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Post by Admin on Apr 15, 2016 11:54:48 GMT 1
der ist staatstragend...
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Post by Deleted on Apr 15, 2016 20:18:02 GMT 1
www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/DEUTSCHLAND/Der-NSU-und-V-Mann-Primus-artikel9491447.php Der NSU und V-Mann "Primus" Der Bundestags-Ausschuss fordert Akten zum Zwickauer V-Mann an. Im NSU-Prozess wollen Opferanwälte den in der Schweiz lebenden Neonazi selbst als Zeugen hören. Von Jens Eumann erschienen am 15.04.2016 Zwickau/Chemnitz. Gab es ein "vom Bundesamt für Verfassungsschutz betreutes Morden?" Das fragen elf Opferanwälte aus dem am Oberlandesgericht München laufenden Prozess zum Terror des "Nationalsozialistischen Untergrundes". Nachdem in der Vorwoche Hinweise bekannt wurden, dass der Zwickauer Rechtsextremist Ralf Marschner zur Zeit der NSU-Morde in verschiedenen Firmen gleich mehrere Angehörige des abgetauchten NSU-Trios beschäftigt haben könnte, gaben die Opferanwälte eine Verlautbarung mit bohrenden Fragen heraus, die sich an die Bundesanwaltschaft und den Verfassungsschutz richten. Ralf Marschner, bis zu seinem eigenen Abtauchen 2007 durch mehrere Szene-Läden ein Dreh- und Angelpunkt in der Zwickauer Neonazi-Szene, war von 1992 bis 2002 als V-Mann "Primus" Quelle des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Über den Hinweis, dass Beate Zschäpe in einer von Marschners Szene-Boutiquen als Stammkundin oder Aushilfe ein- und ausgegangen sein soll, hatte "Freie Presse" bereits 2013 berichtet. Doch bisher hakten die Ermittler diesen von Marschners Miteigentümer des betroffenen Ladens stammenden Hinweis als unzutreffend ab. Auch dass in der Vorwoche die Journalisten Dirk Laabs und Stefan Aust eine weitere Aussage eines Zwickauer Bauleiters vorlegten, ändere nichts am Kurs der Ermittlungen, betonte die Bundesanwaltschaft auf Anfrage. Der neue Zeuge behauptet, auf einem Foto von Uwe Mundlos diesen als jenen Vorarbeiter aus einer Baufirma Ralf Marschners wiederzuerkennen, mit dem er selbst oft verhandelt habe. "Wir haben bislang keine belastbaren Anhaltspunkte, dass eine Person aus dem Trio bei Ralf M. angestellt war", sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, dagegen der "Freien Presse". Weitere Ausführungen zum Thema kennzeichnete sie als nicht zur Veröffentlichung bestimmtes Hintergrundwissen. Um mehr über solche Hintergründe zu erfahren, fordern die Opferanwälte nun nicht nur die Freigabe sämtlicher Ermittlungsakten der Bundesanwaltschaft zu Ralf Marschner für den NSU-Prozess. Sie wollen auch den inzwischen in der Schweiz lebenden früheren V-Mann selbst als Zeugen hören. "Schon die bisherigen Ermittlungen hätten es erfordert, dass Ralf Marschner als Zeuge in der Anklage benannt wird. Jedoch hat der Generalbundesanwalt systematisch V-Männer und den Verfassungsschutz aus der Anklage herausgehalten", kritisieren die elf Anwälte. Carsten Ilius, der im Prozess die Frau des Dortmunder NSU-Mordopfers Mehmet Kubasik vertritt, hat sich mit Verflechtungen der Chemnitzer und der Zwickauer Neonazi-Szene befasst, die es zur Zeit des Abtauchens des NSU-Trios gab. "Es besteht der Verdacht, dass die Ermittler in Zwickau überhaupt keine Strukturermittlungen vorgenommen haben", so Ilius. In Chemnitz hätten die Ermittler über die Frage hinaus, wer Direktkontakt mit dem Trio hatte, zumindest ansatzweise Szene-Verbindungen ausgeleuchtet. "Wenn sich die neuen Hinweise bestätigen, wäre es ein Skandal, dass man das in Zwickau überhaupt nicht tat." Skandalös wäre vor allem, wenn die Ermittler die Augen davor verschlossen hätten, dass das abgetauchte Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zur Zeit der ersten Morde offenbar von Chemnitzer Helfern an Zwickauer Kontaktleute weitergereicht wurde. Der aus Chemnitz stammende mutmaßliche Beschaffer der ersten Schusswaffe des NSU, Jan W., hatte Kontakt zu Ralf Marschner. Und vom Telefon des Zwickauer Angeklagten André E., der die letzte in Chemnitz bewohnte Wohnung des Trios mietete, wurde Tage nach Auffliegen des Trios 2011 ein Anruf getätigt, der Fragen aufwirft. Das Telefonat ging an einen ehemals von Marschner geführten Zwickauer Szene-Laden. Ob es dabei um das zu dem Zeitpunkt seit Längerem im Laden hängende T-Shirt ging, das inzwischen ein Indiz darstellt, blieb unklar. Das Shirt mit einem Aufdruck des Rosaroten Panthers samt dem Schriftzug "Staatsfeind" könnte nach "Freie Presse"-Recherchen sogar von Uwe Mundlos selbst entworfen gewesen sein. Seitens der Ermittler wurde diese Spur, so scheint es, bisher nicht verfolgt. Die Akten zu V-Mann Ralf Marschner indes hat neben den Opferanwälten im Prozess jetzt auch der Untersuchungsausschuss des Bundestages angefordert. Sachsens Aufklärung lahmt"Freie Presse" befragte Kerstin Köditz, Extremismus-Expertin der Linken im Landtag und seit 2012 Mitglied in den sächsischen Untersuchungsausschüssen zum NSU. Freie Presse: Was bedeuten die neuen Erkenntnisse über den Zwickauer V-Mann Ralf Marschner für Ihre Ausschussarbeit in Sachsen? Leider nicht viel. Da es sich um einen V-Mann des Bundesamtes handelt, können wir als sächsischer Ausschuss nur fragen, wie viel das Landesamt für Verfassungsschutz vom Bundesamt dazu übermittelt bekam. Schon die Frage, warum gegebenenfalls nichts oder nicht viel übermittelt wurde, richtet sich ans Bundesamt und fällt nicht mehr in unsere Zuständigkeit. Das muss der Bundestagsausschuss klären. Der hat jetzt Akten zu V-Mann "Primus" angefordert. Wie stellen Sie sicher, dass Sie für Ihre Arbeit schnell an neue Erkenntnisse und Befragungsergebnisse der anderen Ausschüsse, etwa des Bundestages oder aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen oder Hessen kommen? Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses, Clemens Binninger, hat enge Kooperation mit den Ausschüssen in den einzelnen Bundesländern angeregt. Es gibt regelmäßig Treffen. Damit jeder auf dem gleichen Kenntnisstand sein kann, werden die Protokolle unserer Sitzungen ausgetauscht. Das dauert allerdings manchmal noch zu lang. Warum? Weil die Protokolle zunächst von den Zeugen bestätigt werden müssen. Das endgültige Protokoll liegt also erst ab der folgenden Sitzung vor. Der Takt der Sitzungen ist in Sachsen extrem lahm. Andere Ausschüsse, etwa in Nordrhein-Westfalen, haben bereits ein Vielfaches der Anzahl unserer bisher zehn Sitzungstermine bewältigt. Für den Untersuchungsausschuss zum NSU-Terror beim Sächsischen Landtag steht am Montag ab 10 Uhr die zehnte öffentliche Sitzung an. Vernommen werden ein Brandermittler aus Zwickau sowie jener Polizist, der am Tag der Explosion des letzten NSU-Domizils die verschwundene Beate Zschäpe auf deren Handy angerufen haben soll. Bei seiner ersten Vernehmung erinnerte der Mann sich nicht an das Telefonat. Relevanz haben die Umstände zur Klärung der Frage, wie die Polizei am 4. November 2011 noch vor Bekanntwerden von Zschäpes Identität an deren Handynummer kam. (eu) Mit Bekanntwerden des NSU-Bekennervideos wurde Trickfilm-Figur "Paulchen Panther" zu einer Art Staatsfeind. Doch wie kam Paul Panther unter eben diesem Staatsfeind-Label noch vor Bekanntwerden des Videos in die Auslage eines vom V-Mann gegründeten Ladens? Das Bild pappt da wirklich drüber
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Post by Deleted on Apr 15, 2016 20:41:29 GMT 1
