbindungen zum NSU-Trio gehabt haben könnte. Im Mai 2016 war bekannt geworden, dass ein bisher unbekanntes Handy, welches der V-Mann in den Herbsttagen 2012 benutzt haben soll, unvermittelt in einem Panzerschranks des Bundesamtes für Verfassungsschutz aufgetaucht war. Dem Bundesamt war der Fund des Mobiltelefons, auf dem sich Kontaktdaten vieler Neonazis und tausende Fotos befanden, bereits einige Wochen bekannt, bevor Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen Regierung und Parlament darüber informierte. Kurz darauf tauchten im Bundesamt für Verfassungsschutz ein weiteres Handy und fünf SIM-Karten auf, die R. wohl während eines Auslandsaufenthalts von Ende September bis Ende November 2012 benutzt hatte - also erst nach seiner eigenen Enttarnung als V-Mann und als es das NSU-Trio bereits nicht mehr gab. Daraufhin schickte das Bundesinnenministerium einen Ermittler zum Bundesamt. Die Untersuchungen laufen noch. Welche Vorwürfe richten sich gegen den Verfassungsschutz? Die Daten von Corellis Handys hätten in die Ermittlungen rund um den NSU und in die Aufklärungsarbeit der Parlamentarischen Untersuchungsausschüsse einfließen müssen, und sie hätten dem Bundestags-Sonderermittler zugänglich gemacht werden müssen. Warum die Handys nicht ordnungsgemäß ausgewertet wurden - ob aus Nachlässigkeit oder ob gar vorsätzlich Informationen zurückgehalten wurden - ist noch unklar.
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 7:35:10 GMT 1
www.freitag.de/autoren/der-freitag/kein-ohr-fuer-spitzel Thomas Moser Ausgabe 2516 | 23.06.2016 | 06:00 Kein Ohr für Spitzel NSU Der Untersuchungsausschuss im Bundestag lehnt es ab, V-Leute zu befragen – mit abstrusen Begründungen Sie sind Rechtsradikale und zugleich Informanten des Geheimdienstes. Ohne V-Leute ist der NSU-Mordkomplex nicht zu verstehen. Einer, der zur Zeit die Gemüter besonders erregt, heißt Ralf Marschner, war einst eine Neonazi-Größe im sächsischen Zwickau und lieferte gegen Bezahlung Informationen an das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), unter dem Decknamen „Primus“. Möglicherweise hat er den mutmaßlichen Rechtsterroristen und Mörder Uwe Mundlos bei sich in der Baufirma beschäftigt. Da herrscht Nachfragebedarf, auch beim Untersuchungsausschuss des Bundestages. Wunsch nach Konsens Doch die Fragen werden nicht direkt an Marschner gestellt. V-Leute sind anscheinend Sonderwesen, keine normalen Zeugen. Diese Haltung hat in diesem Ausschuss Tradition. Der aktuelle NSU-Untersuchungsausschuss hat noch nie einen V-Mann oder eine V-Frau befragt, der vorherige Ausschuss handhabte das genauso. „Wir wollen solchen Leuten keine Bühne bieten“, meint der momentane Vorsitzende Clemens Binninger (CDU). Soll heißen: Neonazis sollen im Bundestag keine Propaganda machen dürfen. Doch die Annahme ist weder stimmig noch überzeugend. V-Mann „Corelli“ ist zum Beispiel über einen Zeitraum von 20 Jahren für den Verfassungsschutz tätig gewesen. Ist er vielleicht eher Geheimdienstler als Neonazi? Gehört wurde im Ausschuss lediglich Corellis V-Mann-Führer vom BfV, und zwar in nicht-öffentlicher Sitzung. Dort könnte auch ein V-Mann gehört werden – und mangels Publikum wäre keine Nazi-Propaganda möglich. Einiges spricht dafür, dass Grüne und Linke gerne V-Leute laden würden, etwa Ralf Marschner. Doch in der Öffentlichkeit betonen die Abgeordneten immer wieder, dass sie im Konsens mit den anderen Ausschussmitgliedern arbeiten wollen. Für die Zukunft sei eine Befragung Marschners nicht ausgeschlossen, derzeit allerdings versuche man, über die Befragung anderer Leute mehr Licht in die Sache zu bringen. Für diesen Donnerstag sind etwa Zeugen geladen, die in der Vergangenheit über Kontakte Marschners zum Böhnhardt-Mundlos-Zschäpe-Trio berichtet haben. Dass im Bundestag keine V-Leute angehört werden, verwundert – auch weil es in den Untersuchungsausschüssen der Landtage von Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen anders aussieht. Dort sind schon mehrere V-Männer als Zeugen aufgetreten. Rechtsradikale Propaganda hat niemand gemacht, im Gegenteil. Vielen V-Leuten waren die Auftritte eher unangenehm. Sie wollten ihr Erscheinen verhindern oder verschleppen. Den Ex-V-Mann Toni S. musste der Ausschuss in Düsseldorf sogar mit Hilfe der Polizei vorführen lassen. Der Vorsitzende Sven Wolf (SPD) hält es für notwendig, auch V-Leute zu laden. „Man muss sich ein eigenes Bild von ihnen machen und sie erleben.