Diese komplexen Situationen hätte ich gerne sachlich gewürdigt gesehen im Blog. Das wäre ein guter Ausweis für den ganzen AK.
Gerne beteilige ich mich an den Stellen, wo ich es kann. Eine komplette Textvorlage traue ich mir in dem Fall nicht zu.
Leg einfach mal vor.
was da sensationelles ist, das ueber 'alles auf die toten' hinausgeht.
Ich befürchte tatsächlich, daß dieser Versuch unvollständig sein wird.
Ich bitte daher um Ergänzung und Kritik.
Wie ja die Hülsenfrucht heute in ihrem Laufstall m.E. nicht ganz zu Unrecht geschrieben hat, ist der Moser-Blogartikel etwas einseitig geraten.
Und setzt damit die sehr perspektivische Darstellung der Plädoyers im Blog fort.
Für die Leser, die sich regelmäßig über den Blog NSU-Leaks über den Fortgang informieren wollen, ist es sicher eine erhebliche Zusatzleistung, nicht immer den selben
Journalistenbrei serviert zu bekommen, sondern eine verläßliche kritische Grundhaltung, die oft grundlegende Bestandteile der öfftl. Berichterstattung in Frage stellt.
Um sich erst gar nicht auf das Narrativ, die unserer Ansicht nach konstruierte Erzählung um den NSU und seine 3 Terroristen einzulassen, je nach
Berichtendem noch ergänzt um den institutionellen Rassismus in deutschen Behörden und die Schuld im DNA-Strang des weißen Mannes an sich.
Das führt aber möglicherweise dazu, daß man diese ganzen Mainstream-Ergüsse auch nicht mehr so gerne liest. Und sich daher auf den Blog als Informationsquelle bezieht.
Ich z.B. nehme von Zeit.de grundsätzlich Abstand, und verfolge auch nicht die einschlägigen Twitterkanäle. Twitter und facebook stellen für mich gar keine Informationsquellen dar.
Der Pressethread im Forum ist wirklich großartig, aber ich vermute, daß er in der Reichweite nicht annähernd an den Blog herankommt.
Zu so einem wichtigen Ereignis (im Hinblick auf jeden Prozeß) wie dem Plädoyer von Anklage und Verteidigung kann man die kommentierende Darstellungsweise
meiner Meinung nach um eine sachliche Komponente ergänzen. Die Zeitungs- und ähnlichen Artikel bieten das nicht, da dort ständig mit Annahmen und Unterstellungen gearbeitet wird.
Das ist auch mir erst dank der Hartnäckigkeit der Anmerkung klargeworden, wie oft dort in jeden Satz etwas reingemogelt wird.
Nun stehe ich wahrhaftig genügend auf Kriegsfuß mit vielen öfftl. Berichten, Darstellungen usw. - aber die Existenz einer faktischen Wirklichkeit stelle ich bisher noch nicht in Frage.
Man muß also eine Balance finden zwischen Kritik und Darstellung.
Abgesehen vom Verhalten des Richters Götzl, das nicht zu selten schon vorausblicken ließ auf die Haltung des Gerichts, ist die Anklage der BAW für den Verfahrensbeginn und Verlauf maßgeblich.
Was wird verhandelt, gegen wen, und warum.
Das Plädoyer der BAW, in aller Kürze erinnert (ich bitte um Korrektur falls nötig!) bestätigt die Inhalte der Anklageschrift, fast so als hätte es das Verfahren gar nicht gegeben.
(Was wiederum nur Wenige verwundert, da man von Anfang an von einem "Staatstheater" gesprochen hat, das einfach abgewickelt wird).
Die Nebenklage, die ja durchaus eine Rolle spielt (wie jede Rolle ein einem Theaterstück auch, sonst wäre sie ja nicht dabei), hat ihren Auftritt bekommen. Hier wird immateriell befriedigt,
was vielleicht im Urteil nicht in gleicher Form Platz und Ausdruck finden wird. Hier kommen Agenten wie Daimagüler zu Wort - kein gutes Zeichen für den inneren Zustand eines Landes. Meine ich.
Das nicht existierende Keupstraßenopfer hat man leider schon ausgesiebt, wie Franco A. vermutlich ein Bonbon eines Geheimdienstes. Ein Angriffspunkt weniger gegen den Prozeß.
Wie hieß es früher in Straßenbahnen so schön: verschaffen Sie sich einen festen Halt!
(heute sind deutsche Beschriftungen faschistisch und verboten, es gibt nur noch Werbung).
Die Nebenklage wurde im Blog absolut vernichtend kommentiert, was vermutlich unvermeidlich ist wenn man sie erleiden muß, aber im Blick auf die Rechtspflege mir einen Schritt zu weit gegangen ist.