www.jenapolis.de/2016/04/15/keine-dritte-person-im-wohnwagen-bei-nsu-selbstmorden/Keine dritte Person im Wohnwagen bei NSU-Selbstmorden Berlin. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich an oder in dem Wohnmobil, in dem sich die NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am Mittag das 4. November 2011 durch Kopfschüsse das Leben nahmen, noch eine weitere Person aufgehalten hat. Das sagten in der jüngsten Sitzung des 3. Untersuchungsausschusses (NSU II) unter Vorsitz von Clemens Binninger (CDU) ein Kriminalbeamter und eine Kriminalbeamtin aus Thüringen. Kriminaloberkommissar Michael Lotz und Kriminalhauptkommissarin Sylvia Michel, die damals mit der Spurensicherung am Tatort befasst waren, gaben als Zeugen an, dass eine solche dritte Person aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht unerkannt hätte entkommen können. Auch im Wohnmobil selbst, dessen Innenraum aufgrund eines von Böhnhardt und Mundlos gelegten Feuers stark zerstört war, hätten sich keine Hinweise auf die Anwesenheit einer weiteren Person gefunden. Etwas unterschiedliche Einschätzungen gab es vor dem Ausschuss zu der Frage, ob durch den umstrittenen Abtransport des Wohnmobils noch am 4. November 2011 in eine Wagenhalle der Eisenacher Polizei Spuren beeinträchtigt wurden. Während Lotz und Michel sagten, dass sie diese Lösung nicht für optimal gehalten hätten, es aber kaum sinnvolle Alternativen gegeben hätte, bestritt der damals aus Gotha zur Spurensicherung nach Eisenach abgeordnete Kriminaloberkommissar Gerd Sopuschek, dass durch den Transport in größerem Umfang Spuren verwischt worden sein könnten. Er betonte, dass der Transport durch ein von der Polizei lizensiertes Abschleppunternehmen erfolgt sei. Sopuschek räumte ein, dass er bei der Spurensicherung in dem ausgebrannten Wohnmobil, mit der er am 5. November 2011 beauftragt war, vermutlich einige Bekenner DVDs des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ übersehen hat. Sie waren in zwei Rucksäcken verstaut und wurden vom Bundeskriminalamt erst einige Wochen später entdeckt. Gefunden habe er aber größere Mengen Bargeld, die sowohl aus dem Banküberfall am 4. November 2011 in Eisenach als auch aus früheren Banküberfällen von Böhnhardt und Mundlos stammten. Es gehört zu den vielen noch immer ungeklärten Fragen im NSU-Komplex, warum die beiden NSU-Täter so große Mengen Bargeld in dem Wohnmobil verstaut hatten, das von ihnen für den Überfall in Eisenach angemietet worden war. Als letzter Zeuge des Tages wurde bis 21.40 Uhr Prof. Dr. Christian Hummert gehört, der 2011 IT-Experte des Thüringer Landeskriminalamtes war. Er berichtete davon, dass es bei der Auswertung von Computern aus dem NSU-Umfeld zu Unstimmigkeiten zwischen dem Thüringer LKA und dem Bundeskriminalamt gekommen sei. So habe man ihn zunächst mit der Entschlüsselung dieser Computer beauftragt. Nach kurzer Zeit und noch vor Abschluss seiner Arbeit sei aber die Anweisung erfolgt, dass er die Computer an das BKA abgeben müsse, da man sich dort um die Geräte kümmern wolle. Auf Nachfrage von Peter Pau (Linke) sagte Hummert, dass in der rechtsradikalen Szene Computer sehr professionell verschlüsselt würden, um sie auf diese Weise „bullensicher“ zu machen, wie es im Jargon hieße. Auch bei einigen Computern von Personen aus dem NSU-Umfeld sei es bis heute nicht gelungen, die gespeicherten Daten zu entschlüsseln.
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Post by nsulm on Apr 16, 2016 1:12:42 GMT 1
Liegt es an meinem Display, an meinen Augen oder am Paulchenbild, dass ich waagrechtes "Gekritzel" im Hintergrund im erahne? Kann die Farbwerte nicht auf "rosarote Brille" einstellen(Nintendo), sonst würde ich rumschrauben an den Werten. Zugegeben, eine plausibel klingende Erklärung "für Handschriftliches" kann ich nicht anbieten(außer beim P.P.Trickfilm-Fertigungsprozess). Auffallende Bereiche wären das linke, obere Viertel und rechts der Tourkarte. Nachmittags habe ich tauglicheres Gerät zur Hand, aber wenn wer ´nen Blick drauf werfen würde, hätte ich auch nichts dagegen;-)
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Post by Deleted on Apr 16, 2016 8:53:29 GMT 1
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Post by anmerkung on Apr 16, 2016 15:16:07 GMT 1
Ausgabe vom 15.04.2016, Seite 4 / Inland www.jungewelt.de/2016/04-15/016.phpDeckt Zschäpe den Ex-V-Mann »Primus«?NSU-Prozess: Beweisantrag der Nebenklage zu Arbeitsverhältnissen bei Szeneunternehmer Von Claudia Wangerin ----- Die Frage als Titel ist. Leider wird sie im Artikel selbt gar nicht beahndelt, sondern 7 andere Themen. Wer als zweiten Satz solchen Stuß wie nachfolgenden schreibt, der ist nicht satisfaktionsfähig. ----- Nebenklagevertreter von Geschädigten der rassistischen Mord- und Anschlagsserie wollen das ändern. ----- Erstens ist bisher nicht ermittelt, geschweige denn bewiesen, daß es sich erstens um eine rassistische und zweitens Serie handelt. Lohnschreiber ist auch kein lecker Beruf.
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Post by Deleted on Apr 17, 2016 0:18:56 GMT 1
www.bz-berlin.de/deutschland/gibt-es-einen-neuen-terror-von-rechts-frau-pauLinkspolitikerin im Interview Gibt es einen neuen Terror von rechts, Frau Pau? Das Thema Rechtsextremismus treibt Petra Pau um. In der B.Z. spricht sie über Neonazis, den Fall "Elena", die AfD und ihre Freundschaft mit einem CSU-Politiker. Die Berlinerin Petra Pau (52, Linkspartei) wurde seit 1998 fünf Mal als Direktkandidatin in den Bundestag gewählt. Sie Vizepräsidentin des Parlaments (seit 2006) und Obfrau der Linken im 2. NSU-Untersuchungsausschuss. Die angebliche Vergewaltigung der Russlanddeutschen „Elena“ (14, Name geändert) durch Flüchtlinge in ihrem Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf wurde von rechten Gruppen und russischen Staatsmedien für Propaganda missbraucht. B.Z.-Redakteurin Ulrike Ruppel traf Petra Pau zum Interview Warum brauchen wir einen 2. NSU-Untersuchungsausschuss? Weil noch viel zu viele Fragen offen sind. Insbesondere wollen wir klären, was nach der Entdeckung des NSU im November 2011 getan wurde, um das Unterstützernetzwerk auszuhebeln. Denn eines ist klar: Das Trio muss Helfer gehabt haben, an allen Tatorten. Deshalb untersuchen wir nicht nur die Vergangenheit, sondern auch, welche Strukturen weiter wirken und wo es gefährliche Entwicklungen gibt. Zu unserem Auftrag gehört, auch auf die heutigen Verhältnisse zu schauen. Entwickelt sich ein neuer Rechtsterrorismus? Meines Erachtens ist er längst da. Vieles erinnert heute an die 90er Jahre, in denen der NSU entstand. Auch damals gab es Übergriffe auf Asylunterkünfte und so genannte Bürgerwehren. Rassistischen Gruppen gelingt es damals wie heute, junge Menschen zu aktivieren. Und damals wie heute wird vieles ignoriert. In Nauen gab es ein Jahr lang Rechtsterror, bevor wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde. Auch in Freital und anderswo gibt es offenbar terroristische Strukturen. Es ist nicht fünf vor, sondern längst fünf nach zwölf. Sind sich da alle Parteienvertreter im Ausschuss einig? Da erlebe ich eine große Einigkeit. Zum Abschluss des ersten Runde hatte der Ausschuss 47 Vorschläge vorgelegt. Dazu gehörte, bei Straftaten genau hinzusehen, ob sie rassistisch motiviert sind. Trotzdem wird vieles mit dem alten Rechts-Links-Schema oder als Alkohol-Entgleisung abgetan. Das greift zu kurz, da sind wir uns einig, von den Unionsvertretern bis zur Linkspartei. Wie erklären Sie sich die Häufung solcher Vorfälle im Osten der Republik? Richtig ist, dass hier offenbar ein höheres Mobilisierungspotenzial da ist. Das ist aus meiner Sicht nicht nur mit der Ost-Sozialisation oder Frust zu erklären. Studien belegen, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und die Akzeptanz von Gewalt zur Problemlösung bundesweit zunimmt. Nach Ansicht vieler Experten spielt die DDR-Prägung sehr wohl eine Rolle spielt – das Nicht-Einüben von Demokratie, der Mangel an Vielfalt, Ohnmachtsgefühle. Wie gewichten Sie das? Das ist sicher auch ein Muster. Richtig ist, dass man in der DDR nicht unbedingt in einer multikulturellen Gesellschaft gelebt hat und der Umgang mit den vietnamesischen oder mosambikanischen Gastarbeitern weder respektvoll war, noch auf Integration abzielte. Aber wir sind im Jahr 2016, und deshalb rede ich auch über die politischen Versäumnisse der letzten 26 Jahre. Dazu gehört, dass die Verantwortlichen nicht in die Auseinandersetzung mit diesen rassistischen Strukturen gegangen sind. Erst als der Tourismus und der Wirtschaftsstandort gefährdet waren, hat man auf rechte Gewalt geschaut. Auch die AfD legt im Osten zu, auf Kosten der Linken. Wie gehen Sie damit um? Die AfD erstarkt genauso im Westen und auf Kosten der anderen Parteien. Als Direktkandidatin in Marzahn-Hellersdorf wurde ich von einigen Menschen wegen, von anderen trotz meiner antirassistischen Positionen gewählt, weil es offensichtlich viele weitere Punkte gab, die wahlentscheidend waren. Deshalb sage ich: Die Linke darf auf gar keinen Fall Grundpositionen aufgeben, um der AfD das Wasser abzugraben. Genau das werfen einige Politiker der Linkspartei Sahra Wagenknecht vor, die vor einer Überforderung Deutschlands durch die Flüchtlinge warnte. Diese Diskussion wurde vor sechs