“ Und wenn jemand als Neonazi auftrete, erfahre man auch dadurch etwas über ihn. Die V-Leute sind die unmittelbaren Zeugen. Sie, nicht ihre Führungsbeamten, bewegen sich an der Front. Damit sind sie für die Beweisaufnahme unverzichtbar, egal wie wahrhaftig sie letztendlich aussagen. Beispiel „Krokus“: Unter diesem Namen war Petra S. eine V-Frau des Verfassungsschutzes von Baden-Württemberg. Sie lebt heute im Ausland und behauptete per E-Mail, Angaben im Zusammenhang mit dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter machen zu können. Sie will Beate Zschäpe im Kreis anderer Personen getroffen haben. Ihr Quellenführer vom Landesamt widersprach. „Krokus“ sei erst nach dem Mord angeworben worden. Nun steht Aussage gegen Aussage. Der Beamte wurde mehrfach von den Ausschüssen in Berlin und Stuttgart befragt, „Krokus“ jedoch nie. Eines haben die hauptamtlichen Quellenführer und ihre Schützlinge in der Regel gemein: die Scheu vor der Öffentlichkeit. Sie kommen oft unter Pseudonym zur Zeugenvernehmung, antworten verborgen hinter einer Wand oder in einem Nebenraum oder nur in nicht-öffentlicher Sitzung. Ähnliches gilt auch für den NSU-Prozess am Oberlandesgericht München. Ein Paradebeispiel lieferten der V-Mann „Piatto“ und sein V-Mann-Führer vom Brandenburger Verfassungsschutz. Beide wurden vom Gericht als Zeugen geladen und mussten nach anfänglicher Gegenwehr erscheinen. Doch sie beide durften sich bis zur Unkenntlichkeit verkleiden, mit Perücke, Kapuze, Mantel. Ein solcher Auftritt hat, jenseits der inhaltlichen Aussagen dieser Zeugen, auch einen Informationswert. Mit Zeugenschutz hat er nichts zu tun, enttarnte V-Männer sind in der Szene schließlich bekannt. Aber er demonstriert: So gehen die Dienste mit der Öffentlichkeit um. Sie verstecken ihr Gesicht, verschleiern ihre Verantwortung. Ihre Glaubwürdigkeit könnte erschüttert werden, wenn ein V-Mann redet. Er ist die Schleuse zwischen außen und innen, ein Zwitterwesen. Die Sitzungen des Bundestagsausschusses liefern zur Zeit jede Menge Argumente, den V-Mann Ralf Marschner als Zeugen nach Berlin zu zitieren. Marschner lebt in der Schweiz, das Bundeskriminalamt (BKA) konnte ihn dort nicht selbst befragen. Das tat in Amtshilfe ein Schweizer Staatsanwalt. Die deutschen BKA-Vertreter durften dabeisitzen, aber keine Fragen stellen. Er hätte schon noch einige Nachfragen an Marschner gehabt, räumte ein BKA-Ermittler gegenüber den Abgeordneten im Bundestag ein. Warum also nicht nachholen? Der Ausschussvorsitzende Binninger fragte den Vertreter der Bundesanwaltschaft: „Wollten Sie Marschner nicht irgendwann einmal selber vernehmen?“ Der Vertreter stimmte zu: Das sei nötig, aber auch umständlich mit einem Amtshilfeersuchen. Allerdings richtet sich die Frage Binningers eigentlich auch an den Untersuchungsausschuss selbst. Opferanwälte als Vorbild Doch die Abgeordneten wollen Marschner immer noch nicht befragen. Inzwischen haben sie ihre Argumentationslinie geändert. Man fürchte, von dem Zeugen vorgeführt zu werden, entweder durch Fernbleiben oder durch Auskunftsverweigerung. Allerdings wäre das nicht neu. Zahlreiche Beamte haben sich den NSU-Untersuchungsausschüssen verweigert, zum Beispiel durch ausgedehnte Erinnerungslücken. Und auch generell ist die Annahme merkwürdig, dass ein Ausschuss die Verantwortung für das Verhalten eines Zeugen trage. Der Auftrag des Bundestagsgremiums ist klar formuliert: „Der Untersuchungsausschuss soll die Arbeit der Sicherheits- und Ermittlungsbehörden mit V-Personen, Informanten oder anderen Quellen im Umfeld der Terrorgruppe ‚Nationalsozialistischer Untergrund‘ aufklären.