War der NSU nur ein isoliertes Trio um die Hauptangeklagte Beate
Zschäpe? Oder ein Teil eines gut organisierten Terronetzwerks mit
vielen Helfern? Es ist eine der Fragen, die der NSU-Prozess klären soll.

München - Beim NSU-Prozess
haben Nebenkläger und Bundesanwaltschaft darüber gestritten, ob der
„Nationalsozialistische Untergrund“ ein isoliertes Trio war oder zu
einem größeren Terror-Netzwerk gehörte. Die Anklagebehörde wandte sich
am Dienstag gegen mehrere Anträge, mit denen die Nebenkläger die
Beteiligung von Unterstützern vor Ort an den zehn Morden und zwei
Sprengstoffanschlägen beweisen wollen.

NSU: Rechter Terror interessiert Niemanden in Deutschland

NSU: Nationalsozialistischer Untergrund. Eine rechte
Terrororganisation. Mitten in Deutschland. Mordete über mehrere
Jahre lang unentdeckt. Acht türkischstämmige Einwanderer, eine
Polizistin und ein griechischer Einwanderer wurden zu Mordopfern.
Mindestens zwei Sprengstoffanschläge. 14 Banküberfälle. Mutmaßlicher
Kern der Terrororganisation: Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate
Zschäpe. Daneben zahlreiche Unterstützer. Zahlreiche Behörden haben in
der Verfolgung und Aufdeckung der Taten versagt.

Ebenso gibt es auch keine Fremdenfeindlichkeit, keinen Antisemitismus
oder jedwede andere Form von Rassismus. Deutschland – das ist ein
sauberes Land. Diese Ansicht ist auch mit eines der Gründe, warum sich
die Mehrheit der Deutschen gefühlt nicht für die NSU interessieren. Sie
sehen es nicht als denkwürdiges oder beachtenswertes Thema an. Schon gar
nicht ordnen sie den NSU als eine der schlimmsten Terrororganisationen
der Nachkriegsgeschichte ein. Die Täter haben sich ja zu zwei Dritteln
in die Luft gejagt. Oder nicht? Damit dürfte das Problem ja erledigt
sein.

(...)

Entschuldigungen, aber keine Aufklärung

Die Ergebnisse der Untersuchungsausschüsse in Deutschland müssten
eigentlich zu denken geben. Doch das tun sie nicht. Im Gegenteil.
Ständig wird immer irgendwo beteuert, man entschuldige sich für die
Verbrechen der NSU bei den Opferangehörigen. Es fließen Tränen. Man will
ja glaubwürdig sein. Für die – unter anderem von Angela Merkel
versprochene – lückenlose Aufklärung der Fälle wird aber nichts getan.
Versprechen und Handlungen decken sich nicht miteinander. Es entstehen
mit jedem Untersuchungsausschuss neue Fragen und vor allem
Ungereimtheiten. Das ist selbst für die Intellektuellen in diesem Land
dann zu hoch.

Was soll das beispielsweise bedeuten, wenn in einem mehrere Hundert
Seiten langen Bericht steht, die Behörden hätten versagt. Selbst das
klingt einfach zu schwierig erklärbar. Und man muss sich dafür durch ein
Bündel von Blättern durcharbeiten. NSU ist ein sperriges Thema. Nicht
jeder kommt eben mit sperrigen Themen zurecht, auch wenn die Medien ihr
Bestes dafür geben. Aber viele Dinge wollen einfach nicht passen. Auch
weil unmögliche Vergleiche herangezogen werden: Ist das Attentat vom 11.
September auf das World Trade Center nicht schlimmer als die NSU-Morde
insgesamt zu bewerten?

Kein wirkliches Interesse vorhanden

Diejenigen, die nun weiterhin versuchen die Aufmerksamkeit auf dieses
Thema zu lenken, merken dabei leider nicht, dass es keinen wirklich
interessiert. Nicht einmal diejenigen, die sie vorgeben zu vertreten.
Denn würde sich Deutschland und die Bevölkerung dafür interessieren,
dann würde es Konsequenzen in diesem Land geben. Bis heute hat es
beispielsweise keine echten Konsequenzen aus den NSU-Morden gegeben.
Schon gar nicht personelle Konsequenzen, die aus Verantwortung heraus
getroffen wurden.