Wochen ausgetragen und ist für mich abgeschlossen. Wie wollen Sie der AfD begegnen? Wir müssen den Wählerinnen und Wählern sehr deutlich machen, dass wir es mit einer rechtskonservativen rassistischen Partei zu tun haben. Ansonsten kann es helfen, mit Sympathisanten das AfD-Programm durchzugehen: Frauen sollen drei Kinder kriegen, Atomkraft-Comeback, Mindestlohn weg – das wollen viele dann doch nicht. Die Ausgrenzung der AfD und ihrer Wähler hilft nicht weiter. Wir müssen uns mit den Positionen auseinandersetzen, das wirkt entlarvend. Wie ist die Stimmung im Wahlkreis nach dem Fall „Elena“? Unter den Aussiedlern aus der früheren Sowjetunion hatte es seinerzeit tatsächlich Beunruhigung gegeben. Was dann bei den Demonstrationen an rechten und rassistischen Kräften zusammenkam, hat mich erschreckt und erstaunt. Inzwischen ist den meisten wohl klar, dass an der Sache nichts dran war. Die Ereignisse haben aber deutlich gemacht, dass wir der russlanddeutschen Community noch mehr zeigen müssen, dass sie zu uns gehört und die demokratischen Institutionen auch für sie da sind. Gärt da gar nichts mehr? Etwas gärt garantiert noch und wird von rechten Mini-Gruppierungen und der NPD benutzt. Ich habe aber den Eindruck, da zieht eine Trennschärfe ein, und einige waren sehr erschrocken, als sie erkannten, mit wem sie sich da gemein gemacht haben. Wie sehr beunruhigt Sie die russische Propaganda durch gefälschte Nachrichten? Die Kreml-Agitation gegen Flüchtlinge ist ekelhaft. Gerade gab es im Internet wieder einen angeblichen Vor-Ort-Bericht aus einem angeblich von Muslimen übernommenen Stadtteil in Berlin. Diese Propaganda zielt in erster Linie innenpolitisch nach Russland, um von den Problemen dort abzulenken. Aber sie will auch die Leute hier ansprechen, klar. Ist die Linke zu unkritisch gegenüber Russland? Ich bin weder Anwältin von Herrn Putin noch von seiner Politik. Sie unterhalten persönliche Freundschaften über die Parteigrenzen hinweg. Aber was verbindet Sie mit dem CSU-Abgeordneten Eduard Oswald? Im Mai 2010 versagte meine Stimme. Ich war erkrankt, und keiner konnte mir helfen. Nach zwei Jahren Ärzte-Odyssee ging es langsam aufwärts und ich konnte wieder den Bundestag leiten. Und immer wenn es schwierig wurde, stand da Ede Oswald hinter mir, der ebenfalls Vizepräsident war, und sagte: ‚Ich lös‘ Dich jetzt mal ab. Du wirst noch gebraucht.‘ So hat unsere Freundschaft begonnen.
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Post by anmerkung on Apr 17, 2016 7:18:27 GMT 1
www.welt.de/politik/deutschland/article154428663/Geheime-Ermittlungen-geben-neue-Hinweise-zu-Zschaepe.htmlPolitik Bundesanwaltschaft 03:17 Geheime Ermittlungen geben neue Hinweise zu ZschäpeWie verstrickt war der deutsche Geheimdienst in die Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds? Dazu führt die Bundesanwaltschaft geheime Ermittlungen durch, die auch Beate Zschäpe betreffen. Die Bundesanwaltschaft führt geheime Ermittlungen zur Aufklärung der NSU-Mordserie durch und hält die Ergebnisse sowohl vor der Öffentlichkeit als auch den Richtern im NSU-Prozess, den Verteidigern und den Opferanwälten verborgen. Wie Recherchen der "Welt am Sonntag" belegen, werden in diesem abgeschotteten Verfahren auch Erkenntnisse zur Verstrickung der deutschen Geheimdienste in die Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) gesammelt. Dies betrifft auch Vernehmungen zur Rolle von Ralf Marschner, der unter dem Decknamen "Primus" für das Bundesamt für Verfassungsschutz arbeitete und den NSU-Terroristen Uwe Mundlos in seiner Baufirma und möglicherweise auch die als Mittäterin angeklagte Beate Zschäpe in seinen Szeneläden in Zwickau beschäftigt hat. Aussage als nicht belastbar eingestuft Zu Zschäpe gingen nach der umfangreichen Berichterstattung der vergangenen Tage neue Hinweise ein. Ein weiterer Zeuge ist sich sicher, Zschäpe gemeinsam mit dem Verfassungsschutzspitzel Marschner in dessen Bekleidungsgeschäft The Last Resort Shop gesehen zu haben. Sie habe dort an der Kasse gestanden und bedient. Bisher war dazu die Aussage eines Geschäftspartners Marschners bekannt, der Zschäpe schon 2011 ebenfalls als Mitarbeiterin Marschners identifiziert hatte. Das Landeskriminalamt Sachsen hatte diese Aussage seinerzeit als nicht belastbar eingestuft.
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Post by Deleted on Apr 17, 2016 9:34:35 GMT 1
www.welt.de/print/wams/politik/article154429186/Black-Box-NSU.htmlBlack Box NSU Stefan Aust
Von Stefan Aust Chefredakteur und Herausgeber Nach "Welt"-Enthüllungen wird bekannt: Die Bundesanwaltschaft hält Ermittlungsergebnisse zu V-Mann Marschner geheim Die NSU-Mordserie an neun Migranten und einer Polizistin, ist sie tatsächlich aufgeklärt? Ganz sicher ist sich Generalbundesanwalt Peter Frank offenbar nicht, dass die beiden toten Neonazis Böhnhardt und Mundlos die alleinigen Killer sind, unterstützt von Beate Zschäpe, der einzigen Überlebenden des Trios, und einigen wenigen Handlangern im Hintergrund. Denn die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt weiter. In großem Stil. Außerhalb der bekannten Verfahren und im Verborgenen. Das wurde plötzlich klar, als die "Welt" in der vergangenen Woche Belege und Zeugenaussagen enthüllte, wonach zumindest der NSU-Mörder Uwe Mundlos, möglicherweise aber auch Beate Zschäpe bei einem V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) beschäftigt waren: Ralf Marschner, Deckname "Primus", aus Zwickau. In dessen überwiegend aus Neonazis bestehenden Abbruch-Truppe unter dem Namen "Marschner Bau-Service" arbeitete Uwe Mundlos unter dem Decknamen "Max-Florian Burkhardt". Exakt zu jener Zeit, als die Mordserie vor fast 16 Jahren begann. In einer Vernehmung in der Schweiz hatte Marschner im Jahr 2013 auf die Frage, ob er einen gewissen Max-Florian Burkhardt kenne, geantwortet, dieser habe auf einer seiner Baustellen gearbeitet. Bei einer Lichtbildvorlage sagte er aber, "sein" Burkhardt habe anders ausgesehen. Da lag es nahe anzunehmen, dass es sich in Wirklichkeit um Uwe Mundlos gehandelt hatte, der zu jener Zeit mit den gefälschten Papieren von Max-Florian Burkhardt ausgestattet war. Offenbar nahm daraufhin auch die Bundesanwaltschaft diese Spur auf. Neue Recherchen der "Welt am Sonntag" belegen, dass in diesem zusätzlichen Geheimverfahren mehr als ein Dutzend Zeugenaussagen zum Verfassungsschutz-Spitzel Ralf Marschner enthalten sind. Es wurden auch drei V-Mann-Führer und mindestens ein V-Mann des BfV vernommen sowie zwei weitere V-Leute der Landesämter Hamburg und Thüringen. Es ist unbekannt, ob sich Marschner oder sein V-Mann-Führer mit dem Decknamen "Richard Kaldrack" darunter befinden. Die Protokolle? Unter Verschluss. Die Ergebnisse? Streng abgeschirmt. Das Verfahren zur Aufklärung einer beispiellosen neonazistischen Mordserie? Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der Richter, der Anwälte, der Opfer-Vertreter. Geheim. Black Box NSU. Die Verschleierung erscheint systematisch. So liegen der Bundesanwaltschaft nach den Erkenntnissen der "Welt am Sonntag" Aussagen eines weiteren, beim Marschner-Bauservice beschäftigten Arbeiters vor, der nicht nur Uwe Mundlos, sondern auch Uwe Böhnhardt auf Marschner-Baustellen gesehen haben will. Bei einer Lichtbildvorlage sei er sich "zu 50 Prozent sicher gewesen", bestätigte ein Ermittler. Sowohl die Aussage dieses Zeugen P. als auch die Aussagen weiterer 15 ehemaliger Marschner-Mitarbeiter liegen der Bundesanwaltschaft seit etwa drei Jahren vor, werden aber geheim gehalten. Dazu bedienen sich die Bundesanwälte eines juristischen Tricks: Die Nachermittlungen zum Fall Marschner alias Primus werden, wie zahlreiche andere Ergebnisse im NSU-Komplex auch, in einem gesonderten Ermittlungsverfahren "gegen unbekannt" zusammengeführt. In diesem sogenannten Strukturermittlungsverfahren sind, wie Bundesjustizminister Heiko Maas im Juli vergangenen Jahres auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag erklärte, bis dahin 112 Zeugen vernommen worden. Abgesehen von den Verfahren gegen Beate Zschäpe und vier andere mutmaßliche NSU-Helfer, ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen neun weitere namentlich bekannte Beschuldigte, die mutmaßlich zum engeren Unterstützerumfeld des NSU gehören. Diese Verfahren werden vergleichsweise "offen" geführt, die Ermittlungsakten