“ Marschner nicht befragen zu wollen, ist nicht nur ein mutwilliger, sondern auch ein fahrlässiger Umgang mit Zeugen. Der V-Mann Corelli starb, ehe er befragt werden konnte. Und möglicherweise, das wird gerade neu untersucht, wurde dabei nachgeholfen. Im Münchner Prozess haben mehrere Opferanwälte der Nebenklage beantragt, Marschner als Zeugen zu vernehmen. Das lehnte der Staatsschutzsenat ab. Daraufhin kam es zu einem bisher einmaligen Schritt in diesem Verfahren. Mehrere Anwälte griffen mittels Gegenvorstellung die Entscheidung des Senates an, das Gericht muss die Ablehnung nun genauer begründen. Von einem „Aufstand der Nebenkläger“ sprach die Zeit. Die Opferanwälte wissen offenbar, was für ein wichtiger Zeuge Marschner ist – als Neonazi wie als Agent. Die Abgeordneten im Bundestag wissen das. Nur den letzten Schritt tun sie nicht.
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 7:36:06 GMT 1
www.morgenpost.de/politik/article207717961/Die-Affaere-Corelli.html23.06.2016, 03:01 Berlin Die Affäre Corelli Von Christian Unger Bei der Aufarbeitung der NSU-Morde läuft vieles schief. Ein V-Mann setzt die Behörden besonders unter Druck Berlin. Der Verfassungsschutz nutzt für seine geheimen Informanten Decknamen: "Otto" zum Beispiel oder "Piatto". Für den Geheimdienst sind V-Leute wichtige Quellen, vielleicht die wichtigsten. Sie liefern den Behörden Nachrichten direkt aus der Szene, aus Hinterzimmergesprächen oder Kameradschaftstreffs. Orte, die der Verfassungsschutz – wenn nötig – nur schwer selbst abhören könnte. Und Szenen, in denen eigene Ermittler nur schwer Zugang finden. V-Leute nutzen dem Dienst. Wenn es gut läuft. Wenn es schlecht läuft, werden V-Leute zur Staatsaffäre. Weil sie selbst Neonazis sind und schwer berechenbar. Weil ihre Führung durch Beamte riskant ist, da die Verfassungsschützer einerseits ein enges Verhältnis und Vertrauen aufbauen müssen – und andererseits professionelle Distanz wahren müssen. Weil V-Leute Geld vom Staat für ihre Arbeit bekommen, und nicht immer klar ist, wohin dieses Geld fließt. Thomas Richter galt dem Dienst als "Topquelle". Doch nach und nach werden Details bekannt, die klarmachen: Bei Richter lief vieles schief – vor allem dann, als er längst keine "Quelle" mehr für den Verfassungsschutz war. Sein Deckname "Corelli" steht nun auch für die Versäumnisse des Verfassungsschutzes bei der Aufarbeitung der NSU-Mordserie. Nach Informationen des RBB haben die Sicherheitsbehörden mehrere Handys bisher nicht oder nicht gründlich genug ausgewertet. Handys, die nun dem V-Mann Corelli zugeordnet werden. Bisher war nur von einem Handy die Rede sowie mehreren Sim-Karten. Nach Informationen dieser Redaktion sind es nun sieben Corelli-Handys, die im Panzerschrank des V-Mann-Führers gelagert waren. Laut RBB hat Corelli die nun analysierten Handys zwischen 2007 und 2011 benutzt. Auch der Zeitraum ist brisant: 2007 soll der rechtsterroristische "Nationalsozialistischer Untergrund" um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die Polizistin Michelle Kiesewetter ermordet haben – der letzte von zehn Morden. 2011 flog die Gruppe auf. Mundlos und Böhnhardt töteten sich, Zschäpe stellte sich. Der Prozess gegen sie läuft noch. Wie eng war Corelli an dem NSU-Trio dran? 2012 wurde Corelli enttarnt. Da hatte er fast 20 Jahre für den Verfassungsschutz gearbeitet. Die neu ausgewerteten Handys werfen erneut die Frage auf, was Corelli über das Trio gewusst haben könnte. Die Daten könnten Aufschluss geben, ob weitere Neonazis zum engen Kreis der Unterstützer der Zelle gehörten – oder gar bei den Morden halfen. Bisher gibt es keine Belege. 1995 traf Richter während des Wehrdienstes auf Mundlos. 