Post by Admin on Dec 4, 2014 6:56:06 GMT 1
Seit 2005 arbeitete die Thüringerin
bei der Bereitschaftspolizei von BadenWürttemberg. Ihre Einsätze dort waren
nicht immer ungefährlich. Unter anderem
diente sie bei verdeckten Ermittlungen
gegen eine russische Drogenbande als
Lockvogel. Dazu könnte passen, dass sich
in Tatortnähe offenbar mehrere Personen
aufhielten, die mit der osteuropäischen
Mafia zu tun haben. Laut LKA-internen
Vermerken erbrachte ein Abgleich der
Daten der Europol-Stelle für Organisierte
Kriminalität aus Osteuropa mit Handydaten aus Heilbronn einige Treffer. Gibt es
vielleicht sogar Verbindungen zwischen
Drogenmafia und Neonazis, wie es Ermittlungen in anderen Fällen nahelegen?
Vor allem der Untersuchungsausschuss
in Thüringen arbeitete sich an möglichen
Konflikten in Kiesewetters alter Heimat ab.
Neben der vermuteten Sabotage von Ermitttlungen...
Ungeklärt blieben ähnlich geheimnisvolle Andeutungen des Neonazi-Aussteigers Florian H. aus Eppingen bei Heilbronn.
Er soll Arbeitskollegen bereits im Sommer
2011 – Monate bevor der NSU aufflog –
erzählt haben, dass Rechtsextremisten
hinter dem Polizistenmord steckten.
Gegenüber dem LKA wiegelte er später ab,
und der Fall kam zu den Akten.
Zumindest regional decken sich solche
frühen Hinweise mit den Angaben des
pensionierten Verfassungsschützers Günter Stengel, dem ein Informant im Raum
Heilbronn schon 2003 von einer rechten
Terrorgruppe namens NSU erzählt und der
sogar den Namen Mundlos erwähnt haben
soll. Der Bericht dazu, so kam vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss heraus,
sei seinerzeit auf Anweisung seiner Vorgesetzten vernichtet worden.
Wie so oft im gesamten NSU-Komplex
wirken im Nachhinein womöglich auch
kleine Pannen ganz und gar nicht mehr
zufällig.
Selbst für Heilbronn
vermerkt das BKA in einem Ermittlungsbericht der Bundesanwaltschaft vom 22.
Oktober 2012 noch: „Ein eindeutiger Nachweis, dass zumindest Uwe Böhnhardt und
Uwe Mundlos am Tattag in unmittelbarer
Tatortnähe waren, konnte bislang nicht erbracht werden.“ Letztlich war nur das
Kennzeichen eines vermutlich von ihnen
benutzten Wohnmobils in der Ringfahndung hängen geblieben. Und die entscheidenden Fragen konnte bisher auch der
Mammutprozess gegen Beate Zschäpe
und ihre mutmaßlichen Unterstützer in
München nicht klären: Waren die zwei
NSU-Mitglieder allein in Heilbronn?
Waren sie überhaupt dort? Und wenn
nicht, wer hat Michèle Kiesewetter dann
umgebracht?
Anders als A. kennt Kiesewetter den
Platz neben dem Pumpenhaus schon von
zwei angeblich ähnlich banalen Streifendiensten Anfang April 2007. Zweck und
Umstände dieser Einsätze gelten bis heute als „Verschlusssache“. Widersprüchliche
Aussagen von beteiligten Polizisten und
Zeitangaben nach dem Mord, so legen es
auch die Recherchen von Dirk Laabs und
Stefan Aust für ihr Buch „Heimatschutz“
nahe, könnten Indizien dafür sein, dass
noch eine andere Operation lief als bisher
bekannt. Welches Ziel die hatte, ist allerdings unklar – oder soll es bleiben
Mal soll sie sich am 16. April in den
Dienstplan eingetragen haben, ein anderes
Mal am 19. April – kein unwichtiges Detail,
denn am 19. April soll auch Uwe Böhnhardt
das Wohnmobil bei seinem Chemnitzer
Stammvermieter telefonisch verlängert haben. Und es ist außerdem der Tag, an dem
Michèle Kiesewetter noch einmal kurz zu
Hause im thüringischen Oberweißbach war.