sind von Anwälten und Nebenklagevertretern auf Antrag einsehbar. Zusätzlich zu diesen 14 "offenen" Verfahren, läuft das mysteriöse "geschlossene" Sammelverfahren "gegen unbekannt". Eingeleitet wurde es nach der Selbstenttarnung des NSU im November 2011 und in seinen Inhalten sorgfältig verborgen. So hatten die Opferanwälte im Münchner NSU-Prozess bereits am 25. Februar dieses Jahres Akteneinsicht beantragt. Der Generalbundesanwalt lehnte ab. Pikant ist, dass nun Inhalte, nämlich das Vorhandensein bislang geheim gehaltener Vernehmungen zum Verfassungsschutz-Spitzel Ralf Marschner, ausgerechnet durch die verunglückte "Pressearbeit" der Bundesanwaltschaft selbst bekannt geworden sind. Aus der Behörde waren, wie Journalisten und Bundestagsabgeordnete berichteten, seit den Enthüllungen der "Welt" am vergangenen Donnerstag Informationen gestreut worden, offenbar mit dem Ziel, Zweifel an den Berichten zum Beschäftigungsverhältnis von Uwe Mundlos gleichsam unter den Augen des Verfassungsschutzes zu wecken. Und tatsächlich sprang "Spiegel Online" noch am Donnerstag, dem Tag der Enthüllungen, an und verbreitete ein "Dementi": "Wie SPIEGEL ONLINE aus Ermittlerkreisen erfuhr, wurden in den vergangenen Jahren frühere Mitarbeiter des Bauunternehmens und das ehemalige Personal der von M. (Marschner, die Red.) betriebenen Ladengeschäfte eingehend zu dem NSU-Trio befragt. Doch belastbare Anhaltspunkte, wonach Mundlos oder Zschäpe zeitweise bei M. beschäftigt gewesen sein könnten, hätten sich daraus nicht ergeben. Die umfangreichen Ermittlungen seien zum Teil im Rahmen des sogenannten NSU-Strukturverfahrens erfolgt, in dem mögliche, bislang noch unbekannte Unterstützer der Terrorzelle identifiziert werden sollen." Was den Opferanwälten, den Mitgliedern diverser Untersuchungsschüsse und den Richtern im NSU-Verfahren seitdem bewusst sein dürfte: Wichtige, vielleicht sogar zentrale Ermittlungsakten aus dem NSU-Komplex liegen in den Giftschränken der Bundesanwaltschaft, und diese werden selbst auf ihren Antrag nicht geöffnet. Nur wenn der Generalbundesanwalt sie für seine Öffentlichkeitsarbeit braucht, werden gezielt Aktenstücke aus der Schublade gezogen. Ob sie den Sachverhalt jeweils korrekt wiedergeben, ist dabei durchaus fragwürdig. So ist das "Dementi" in Sachen Marschner Bau-Service bei näherer Betrachtung eher dürftig. Die Bundesanwaltschaft behauptet in ihren nicht für Zitate freigegebenen Gesprächen mit Journalisten und Abgeordneten – nachprüfen lässt sich das derzeit mangels Akteneinsicht nicht –, dass sie 16 ehemalige Bauarbeiter Marschners vernommen habe. Was dabei verschwiegen wird: Bei der Mehrzahl von ihnen handelt es sich um langjährige, teils militante Neonazis mit einem ausgeprägten Hass auf diesen Staat und nur wenig ausgebildeter Glaubwürdigkeit. Unter diesen finden sich ehemalige Anhänger der wegen ihrer besonderen Gewaltbereitschaft verbotenen Neonazi-Gruppierung "Blood & Honour" und der "Hammerskins", die weltweit den "Weißen Arischen Widerstand" propagieren. Inoffiziell teilte die Bundesanwaltschaft ausgewählten Medien und in nicht öffentlicher Sitzung den Abgeordneten im Bundestagsuntersuchungsausschuss weitere, sorgfältig gefilterte Einzelheiten mit: Ralf Marschner habe in seiner entscheidenden BKA-Vernehmung vom Februar 2013, in der er mehrfach einräumte, dass ein "Max-Florian Burkhardt" bei ihm gearbeitet habe, schlicht zwei Namen verwechselt. Es sei nicht Burkhardt gewesen, den Marschner gemeint habe, legen die Ermittler nahe, sondern es gehe um zwei Brüder mit dem Nachnamen R., der ähnlich wie Burkhardt klinge. Der eine heiße Max mit Vornamen, der andere Philipp. Beide stammten aus Neukirchen, von dort, wo Ralf Marschner in seiner BKA-Vernehmung "Max-Florian Burkhardt" verortete. Woher die Bundesanwälte das wissen wollen, ohne Marschner erneut vernommen zu haben, bleibt ein Rätsel. Oder haben sie ihn erneut vernommen und halten diese dritte Vernehmung geheim? Die "Welt am Sonntag" ist auch dieser Spur nachgegangen. Tatsächlich taucht ein Philipp R. neben sechs weiteren Namen auf einer bisher unbekannten und offenbar bruchstückhaften Liste auf, die zu einem Antrag auf "Schlechtwettergeld" gehört, den Ralf Marschner im Januar 2002 beim Arbeitsamt Zwickau stellte. Fünf von diesen sieben Personen hat die "Welt am Sonntag" bisher überprüfen können, sie alle haben einen rechtsextremen Hintergrund. Philipp R., aufgewachsen in Neukirchen im Erzgebirge, wollte sich weder dazu noch zu seiner Tätigkeit für Marschner äußern. Seine Antwort auf die entsprechende Anfrage eines der Autoren trifft jedenfalls den einschlägigen Szene-Ton: "Vielleicht fickst du dich selbst und rufst einfach die 110 an, wenn du Fragen hast." Sein Bruder heißt Gregor R., allerdings benutzt er gelegentlich den Spitznamen "Maxx". Gregor R. redete mit dem Reporter und bestätigte, dass er zwar für Marschners Bau-Service gearbeitet habe, "aber das waren insgesamt höchstens zwei Wochen". Er habe sich dann mit Marschner um Geld gestritten und deshalb die Arbeit für dessen Bau-Service beendet. Als ihn die "Welt am Sonntag" mit der Aussage Marschners alias Manole und deren Interpretation durch die Bundesanwaltschaft konfrontierte, reagierte Gregor R. entschieden: "Mich kann Manole nicht mit diesem Max gemeint haben, dafür war die Zeit doch viel zu kurz." Die inoffiziell gestreute Interpretation der Bundesanwaltschaft, Ralf Marschner habe in seiner BKA-Vernehmung im Februar 2013 gar nicht Max-Florian Burkhardt (also Uwe Mundlos) benennen wollen, sondern eben "Maxx" R., hat einen weiteren Haken: "Maxx" ist ein Star in der rechten Szene. Als Kickboxer und sogenannter Freefighter hat er beste Kontakte zu Hendrik L., einem damals engen Freund von Uwe Mundlos – und von V-Mann Marschner alias Manole. L. ist Inhaber eines Ladens für Neonazi-Outfits in Chemnitz. Dessen Logo ließ sich "Maxx" Gregor R. bei Kämpfen schon mal aus Werbegründen mit Tinte auf den nackten Rücken sprayen. Die Tickets für diese in der Szene beliebten Faustkämpfe von Gregor R. hat zudem Ralf Marschner einst über seinen eigenen Szeneladen "The Last Resort Shop" in Zwickau vertrieben. Außerdem: R.s inzwischen verstorbener Freund, Teamkollege und Neonazi-Freefighter Rico M. war einer der engsten Freunde auch von Ralf Marschner. Dessen entsprechender Eintrag findet sich auf einer Telefonliste in Marschners sichergestelltem Computer. Und diesen engen Kontakt, "Maxx" Gregor R., einen in Sachsens rechtsextremen Kreisen als Kickbox-Star gefeierten Prominenten, soll Ralf Marschner also mit "Max-Florian Burkhardt" verwechselt haben? Nur um so erklären zu können, warum die Bundesanwaltschaft dazu nie den echten Max-Florian Burkhardt befragt hatte, den Mann, der Uwe Mundlos seine Identität überließ, aber nicht selbst beim Marschner Bau-Service gearbeitet hat? Immerhin: Weil der öffentliche Druck auf die Bundesanwaltschaft nach den Enthüllungen der "Welt" offenbar nicht mehr zu ignorieren war, hat sie das Bundeskriminalamt (BKA) erneut in Marsch gesetzt. Am Montag haben BKA-Beamte in der Nähe von München Arne-Andreas Ernst, den auf verschiedenen Marschner-Baustellen eingesetzten Bauleiter, befragt und eine defekte Computerfestplatte, auf der Fotos der Baustellen und somit auch der Bauarbeiter vermutet werden, sichergestellt. Ernst hat, wie zuvor schon gegenüber der "Welt", nun auch in der ersten Zeugenvernehmung durch das BKA Uwe Mundlos als jenen Vorarbeiter des Marschner Bau-Services klar identifiziert, mit dem er ab Juli 2000 auf verschiedenen Baustellen in der Region Zwickau zusammengearbeitet habe. Weitere Mitarbeiter Marschners konnte er auf den Lichtbildvorlagen nicht eindeutig erkennen, weil er auf den Baustellen lediglich mit Marschner, genannt Manole, und dessen Vorarbeiter, eben Uwe Mundlos, zu tun gehabt habe. Dies hatte Ernst zuvor auch schon im Interview mit den "Welt"-Autoren und in deren Dokumentarfilm "Der NSU-Komplex" berichtet. Allerdings gab Ernst den BKA-Beamten gegenüber eine weitere, völlig neue Aussage zu Protokoll, die der Bundesanwaltschaft noch erhebliches Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Nach der Enthüllung zu Mundlos alias Burkhardt hatte auch die "Welt" über bisher nicht ausermittelte Hinweise berichtet, wonach auch Beate Zschäpe in einem Ladengeschäft Marschners gejobbt haben soll. Aufgerüttelt durch