1998 stießen Ermittler in der Garage des Trios auf eine Telefonliste, auf der auch Richter eingetragen war. Und 2005 übergab er dem Amt eine Daten-CD, mit mehr als 15.000 Propagandabildern, und mit zwei Dateien mit der Aufschrift "NSU/NSDAP". Und der Handy-Fund wirft Fragen auf: Was ist noch unentdeckt gelagert in den Panzerschränken des Verfassungsschutzes? Halten einzelne Mitarbeiter Informationen über ihre V-Leute zurück? Bereits vor Wochen wurde bekannt, dass im vergangenen Jahr im Schrank des V-Mann-Führers von Richter ein Handy aufgetaucht war. Es konnte im April 2016 der Quelle Corelli zugeordnet werden. Aufgefallen war das Telefon erst bei der fünften Durchsuchung des Büros – das Handy war offenbar nur mit "Privat" beschriftet. Und das, obwohl per hausinterner Anweisung alle Dateien oder Asservate zum Fall Corelli längst für den Sonderermittler des Bundestags gesammelt werden sollten. Kurz nach dem Handyfund entdecken Geheimdienst-Mitarbeiter noch mehrere SIM-Karten. Auch sie sollen zu Corelli gehören. Bisher hieß es immer: Richter hatte die Handys erst 2012 in Gebrauch, und auch nur für vier Monate. Das scheint nun hinfällig. Im Amt heißt es nun, man wolle schnellstmöglich aufklären. Doch technisch sei das nicht einfach, denn häufig fehlen zu den Handys Sim-Karten oder Zugangscodes. Das Bundeskriminalamt hilft jetzt bei der Auswertung der Daten. Auch das könnte erklären, warum nach und nach weitere Bezüge zu Corelli auftauchen. Dessen V-Mann-Führer, der oft krank war, konnte offenbar nicht helfen. Er wurde 2015 versetzt. Interne Prüfer hatten schon damals dessen Nähe zur Quelle bemängelt. Auf die Amtsführung von BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen steigt der Druck – auch ohne genaues Wissen, was auf den Handys gespeichert ist. Denn bei Politikern der Koalition, aber auch bei Mitgliedern der Untersuchungsausschüsse wachsen Unzufriedenheit und Skepsis darüber, wie ernsthaft die Aufklärung der Fehler und Versäumnisse bei den Ermittlungen zum NSU durch eigene Mitarbeiter des Verfassungsschutzes betrieben werden. Zugespitzt: Ob die Amtsleitung Herr ist im eigenen Laden? Der V-Mann starb im April 2014 in seiner Wohnung Thomas Richter alias "Corelli" selbst kann niemand mehr fragen. Er starb im 2014 in seiner Wohnung in Paderborn, die er nach seiner Enttarnung vom Verfassungsschutz bekommen hatte. Bisher belegen medizinische Gutachten, dass Richter an einem diabetischen Zuckerschock gestorben war. Kürzlich hatte einer der Gutachter jedoch ausgesagt, die festgestellten Symptome könnten auch durch Wirkstoffe hervorgerufen werden, die im Rattengift Vacor zu finden sind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt neu. Bisher bleiben alle Gutachter dabei: Es war kein Mord. Was bleibt, sind die Spekulationen. Wie so oft im Fall Corelli.
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Post by Deleted on Jun 23, 2016 14:25:25 GMT 1
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Post by Admin on Jun 23, 2016 15:38:44 GMT 1
#Vorra: „Fremdenfeindliche“ Brandstiftung in Asylbewerberunterkunft entpuppt sich als Versicherungsbetrug Juni 2016 Redaktion News, Polikritik Nach 1 ½ Jahre andauernden Ermittlungen der Soko „Vorra“ steht nun fest, dass die Brandstiftung an der geplanten Asylunterkunft in Vorra vom Dezember 2014 keinen rechtsextremistischen oder fremdenfeindlichen Hintergrund hatte. Es handelt sich um Versicherungsbetrug. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Politiker bezeichneten den Anschlag als Schande und in den Sozialen Netzwerken und der Presse wurde von Deutschland als #Kaltland gesprochen. Spekulationen über wirtschaftliche Gründe bei Brandstiftungen geplanter Asylunterkünfte wurden dagegen stets als „rechte Verschwörungstheorien“ bezeichnet. Heute Nachmittag geben die Ermittler Näheres auf einer Pressekonferenz bekannt. opposition24.com/vorra-brandstiftung-in-geplanter-asylbewerberunterkunft-war-versicherungsbetrug/289863
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