Post by Admin on Nov 11, 2014 13:33:31 GMT 1
Der Fund einer Propaganda-CD in Sachsen zeigt, dass die Rechtsterroristen des NSU möglicherweise mehr Mitwisser in der örtlichen Kameradschaftsszene hatten, als bislang vermutet. Doch Behörden im Freistaat verzögern die Aufklärung oder leugnen Zusammenhänge komplett.
Die in Sachsen aufgetauchte Propaganda-CD mit möglichen Bezügen zum rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) wurde bei einem führenden Mitglied der verbotenen Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“ (NSC) sichergestellt. Das berichtet Spiegel Online und bestätigt damit eine kürzlich bei leipzig.antifa.de veröffentlichte Recherche.
Demnach ist der Datenträger im März gefunden worden, Anlass war das Verbot der NSC im Frühjahr. Infolge kam es zu 16 Durchsuchungen bei etlichen Mitgliedern und in einem Treffpunkt der Organisation. Betroffen war Maik Arnold, bei dem 31-Jährigen fanden die Beamten die verräterische CD.
www.inventati.org/leipzig/?p=2605
Verbindung zum NSU? „Verfassungsschutz“ wiegelt ab
Der Fund der CD stützt abermals die Vermutung, dass der NSU keine abgeschottete Zelle war, wie der Generalbundesanwalt behauptet, sondern Mitwisser hatte, in Sachsen womöglich über ein weit verzweigtes Helfernetzwerk verfügte. Auffällig ist daher, was das Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen just nach dem NSC-Verbot und zur Überraschung von Szenebeobachtern bei einer Pressekonferenz mitzuteilen wusste: dass „Verbindungen zum Umfeld des Zwickauer Neonazi-Terrortrios Nationalsozialistischer Untergrund“ nicht bestünden.
So sicher ist das keineswegs – und die Erklärung des LfV mag eigennützig gewesen sein. Denn einige Passagen der Verbotsverfügung gegen die NSC beinhalten Insider-Informationen. Die Freie Presse hatte infolge des Verbotes berichtet, dass das Belastungsmaterial gegen die Gruppierung durch VS-Erkenntnisse „gewissermaßen aufmunitioniert“ worden sei. Das klingt unverfänglich, wirft im Rückblick aber Fragen auf.
Örtlicher Neonazi bald als Zeuge in München
Das BfV beispielsweise pirschte sich bereits im Jahr 2000 an den Neonazi Ralph Hofmann heran und leitete einen so genannten „Werbungsfall“ ein, um ihn als V-Mann zu gewinnen. Der Versuch war angeblich erfolglos. Der in Hohenstein-Ernstthal wohnhafte Hofmann fiel kurz darauf als Schriftführer des Vereins „Heimatschutz Chemnitz“ auf – ein Vorläufer der NSC, deren Umfeld Hofmann zuletzt noch zugerechnet wurde. Im Verbotsbescheid wurde er aber nicht namentlich erwähnt.
Noch im Laufe dieses Monats soll Hofmann am Oberlandesgericht München als Zeuge befragt werden. Grund: Ende der 1990er Jahre verlor er seinen Personalausweis. Wiedergefunden wurde er in der Zwickauer Frühlingsstraße, im Schutt der früheren NSU-Unterkunft. Im Jahr 1999 sollen Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe das Dokument genutzt haben, um inkognito eine Wohnung in Chemnitz anzumieten. Dorthin ließ man sich unter anderem Pfeffersprays und ein Nachtsichtgerät liefern, ohne zu bezahlen. AnwältInnen der Nebenklage vermuten daher, der NSU könnte sich durch „organisierten Warenbetrug“ finanziert haben.
Die in Sachsen aufgetauchte Propaganda-CD mit möglichen Bezügen zum rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) wurde bei einem führenden Mitglied der verbotenen Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“ (NSC) sichergestellt. Das berichtet Spiegel Online und bestätigt damit eine kürzlich bei leipzig.antifa.de veröffentlichte Recherche.
Demnach ist der Datenträger im März gefunden worden, Anlass war das Verbot der NSC im Frühjahr. Infolge kam es zu 16 Durchsuchungen bei etlichen Mitgliedern und in einem Treffpunkt der Organisation. Betroffen war Maik Arnold, bei dem 31-Jährigen fanden die Beamten die verräterische CD.
www.inventati.org/leipzig/?p=2605
Verbindung zum NSU? „Verfassungsschutz“ wiegelt ab
Der Fund der CD stützt abermals die Vermutung, dass der NSU keine abgeschottete Zelle war, wie der Generalbundesanwalt behauptet, sondern Mitwisser hatte, in Sachsen womöglich über ein weit verzweigtes Helfernetzwerk verfügte. Auffällig ist daher, was das Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen just nach dem NSC-Verbot und zur Überraschung von Szenebeobachtern bei einer Pressekonferenz mitzuteilen wusste: dass „Verbindungen zum Umfeld des Zwickauer Neonazi-Terrortrios Nationalsozialistischer Untergrund“ nicht bestünden.
So sicher ist das keineswegs – und die Erklärung des LfV mag eigennützig gewesen sein. Denn einige Passagen der Verbotsverfügung gegen die NSC beinhalten Insider-Informationen. Die Freie Presse hatte infolge des Verbotes berichtet, dass das Belastungsmaterial gegen die Gruppierung durch VS-Erkenntnisse „gewissermaßen aufmunitioniert“ worden sei. Das klingt unverfänglich, wirft im Rückblick aber Fragen auf.
Örtlicher Neonazi bald als Zeuge in München
Das BfV beispielsweise pirschte sich bereits im Jahr 2000 an den Neonazi Ralph Hofmann heran und leitete einen so genannten „Werbungsfall“ ein, um ihn als V-Mann zu gewinnen. Der Versuch war angeblich erfolglos. Der in Hohenstein-Ernstthal wohnhafte Hofmann fiel kurz darauf als Schriftführer des Vereins „Heimatschutz Chemnitz“ auf – ein Vorläufer der NSC, deren Umfeld Hofmann zuletzt noch zugerechnet wurde. Im Verbotsbescheid wurde er aber nicht namentlich erwähnt.
Noch im Laufe dieses Monats soll Hofmann am Oberlandesgericht München als Zeuge befragt werden. Grund: Ende der 1990er Jahre verlor er seinen Personalausweis. Wiedergefunden wurde er in der Zwickauer Frühlingsstraße, im Schutt der früheren NSU-Unterkunft. Im Jahr 1999 sollen Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe das Dokument genutzt haben, um inkognito eine Wohnung in Chemnitz anzumieten. Dorthin ließ man sich unter anderem Pfeffersprays und ein Nachtsichtgerät liefern, ohne zu bezahlen. AnwältInnen der Nebenklage vermuten daher, der NSU könnte sich durch „organisierten Warenbetrug“ finanziert haben.