diese Berichterstattung, erinnerte sich, wie er aussagte, auch Bauleiter Ernst an eine Begegnung mit Beate Zschäpe. Er habe im Zeitraum 2002 oder 2003, nachdem Marschners Bau-Service pleitegegangen war, Manole in der Zwickauer Kreisigstraße vor dessen Szeneladen "The Last Resort Shop" getroffen und Marschner habe ihn mit hineingenommen. "Er wollte mir ganz stolz seinen Laden zeigen", beschreibt Ernst seine Erinnerungen gegenüber der "Welt am Sonntag", "und da stand die Frau, die dann später als Beate Zschäpe durch die Medien ging, hinter der Kasse und hat bedient." Erst nach dem Medienecho vom vergangenen Donnerstag sei ihm klar geworden, dass seine Erinnerung wichtig sein könne, sagt Ernst, und er habe sie deshalb sofort dem BKA mitgeteilt. Damit verdichten sich die Hinweise auf eine Art Betreuerrolle, die der V-Mann Ralf Marschner für das untergetauchte NSU-Trio eingenommen haben könnte. Besonders spannend wäre die Klärung der Frage, ob überhaupt und wenn ja wie viel Marschner alias "Primus" seinem V-Mann-Führer beim Bundesamt für Verfassungsschutz davon erzählt hat. Der Verdacht lag schon kurz nach dem Tod der beiden Uwes am 4. November 2011 nahe: Im Dezember 2011 hatte sich ein Neonazi bei den Behörden gemeldet und berichtet, dass er Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bereits 1998 in Thüringen gemeinsam mit Marschner gesehen habe. Und etwa zeitgleich hatte der Mitgeschäftsführer des "Heaven & Hell", eines anderen Marschner-Ladens in Zwickau, bei der Polizei ausgesagt, dass er dort zwischen 2005 und Anfang 2007 mehrfach eine Frau gesehen habe, die der untergetauchten Beate Zschäpe sehr ähnlich gewesen sei. Ralph M. beteuerte gegenüber den Beamten: "Herr Marschner sagte, dass diese Dame im Laden gelegentlich aushilft. Angestellt war sie nicht, das hätte ich gewusst." Nach den mutmaßlichen Selbstmorden von Böhnhardt und Mundlos am 4. November 2011 und der folgenden Berichterstattung zum NSU, so M., "machte es bei mir Klick, und ich war sicher, dass es die Frau aus dem Laden war". Sie habe dort an Marschners PC gearbeitet. Ob er Beate Zschäpe näher kennengelernt habe, wollten die Polizisten wissen. M.: "Nein, ich habe sie nur einige Male im Laden gesehen, sie verstand sich aber sehr gut mit Herrn Marschner. Ich bin mir sicher, dass es die Frau auf dem Fahndungsplakat ist." Das LKA Sachsen hatte dazu nach weiteren Zeugenbefragungen zwei Monate später in einem Vermerk für das BKA festgestellt, die Zeugenaussage des Ralph M. "konnte nicht untermauert werden". In einer weiteren Vernehmung sei sich der Zeuge "nicht mehr so sicher" gewesen. Wahrscheinlich habe Zschäpe, die ja mit dem Rest des Trios insgesamt elf Jahre lang in Zwickau im Untergrund lebte, sich dort nur als Kundin aufgehalten. Tatsächlich fällt bei genauem Studium der Vernehmungen von Marschners Laden-Mitarbeitern auf, dass in den zusammenfassenden Vermerken, die das Landeskriminalamt Sachsen im Auftrag des BKA schrieb, Hinweise auf das Trio heruntergespielt oder ganz verschwiegen wurden. So zum Beispiel die Aussage von Susann D., einer Geschäftsführerin aus einem weiteren Geschäft in der Kette von Marschners Szeneläden. Sie wurde im Februar 2012 befragt: "Haben Sie Personen aus dem sog. Trio, die Sie über die Medien kennen dürften, in einem der vorgenannten Geschäfte gesehen? Antwort: Ich vermute selber, dass sie in den Geschäften von Herrn MARSCHNER (...) einkaufen waren; weil die drei Personen vom Ansehen mir bekannt sind." Daraufhin wurden Susann D. verschiedene Fotos von jungen Frauen vorgelegt. Die Nummer 3 zeigt (ohne Namen) Beate Zschäpe. Die Zeugin D. ist sich sicher: "Als das erste Mal im Fernsehen das Bild der Person Bild Nr. 3 gezeigt wurde, ist mir sofort aufgefallen, dass das eine Person aus Zwickau ist. Ich habe ein photografisches Gedächtnis, über das ich Personen zu bestimmten Gegebenheiten zuordnen kann. Ich muss diese Person von Bild Nr. 3 bei irgendeiner Gelegenheit, die ich nicht näher bestimmen kann, länger gesehen oder länger beobachtet haben. Dies müsste in Zwickau gewesen sein, wobei ich keine Erinnerung an Ort und Zeit habe. Ich vermute, dass dies in dem Laden 'The Last Resort Shop' gewesen ist, kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen." Auch Katrin B., die zehn Jahre lang für Marschner in dessen Läden gearbeitet hat, wurde vernommen. Auch ihr kam das Foto Nummer 3 (Zschäpe) bekannt vor. Als ihr Fotos von unter anderem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt vorgelegt wurden, erkannte Katrin B. Mundlos (Foto 2) wieder. Foto Nummer 7 ist ein sogenannter Dummy, ein Platzhalter, der allerdings eine entfernte Ähnlichkeit zum mutmaßlichen NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben aufweist.. Katrin B.: "Die Gesichter Nr. 7 (Dummy, d. Red) und Nr. 2 (Mundlos, d. Red) sagen mir etwas. Bei Nr. zwei würde ich sagen, dass es ein Kunde aus dem Laden war, bei Nr. 7 kann ich es nicht richtig sagen." Im bewertenden Vermerk des LKA heißt es, die Zeuginnen hätten "keine gesicherten Angaben" gemacht. Zum Wiedererkennen von Uwe Mundlos im Marschner-Laden: kein Wort. Unterdessen konnte die "Welt am Sonntag" in den vergangenen Tagen weitere Details aus der V-Mann-Karriere Marschners recherchieren. Er hat seit spätestens 1992 dem BfV berichtet und war mithilfe mehrerer Landesämter angeworben worden. Primus sollte vor allem über die Rechtsrock-Szene berichten. Gezielt wollte man ihn zum "Kristallisationspunkt" der Szene aufbauen, heißt es in internen Vermerken. Tatsächlich organisierte Marschner Konzerte für das Nazi-Netzwerk "Blood & Honour" und vertrieb deren Videos, in denen offen dazu aufgerufen wird, Juden, Ausländer und politische Gegner umzubringen. Die rechte Szene in einer Kleinstadt wie Zwickau dürfte für einen gut vernetzten Neonazi wie Manole durchaus überschaubar gewesen sein. Schon deswegen ist es unwahrscheinlich, dass er nicht wusste, wo das Trio sich befand. Marschner wurde zwar schnell, wie vom BfV gewünscht, zu einem Knotenpunkt der sächsischen Neonaziszene, wies aber auch die "szenetypischen Probleme" auf. So trank er nach Angaben des BfV zu viel, war unzuverlässig und log seine V-Mann-Führer an. Zudem ermittelte das LKA Sachsen mehrfach gegen ihn. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, in einer Mordermittlung einem Verdächtigen ein falsches Alibi gegeben zu haben. 1999 war ein Jugendlicher von Zwickauer Nazis erschlagen worden. "Manole" Marschner geriet kurzfristig selbst unter Mordverdacht, weil ein anonymer Anrufer ihn belastet hatte. Das BfV warnte Marschner in diesem Zusammenhang vor Durchsuchungen und informierte ihn, wenn wieder Ermittlungen gegen ihn liefen. Im September 2002 war die Gefahr, dass Marschner als V-Mann öffentlich enttarnt wird, angeblich so groß, dass er deshalb als Spitzel vom BfV abgeschaltet wurde, heißt es in internen Vermerken. Seit 1997 hatten sich beim LKA Sachsen Gerüchte gehalten, dass Manole ein Spitzel sein könnte. Ein Staatssekretär im Innenministerium wurde über Marschners Abschaltung informiert, ein weiteres Indiz, wie wichtig die Quelle gewesen zu sein scheint. Als V-Mann war Manole dagegen nach allem, was bisher durchgesickert ist, billig zu haben: In den zehn Jahren bekam er insgesamt 40.000 Euro Spitzellohn, zusätzlich wurden ihm 7000 Euro an Auslagen erstattet. Dazu 1000 Euro als sogenannte Abschaltprämie. Extravagant war allerdings ein Sonderposten: Das Bundesamt bezahlte ihm sechs Auslandsreisen pro Jahr. "Blood & Honour", die Gruppe, zu der Manole so enge Kontakte hatte, zeichnet sich vor allem auch durch eine internationale Vernetzung aus. Während Ralf Marschner für seine Nazi-Kumpel "Manole" war und für den Verfassungsschutz "Primus", der Erste, gab er sich selbst nach seinem Abtauchen in der Schweiz den Tarnnamen "Rolf Rollig". Auf seiner Facebook-Seite verlinkte Marschner zu rechtsextremen Inhalten und postete ein Foto mit einem Hakenkreuz-Teller und dem Text: "Na ups, was kam denn da heute aus Indien? Ein schwarzer Kashmir-Schal und ein silberner Untersetzer?" 15 Monate zuvor hatte Ralf Marschner seinen BKA-Vernehmern noch zu Protokoll gegeben: "Generell würde ich sagen, dass ich nie ein Neonazi war." Die Anschlussfrage der Vernehmer: "Haben Sie noch Ergänzungen?" Marschner verneinte. Die Vernehmung wurde beendet. Jetzt dürfte er wieder vorgeladen werden.