Gab es womöglich einen Hinweis, dass sie
am 25. April doch Dienst haben würde –
und zwar in Heilbronn? Kam der Tipp von
einem Insider aus ihrer Einheit oder sogar
aus der alten Heimat?
Solange Zschäpe nicht redet und so
viele Fragen offen sind, kann der Fall
nicht abgeschlossen sein. Vielmehr wirkt
indessen jede Verschwörungstheorie
ähnlich plausibel wie
die Hypothese von zwei
Einzeltätern und den
Zufällen von Heilbronn –
zumal die scheinbar nicht
enden wollen.
Im September 2013 soll
Florian H. noch einmal
beim LKA aussagen, jener junge Mann, der
den Polizistenmord schon so früh mit Neonazis in Verbindung brachte. Doch am Tag
der Vernehmung liegt der 21-Jährige tot in
seinem ausgebrannten Auto. Die Behörden
gehen von Suizid aus Liebeskummer aus,
seine Eltern widersprechen heftig.
Thomas R. alias Corelli stirbt unter ähnlich mysteriösen Umständen. Seine Rolle
als V-Mann im NSU-Netzwerk beschäftigt
nicht nur das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags, seit in verschiedenen Verfassungsschutzämtern Datenträger auftauchten, die R. bereits 2005 und
2006 übergeben haben soll und die sich auf
den NSU beziehen. Er hätte auch ein wichtiger Zeuge für Verbindungen der Terroristen nach Süddeutschland sein können. Anfang April 2014 wird R. jedoch tot in seiner
Wohnung gefunden, wo er mit neuer Identität unter Zeugenschutz lebte. Niemand
wusste vorher, dass der 39-Jährige an einer schweren diabetes litt.
Holger Witzel versuchte schon 2001,
die damals seit drei Jahren abgetauchten
Jenaer Bombenbastler zu treffen.
Dazu kam es (zum Glück) nie.
In Heilbronn recherchierten außerdem Gerd
Elendt und Rainer Nübel, der 2009 die Panne
um das DNA-„Phantom“ enthüllt hatte
__________________
50.000 DM hat man geboten damals, fragt sich nur in wessen Auftrag ...
bei der Bereitschaftspolizei von BadenWürttemberg. Ihre Einsätze dort waren
nicht immer ungefährlich. Unter anderem
diente sie bei verdeckten Ermittlungen
gegen eine russische Drogenbande als
Lockvogel. Dazu könnte passen, dass sich
in Tatortnähe offenbar mehrere Personen
aufhielten, die mit der osteuropäischen
Mafia zu tun haben. Laut LKA-internen
Vermerken erbrachte ein Abgleich der
Daten der Europol-Stelle für Organisierte
Kriminalität aus Osteuropa mit Handydaten aus Heilbronn einige Treffer. Gibt es
vielleicht sogar Verbindungen zwischen
Drogenmafia und Neonazis, wie es Ermittlungen in anderen Fällen nahelegen?
Vor allem der Untersuchungsausschuss
in Thüringen arbeitete sich an möglichen
Konflikten in Kiesewetters alter Heimat ab.
Neben der vermuteten Sabotage von Ermitttlungen...
Ungeklärt blieben ähnlich geheimnisvolle Andeutungen des Neonazi-Aussteigers Florian H. aus Eppingen bei Heilbronn.
Er soll Arbeitskollegen bereits im Sommer
2011 – Monate bevor der NSU aufflog –
erzählt haben, dass Rechtsextremisten
hinter dem Polizistenmord steckten.
Gegenüber dem LKA wiegelte er später ab,
und der Fall kam zu den Akten.
Zumindest regional decken sich solche
frühen Hinweise mit den Angaben des
pensionierten Verfassungsschützers Günter Stengel, dem ein Informant im Raum
Heilbronn schon 2003 von einer rechten
Terrorgruppe namens NSU erzählt und der
sogar den Namen Mundlos erwähnt haben
soll. Der Bericht dazu, so kam vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss heraus,
sei seinerzeit auf Anweisung seiner Vorgesetzten vernichtet worden.
Wie so oft im gesamten NSU-Komplex
wirken im Nachhinein womöglich auch
kleine Pannen ganz und gar nicht mehr
zufällig.