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Post by Admin on Apr 18, 2016 6:30:15 GMT 1
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Post by Deleted on Apr 18, 2016 7:23:16 GMT 1
www.schwaebische.de/region/baden-wuerttemberg_artikel,-Deckname-Primus-mit-Kontakten-zum-NSU-_arid,10432142.html Deckname Primus - mit Kontakten zum NSU? Ein sächsischer Neonazi soll NSU-Terroristen beschäftigt haben – Heute betreibt er einen Trödelladen in Liechtenstein Vaduz sz Wenn man ihn so sieht, ist Ralf Marschner kleiner als angenommen, nicht dick, aber gut beieinander. Aber sein Kopf scheint wirklich direkt auf den Schultern zu sitzen - so wie er in alten Personenbeschreibungen dargestellt wird. Sie stammen noch aus der Zeit, als Marschner in der sächsischen Neonazi-Szene aktiv war und als berüchtigter Schläger galt. Wobei dies auch schon fast ein Jahrzehnt zurückliegt. Zu seiner Vergangenheit gehört zudem eine Tätigkeit als brauner Spitzel für den Bundesverfassungsschutz. Heutzutage ist er zu finden, wo es eher überraschend scheint: Im Fürstentum Liechtenstein, sonst eher als finanzieller Zufluchtsort reicher Herrschaften bekannt. Misstrauischer Unterton Marschner, vom Alter her bei Mitte 40 liegend, betreibt in dem Mini-Land südlich des Bodensees einen Antiquitätenladen – höchst offiziell unter seinem Namen. Selbst im Internet wirbt er für den Verkauf von alten Möbeln, Geschirr aus Omas Zeiten, angestaubten Stichen. Nach dem ersten Schritt in den Laden, eine Scheune, klingelt bereits eine Glocke. Marschner kommt aus einem Büroraum angeschossen. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragt er mit misstrauischem Unterton. Ja, man wolle sich mal umsehen, nach alten Bierkrügen schauen. Vielleicht fänden sich auch historische Säbel. „In Ordnung“, meint Marschner zögernd. Sein Laden sieht aus wie all die durchschnittlichen, vollgepfropften Trödel-Hallen. Das Interieur wurde unter anderem durch Haushaltentrümpelungen zusammengetragen. Es versprüht beschaulichen Flohmarkt-Charme. Dass nun Unruhe hineingekommen ist, hat mit jüngsten Recherchen der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ zu tun. Demnach soll Marschner direkte Kontakte zum sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund gehabt haben. Die vor fünf Jahren aufgeflogene Terrorgruppe ist besser unter dem Kürzel NSU bekannt. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 haben die beiden Hauptakteure Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zehn Menschen kaltblütig erschossen: acht Kleinunternehmer aus der Türkei, einen aus Griechenland sowie eine Polizistin. „Die Welt“ will nun enthüllt haben, dass Mundlos von 2000 bis 2002 in Sachsen unter einem Decknamen einen Job bei einer Abbruchfirma gehabt habe, die seinerzeit Marschner gehörte. Während dieser Zeitspanne mietete wiederum Böhnhardt Tatfahrzeuge bei einer Firma, bei der sich auch die Abbruchfirma mit Autos versorgte. Beate Zschäpe, die dritte bekannte NSU-Größe, soll angeblich von 2008 bis 2011 in einem Zwickauer Laden für rechtsangehauchte Mode tätig gewesen sein. Auch der gehörte zeitweise Marschner. Ein TV-Team aus dem „Welt“-Umfeld konfrontierte ihn direkt in seinem Laden mit den Vorwürfen. Marschner warf sie nach den vorliegenden Informationen sofort hinaus. Anfang April wurde dann eine ARD-Dokumentation über den NSU gesendet. Die neuen Anschuldigungen gegen ihn waren damit öffentlich. Wie es aus Kreisen Liechtensteiner Insider heißt, seien zudem örtliche Behörden aufmerksam geworden. Im Fürstentum legt man traditionell großen Wert auf ruhige Geschäftsgänge. Auf jeden Fall reagierte Marschner. Über seinen Anwalt ließ er der Zeitung „Liechtensteiner Vaterland“ eine Mitteilung zur Veröffentlichung zukommen. Darin wird jeglicher Kontakt zu NSU-Mitgliedern bestritten. Der Anwalt schrieb: „Mein Mandant wird von den Deutschen Medien missbraucht, um Stimmung gegen die chaotischen und fragwürdigen Verhältnisse innerhalb des Deutschen Staatsschutzes zu machen.“ Zehn Jahre Spitzeltätigkeit Mit Sicherheitsbehörden kennt sich Marschner schließlich aus. Von 1992 an wurde er mindestens zehn Jahre als V-Mann vom Bundesamt für Verfassungsschutz geführt. Die Zeitspanne ist interessant: Würden die neuen Vorwürfe gegen ihn doch zutreffen, hätten die Sicherheitsbehörden einen Terroristen-Kontaktmann beschäftigt. Der nächste Skandal im Zusammenhang mit dem NSU wäre perfekt. Wobei es damals grundsätzlich nichts Ungewöhnliches war, dass Neonazis V-Mann-Tätigkeiten nachgingen. Dies gab es öfters. Marschner erhielt bei seiner Verpflichtung den Decknamen Primus. Zeitweise galt er als „einzige wirkliche relevante Quelle“ aus der sächsischen Neonazi-Szene. Zumindest lautete so die Aussage seines V-Mann-Führers Richard Kaldrack 2013 vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags. In der Szene hieß er Manole Marschner scheint gleich nach der Wende 1989 in den brauen Sumpf eingestiegen zu sein. 1991 war er mutmaßlich bei einer Skinhead-Horde mit dabei, die ein Zwickauer Flüchtlingsheim überfiel und anzündete. Unter seinen Gesinnungsgenossen wurde er als Manole bekannt, eigenartigerweise ein rumänischer Name. Über die Jahre hinweg gab es 17 Ermittlungsverfahren gegen ihn. Oft ging es um szenetypische Vorkommnisse: Körperverletzung etwa oder Propaganda-Delikte. Meist erfolgte die Einstellung der Ermittlungen. Hang zum Musikalischen Marschner versuchte sich auch auf musikalischem Gebiet, sang selbst in der Nazi-Band Westsachsengesocks. Er organisierte Rockkonzerte für Liebhaber rechtsextremer Töne und Texte, verkaufte CDs mit volksverhetzendem Inhalt. Den Hang zum Musikalischen hat er bis heute. Ein Werbe-Schild vor seinem Laden weist auf eine Heavy-Metal-Veranstaltung hin. Vergangenen Sommer gab es in der Antik-Scheune eine Irish Night mit entsprechenden Bands. Einige Kilometer südlich der Liechtensteiner Grenzen auf eidgenössischem Boden hat Marschner Kontakt zu den Betreibern des Veranstaltungsgebäudes Event Stage Zizers. Wie selbsternannte Nazi-Ermittler aus Kreisen der linksextremen Antifa im Internet schreiben, organisiert er dort unter dem Pseudonym Kit Rock Punk-Konzerte. In dem überschaubaren Ort Zizers soll Marschner auch eine Lagerhalle angemietet haben. Heimisch geworden ist er offenbar im Umfeld der nahen Bündner Bischofsstadt Chur. Wie es ihn in diese Gegend am Alpenrhein verschlagen hat, bleibt unklar. Eine Nazi-Hochburg ist sie nicht. Die Schweizer Zentren der Rechtsradikalen liegen im Berner Oberland, der Innerschweiz und der Region Genf. Nur so viel scheint klar zu sein: 2007 hält er es für ratsam, Zwickau rasch zu verlassen. Die Rede ist von Schulden, von Spielsucht. Kurz vorher war Marschner wegen unerlaubten Drogenbesitzes zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Vielleicht ist ihm der Zwickauer Boden zu heiß geworden. Daraufhin taucht er nach seinem Abschied aus Sachsen erst in Irland, dann in Österreich und um 2010 herum in der Churer Region auf. Dort trafen ihn 2013 Beamte des Bundeskriminalamtes, um ihn erneut wegen des NSU zu vernehmen. Dabei bezeichnete Marschner laut der „Welt“-Recherchen einen Max-Florian Burkhardt als einen Mitarbeiter seiner früheren Abbruchfirma in Sachsen. Dieser Name war die Tarnidentität des untergetauchten Mundlos. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wird aber auf eine andere Aktenlage verwiesen. Demnach nuschelte Marschner einen ähnlich klingenden Namen, der dann wirklich zu einem früheren, aber unverdächtigen Mitarbeiter geführt habe. Offene Fragen Die „Frankfurter Allgemeine“ zitiert des Weiteren Sprecher des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Generalbundesanwaltes. Beide betonen demnach, es gebe bislang keine Hinweise, dass Marschner NSU-Mitglieder beschäftigt habe. Ein Nebenkläger im Prozess gegen Beate Zschäpe fordert aber nachdrücklich, den Vorwürfe nachzugehen. Offen bleibt in diesem Zusammenhang, ob Marschner von seiner Neonazi-Vergangenheit eingeholt wird – oder ob er nach wie vor entsprechende Neigungen pflegt. Antifa-Veröffentlichungen im Internet meinen ja. Die Linksextremen haben offenbar seine Facebook-Verbindungen beobachtet. So soll er angeblich mit der Anschaffung eines Hakenkreuz-Untersetzers aus Indien geprahlt haben. Unauffälliger Mann Hört man sich dagegen in der regionalen Trödelszene um, verhält sich Marschner unauffällig. Wobei die Welt der Altwaren bunt gemischt ist: Lebenskünstler sind dabei, Geschäftsleute, Gescheiterte, Alternative, aber immer wieder auch Leute, die den Antik-Handel mit einer rechten Gesinnung verbinden. Letzteres bevorzugt, wenn es um Militaria geht. In Marschners Scheuer finden sich aber nicht einmal Wehrmachtsstahlhelme, die ansonsten auf vielen größeren Flohmärkten zum Standardangebot gehören. „Was wollen Sie denn jetzt?“, schiebt Marschner beim Besuch in seinem Laden irgendwann als Frage hinterher. Eigentlich nichts. Beim Gehen fallen aber noch zwei Schlagstöcke auf. Sie liegen im Büro auf dem Schreibtisch. Ein Indiz für Gewaltbereitschaft? Oder bloße Ware? Auch dies bleibt unklar. In seinem Internetauftritt bietet Marschner einen alten Schweizer Polizei-Schlagstock zum Kauf an – wohl nach einer der üblichen behördlichen Ausmusterungen im Trödelhandel gelandet.
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Post by Deleted on Apr 18, 2016 7:24:55 GMT 1
www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Warum-Beate-Zschaepe-womoeglich-die-Wahrheit-sagt;art307853,5448509 Warum Beate Zschäpe womöglich die Wahrheit sagt Gericht prüft schriftliche Aussage der Angeklagten im NSU-Prozess / Bundeskriminalamt muss bisherige Erkenntnisse zumindest in zwei Punkten korrigieren München Beate Zschäpes Aussage war mit viel Skepsis aufgenommen worden. Jetzt zeigt sich: Einiges könnte stimmen. Das BKA muss bisherige Erkenntnisse korrigieren. Was hatte Beate Zschäpe mit den Verbrechen des NSU zu tun? Nichts, behauptete sie im vergangenen Dezember nach jahrelangem Schweigen in ihrer schriftlichen, von ihrem Anwalt Mathias Grasel verlesenen Aussage im NSU-Prozess. Neun rassistisch motivierte Morde an türkisch- und griechischstämmigen Gewerbetreibenden, ein Mord an einer Polizistin, zwei Sprengstoffanschläge – das will sie alles erst später erfahren haben und entsetzt gewesen sein. Stimmt das? Oder lügt sie? Das Gericht lässt Zschäpes Aussage seitdem Punkt für Punkt überprüfen. Dabei stellt sich heraus: Manches, was viele ihr nicht abnehmen wollten, könnte tatsächlich wahr sein. Und noch etwas zeigt sich: Das Bundeskriminalamt (BKA), das im Auftrag des Gerichts ermittelt, hat manche Schlussfolgerung wohl voreilig gezogen. Etwa zu Zschäpes mutmaßlicher Mitarbeit an dem zynischen "Paulchen-Panther"-Selbstbekennervideo. Hätte Zschäpe daran mitgewirkt, wäre das ein Anzeichen dafür, dass sie eben doch Bescheid wusste. Die Ermittler hielten das bisher für plausibel – wegen einer Wette Zschäpes mit den mutmaßlichen Terrormördern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. In der ging es darum, ob sie ein paar Kilo abspecken könne. Falls nicht, wäre ihr Einsatz "200x Videoclips schneiden", so festgehalten in einer Datei, die sich in den Hinterlassenschaften des NSU fand. Ein BKA-Ermittler schloss daraus, dass "sowohl Uwe Böhnhardt als auch Beate Zschäpe" über das "Paulchen-Panther"-Video Bescheid wussten und "die Videodateien sowohl kannten als auch bearbeitet" hätten. Zschäpe stellte das anders dar: Sie habe Werbeblöcke aus aufgezeichneten Fernsehserien herausgeschnitten und nicht etwa Clips für das Bekennervideo. Das BKA sah die Asservate noch einmal durch – und tatsächlich: Es seien DVDs mit TV-Serien gefunden worden, heißt es in einem neuen Vermerk – mit herausgeschnittenen Werbeblöcken. Das, so folgern die BKA-Ermittler jetzt, erscheine als "realistische Wetteinlage". Auch zu einem anderen Detail korrigiert sich das BKA. Dabei geht es um die Frage, ob Beate Zschäpe wirklich aus dem Radio vom Tod ihrer Freunde nach einem missglückten Banküberfall in Eisenach erfahren haben kann. Das behauptet sie und sagt, die Radionachricht habe sie veranlasst, die Zwickauer Fluchtwohnung anzuzünden und – als Vermächtnis ihrer beiden Freunde – von diesen vorbereitete Briefkuverts mit Bekenner-DVDs in den Briefkasten zu werfen. Stimmen kann das aber nur, wenn eine solche Nachricht rechtzeitig vor 15 Uhr in einem Radiosender ausgestrahlt worden wäre. Eine BKA-Ermittlerin sagte im NSU-Prozess, sie habe beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) nachgefragt und könne nicht ausschließen, das Zschäpes Version stimme, jedoch: "Für den relevanten Zeitraum gab's da eigentlich keine Nachrichten". "Ich hatte Zweifel, dass das stimmt", sagte dazu MDR-Redakteur Matthias Reiche. Er recherchierte in seinem Sender und fand eine Meldung, die bereits um 14 Uhr gesendet wurde – und in der vom Überfall und dem Fund zweier Leichen in einem Wohnmobil die Rede ist. Reiche fragte außerdem bei der privaten Konkurrenz nach, bei "Antenne Thüringen". Deren stellvertretender Programmchef Peer Lück habe ihm mitgeteilt, dass auch dort bereits um 14 Uhr aus Eisenach berichtet wurde. Lück sagte auf Nachfrage, die BKA-Ermittlerin habe sich dann auch bei ihm gemeldet – aber erst am Tag nach ihrer Aussage im Gericht. Inzwischen hat sich die Ermittlerin korrigiert und muss erneut als Zeugin aussagen. Zschäpes Verteidiger werden wohl kritisch nachfragen. "Es ist auffällig, dass zulasten Frau Zschäpes ermittelt wurde und Fakten, die nicht zur Ermittlungshypothese passen, ausgeblendet wurden", sagte Anwalt Grasel. Das sehen die Kreise um die Bundesanwaltschaft jedenfalls in diesem Punkt nicht ganz so: Dass Zschäpe die Nachricht aus Eisenach im Radio gehört habe, passe sehr wohl zur Anklage.