Selbst für Heilbronn
vermerkt das BKA in einem Ermittlungsbericht der Bundesanwaltschaft vom 22.
Oktober 2012 noch: „Ein eindeutiger Nachweis, dass zumindest Uwe Böhnhardt und
Uwe Mundlos am Tattag in unmittelbarer
Tatortnähe waren, konnte bislang nicht erbracht werden.“ Letztlich war nur das
Kennzeichen eines vermutlich von ihnen
benutzten Wohnmobils in der Ringfahndung hängen geblieben. Und die entscheidenden Fragen konnte bisher auch der
Mammutprozess gegen Beate Zschäpe
und ihre mutmaßlichen Unterstützer in
München nicht klären: Waren die zwei
NSU-Mitglieder allein in Heilbronn?
Waren sie überhaupt dort? Und wenn
nicht, wer hat Michèle Kiesewetter dann
umgebracht?
Anders als A. kennt Kiesewetter den
Platz neben dem Pumpenhaus schon von
zwei angeblich ähnlich banalen Streifendiensten Anfang April 2007. Zweck und
Umstände dieser Einsätze gelten bis heute als „Verschlusssache“. Widersprüchliche
Aussagen von beteiligten Polizisten und
Zeitangaben nach dem Mord, so legen es
auch die Recherchen von Dirk Laabs und
Stefan Aust für ihr Buch „Heimatschutz“
nahe, könnten Indizien dafür sein, dass
noch eine andere Operation lief als bisher
bekannt. Welches Ziel die hatte, ist allerdings unklar – oder soll es bleiben
Mal soll sie sich am 16. April in den
Dienstplan eingetragen haben, ein anderes
Mal am 19. April – kein unwichtiges Detail,
denn am 19. April soll auch Uwe Böhnhardt
das Wohnmobil bei seinem Chemnitzer
Stammvermieter telefonisch verlängert haben. Und es ist außerdem der Tag, an dem
Michèle Kiesewetter noch einmal kurz zu
Hause im thüringischen Oberweißbach war.
Gab es womöglich einen Hinweis, dass sie
am 25. April doch Dienst haben würde –
und zwar in Heilbronn? Kam der Tipp von
einem Insider aus ihrer Einheit oder sogar
aus der alten Heimat?
Solange Zschäpe nicht redet und so
viele Fragen offen sind, kann der Fall
nicht abgeschlossen sein. Vielmehr wirkt
indessen jede Verschwörungstheorie
ähnlich plausibel wie
die Hypothese von zwei
Einzeltätern und den
Zufällen von Heilbronn –
zumal die scheinbar nicht
enden wollen.
Im September 2013 soll
Florian H. noch einmal
beim LKA aussagen, jener junge Mann, der
den Polizistenmord schon so früh mit Neonazis in Verbindung brachte. Doch am Tag
der Vernehmung liegt der 21-Jährige tot in
seinem ausgebrannten Auto. Die Behörden
gehen von Suizid aus Liebeskummer aus,
seine Eltern widersprechen heftig.
Thomas R. alias Corelli stirbt unter ähnlich mysteriösen Umständen. Seine Rolle
als V-Mann im NSU-Netzwerk beschäftigt
nicht nur das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags, seit in verschiedenen Verfassungsschutzämtern Datenträger auftauchten, die R. bereits 2005 und
2006 übergeben haben soll und die sich auf
den NSU beziehen. Er hätte auch ein wichtiger Zeuge für Verbindungen der Terroristen nach Süddeutschland sein können. Anfang April 2014 wird R. jedoch tot in seiner
Wohnung gefunden, wo er mit neuer Identität unter Zeugenschutz lebte. Niemand
wusste vorher, dass der 39-Jährige an einer schweren diabetes litt.
Holger Witzel versuchte schon 2001,
die damals seit drei Jahren abgetauchten
Jenaer Bombenbastler zu treffen.
Dazu kam es (zum Glück) nie.
In Heilbronn recherchierten außerdem Gerd
Elendt und Rainer Nübel, der 2009 die Panne
um das DNA-„Phantom“ enthüllt hatte
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50.000 DM hat man geboten damals, fragt sich nur in wessen Auftrag ...