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Post by Deleted on Apr 18, 2016 8:31:19 GMT 1
blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2016/04/18/medienlog-bundesanwaltschaft-ermittlungen-nsu/NSU-Ankläger führen geheime Ermittlungen – Das Medienlog vom Montag, 18. April 2016 18. April 2016 um 9:09 Uhr Im NSU-Komplex laufen weiter intensive Ermittlungen der Bundesanwaltschaft – allerdings im Geheimen: Vor Richtern, Anwälten und der Öffentlichkeit verborgen untersucht die Anklagebehörde unter anderem die Rolle der Geheimdienste im NSU-Fall, wie ein Autorenteam um Stefan Aust in der Welt am Sonntag berichtete. Vernommen wurden darin auch etliche V-Männer mehrerer Verfassungsschutzämter. “Die Verschleierung erscheint systematisch”, heißt es in dem Bericht. Die Geheimhaltung habe die Bundesanwaltschaft bewerkstelligt, indem sie das Verfahren “gegen unbekannt” einleitete. An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de. Die übrigen anhängigen Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche NSU-Unterstützer sind für die Anwälte der Opfer durch Akteneinsicht vergleichsweise transparent angelegt. Aber: “Wichtige, vielleicht sogar zentrale Ermittlungsakten aus dem NSU-Komplex liegen in den Giftschränken der Bundesanwaltschaft, und diese werden selbst auf ihren Antrag nicht geöffnet”, heißt es. Nur vereinzelt würden Ergebnisse herausgegeben. Dabei sei jedoch zweifelhaft, ob diese die Wahrheit korrekt wiedergeben würden. Auch das Bundeskriminalamt führt weiter Ermittlungen – im Nachgang zur Aussage von Beate Zschäpe im Dezember und mehreren nachgereichten Angaben. Das Ergebnis: “Einiges könnte stimmen. Das BKA muss bisherige Erkenntnisse korrigieren”, heißt es in einem dpa-Bericht von Christoph Lemmer. So fand sich in der Habe des Trios eine Bilddatei mit einer Art Wettvertrag, in dem als Einsatz “200x Videoclips schneiden” vereinbart ist. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass damit Material für das NSU-Bekennervideo gemeint war, während Zschäpe aussagte, es sei um Fernsehserien gegangen. Auf DVDs fanden sich nun tatsächlich Serien mit herausgeschnittenen Werbeblöcken. In einem anderen Vermerk geht es um die Frage, wann Zschäpe Radionachrichten über den Tod ihrer Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hörte.
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Post by Admin on Apr 18, 2016 8:48:44 GMT 1
Überwachungsvideos schneiden darf ja nicht sein... also Werbeblöcke rausschneiden.
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Post by Deleted on Apr 18, 2016 14:27:56 GMT 1
www.heise.de/tp/artikel/47/47988/1.htmlNSU-Ausschuss: Verschleierungsversuche live Thomas Moser 18.04.2016 Der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag stellt Fragen zum Tod von Böhnhardt und Mundlos Warum die Aufklärung im NSU-Komplex nur mühsam voran kommt, das konnte bei der letzten Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) in Berlin am 14. Februar live studiert werden. Das Gremium wird ganz offensichtlich erneut zum Schauplatz des Ringens um die Aufklärung der Hintergründe der rechten Terrorgruppe - wie schon der Vorgängerausschuss in den Jahren 2012/2013. Nach dem "Tatort Zwickau" mit den ungeklärten Fragen zum Hausbrand nehmen sich die Abgeordneten in Berlin nun den "Tatort Eisenach-Stregda" mit dem rätselhaften Tod von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos vor. Mit diesen beiden Ereignissen an jenem 4. November 2011 wurde der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) bekannt, der inzwischen zehn parlamentarische Ausschüsse beschäftigte und weiterhin beschäftigt. Der elfte wird voraussichtlich Ende April im Landtag Brandenburg eingerichtet. Hinzu kommt der Prozess in München gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und drei weitere Angeklagte, der mittlerweile seit drei Jahren läuft. Zeugenvermeidung mit der Begründung, man wolle "solchen Leuten keine Bühne bieten" Vor der öffentlichen Sitzung nahm sich der Bundestagsausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung der Personalie des V-Mannes Ralf Marschner an. Er ließ sich von Vertretern des Generalbundesanwalts (GBA), des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) über den Stand der Ermittlungen informieren. Marschner soll, als er noch V-Mann war und in Zwickau lebte, Uwe Mundlos in seiner Baufirma beschäftigt haben. In den Jahren 2000 bis 2002, als bereits vier NSU-Morde verübt wurden. Das wurde Anfang April durch eine ARD-Fernsehdokumentation unter Berufung auf einen Zeugen bekannt (vgl. NSU: Hat Mundlos bei V-Mann des Verfassungsschutzes gearbeitet?). Die Bundesanwaltschaft widerspricht dem. Mundlos habe nicht für Marschner gearbeitet. Wie wahrhaftig und umfassend die Abgeordneten tatsächlich informiert wurden, schien auch ihnen nicht ganz klar zu sein. Armin Schuster (CDU) sagte hinterher wörtlich: "Es herrscht eine ziemliche Verwirrung im Moment." Fraglich ist vor allem, was das BKA bisher ermittelt hat, welche Erkenntnisse gesichert sind und was jetzt neu ermittelt wird. Der Ausschuss forderte bis Ende Mai alle Akten der Sicherheitsbehörden zu Marschner an, von BfV, GBA und BKA. Erst danach wird er sich, dann in öffentlicher Sitzung, mit der Sache befassen können. Sicher scheint, dass Marschners Ex-V-Mann-Führer gehört wird. Er war schon im ersten Untersuchungsausschuss befragt worden. Ob Marschner, BfV-Deckname "Primus", selber als Zeuge geladen wird, hat der Ausschuss noch nicht entschieden. Die Obleute äußerten sich zurückhaltend. Man wolle solchen Leuten eigentlich keine Bühne bieten, so der Ausschussvorsitzende Clemens Binninger (CDU). Eine fragwürdige und anachronistische Position. Nicht nur im Prozess in München, auch in den U-Ausschüssen in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurden V-Leute als Zeugen vernommen. Den meisten war das eher unangenehm. Im Untersuchungsauftrag des Bundestagsausschusses ist explizit formuliert, die Arbeit der Sicherheitsbehörden mit V-Leuten aufzuklären. Spurensicherung vor Menschenrettung? Der Tod der zwei Uwes wird seit fast einem Jahr auch vom PUA in Thüringen untersucht (vgl. Tatort Eisenach-Stregda). Mit dessen Ergebnissen arbeitet der Bundestagsausschuss. Zum Beispiel, dass die Polizei damals am 4. November 2011 Fotos beschlagnahmte, die ein Feuerwehrmann vom Inneren des Wohnmobils machte. Eine solche Beschlagnahmung von Fotos samt Kamera war für die Feuerwehr in Eisenach ein bisher einmaliger Vorgang. Die Männer hatten außerdem den Eindruck geäußert, dass die Polizei gewusst oder geahnt zu haben schien, dass zwei Tote in dem Fahrzeug liegen. Unverhältnismäßig schnell war damals auch der zuständige Polizeichef aus Gotha, Michael Menzel, am Tatort erschienen. In Berlin schilderte nun der leitende Kripo-Beamte von Eisenach, Michael Lotz, seine Sicht der Dinge. Sein Auftritt sorgte für Irritationen. Er wartete mit Versionen auf, die ganz offensichtlich konstruiert sind und die dazu taugen, andere Aussagen zu verwässern oder zu entwerten. Zunächst redete Lotz 80 Minuten am Stück, ehe die Abgeordneten Fragen stellen konnten. Lotz kam am 4.November 2011 noch vor der Feuerwehr bei dem brennenden Wohnmobil im Eisenacher Ortsteil Stregda an. Alles sei verqualmt gewesen, Flammen schlugen aus dem Dach. Für ihn sei klar gewesen, wenn Personen in dem Fahrzeug sind, wovon er ausging, würden die nicht mehr leben, vor allem wegen der Rauchgasvergiftung. Deshalb sei es nur noch um die Spurensicherung gegangen. Er habe die Feuerwehr angehalten, vorsichtig zu löschen, und habe erklärt, möglicherweise gebe es Tote darin. Möglicherweise Tote? Spurensicherung vor Menschenrettung? So verhalten sich Polizeibeamte normalerweise nicht - und Feuerwehrleute erst Recht nicht. Auch Irene Mihalic, Obfrau der Bündnisgrünen im Ausschuss und von Beruf Polizistin, kommt ein solches Verhalten seltsam vor: "Sie nahmen an, da lebt keiner mehr. Das weiß man doch nicht. Man kann zum Beispiel nicht wissen, wie viele Personen in dem Wohnmobil sind. Wurden denn keine Maßnahmen überlegt, um vielleicht doch jemand zu retten?" Lotz: "Mit Löschen und Öffnen haben wir ja genau diese Maßnahmen getroffen." Die erste Person, die das Fahrzeug betrat, war ein Feuerwehrmann, der aus Dokumentationsgründen Aufnahmen vom Inneren machte, eine übliche Vorgehensweise. Danach schaute Lotz hinein. Hinten habe er eine Person mit einer schweren Schädelschussverletzung gesehen. Von der zweiten liegenden Person habe er relativ wenig gesehen, aber auch deren Kopf sei total zerstört gewesen. Für ihn sichere Todeszeichen. Denen kann man nicht mehr helfen, habe er deshalb zu den Rettungssanitätern gesagt, Erste-Hilfe-Maßnahmen seien zwecklos. Außerdem könnten die die Spurenlage verändern. Der Kriminaloberkommissar, Beamter des gehobenen Dienstes, gibt damit nicht weniger zu Protokoll, als dass er den Tod der beiden Personen festgestellt habe. Etwas, was einem Arzt vorbehalten ist. Interessanterweise legitimiert er seine fragwürdigen Entscheidungen mit dem Argument der Spurensicherung. Doch gerade die war mehr als mangelhaft, was im Abtransport des gesamten "Tatortes Wohnmobil" gipfelte und was Lotz mit zu verantworten hatte.
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