Das verstellt den Blick auf die Analyse.
Die Erkenntnisleistung der Anmerkung, konzentriert im (im Urteilsthread verlinkt) Beitrag "NSU-plädiere auch Du" ist sicherlich die größere Leistung als die Betrachtung der Einzelereignisse.
Aber sie kann nicht alles ersetzen. So einfach ist es nicht, finde ich.
Die ursprüngliche Verteidigung Heer, dann Stahl und Sturm, deren Nomenklatur hält nur der für Zufall, den es nicht stört daß sein vermeintlich eigenes Kind "auch Briefträger, wie der Papi" werden will.
Daß in einem Staatstheater auch der Aspekt der Verteidigung über eine selektierte Pflichtverteidigung abgedeckt ist, nimmt nicht wunder.
Ob und wie Beate Zschäpe damit umgegangen ist, und wie gut sie dabei beraten war, wie gut es ihr gelungen ist, ihre Lage zu erkennen, bei ihrer wahrhaftig
schwierigen Lage aus Depression, Medikation, Haft, und selektiver Information aus gefilterten Quellen, das können wir nicht beantworten.
Sie hat immerhin letztlich versucht, deren komplette Ablösung zu betreiben, was vom Gericht nach der Installation von Borchert und Grasel vermutlich aus Gründen der Revisionssicherheit abgelehnt wurde.
Inwiefern hat seitens der ursprüngl. Pflichtverteidigung eine Einlassung stattgefunden, welche Strategie und welches Plädoyer hätten stattgefunden?
Dürften Heer, Stahl und Sturm nicht jetzt auch plädieren, wenn sie wollten? Wollen sie oder nicht? Oder werden sie veranlaßt?
Das ist mir bisher völlig unklar. Wenn es alle anderen wissen, dann bitte ich um einen Hinweis. Die Frage, wie Zschäpe zu Borchert, und durch ihn zu Grasel gefunden hat, und wer diese beiden für ihre Arbeit entlohnt, die ist mir auch nicht klar.
Die Spekulationen hinsichtlich der Entstehung des "Geständnisses" sind mir einigermaßen erinnerlich, aber es stellt sich mir hier die Frage,
warum, wenn das alles im und um den Behördensumpf gewachsen ist, man ein Geständnis nicht besser als die Anklage, sondern eher schlechter entworfen hat.
Bei der Anzahl und Qualifikation der beteiligten Personen hätte ich da mehr erwartet.
Die Plädoyers der Verteidigung mußten verschoben werden, es gab Gerüchte, Zschäpe hätte erneut nervliche Probleme und könne sich vielleicht nicht
überwinden, sich auf den von uns unterstellten/vermuteten Deal o.Ä. einzulassen, da ihr die Signale der Gegenseite nicht vertrauenswürdig schienen.
Warum muß ein solches Wald-und-Wiesenplädoyer, wie es letztlich in Folge des gleichartigen Geständnisses geworden ist, verschoben werden?
Darüber haben wir nicht gesprochen.
Meiner Einschätzung nach ist der prozessuale Stellenwert und Charakter des Plädoyers
höher als der der verlesenen Einlassung der Angeklagten, des sog. Geständnisses.
Daß sich dazu nirgends eine Einschätzung eines Juristen findet (den fleißigen Ro80 nehme ich mal aus aus meiner Kritik) finde ich schon ein bißchen schade.
Wäre eine Gelegenheit, mal zum Volke zu sprechen.
Das Plädoyer von Borchert wiederholt ständig, das ist immerhin den Medien und Beobachtern zu entnehmen, die mangelnde Berücksichtigung seines "Geständnisses",
und die Bemühung um die Abgrenzung von den angeklagten Morden. Ist das ein Beleg, daß er Forderungen stellt oder bekräftigt?
Oder hat er einfach mal ins Blaue ein Geständnis verfaßt und zur Zschäpe gesagt: "das schmeißen wir mal auf den Tisch, wir können ja nur gewinnen" ?
Na Heia Safari.
Hat sich die Strategie der Anklage geändert? Spiegelt sich das im Plädoyer wider? Hat insgesamt ein Dialog, ein Ausgleich stattgefunden, oder hat man das Verfahren wie
von Anfang an geplant durchgerissen? Wohlleben und Eminger haben das anscheinend nicht so erlebt.
Auch das hätte ich gerne mal analysiert oder besprochen.
Klar, das kann ich auch alles alleine und für mich selbst machen. Kann ich aber nicht. V-Schreiber "Knallerbse" kann mich natürlich trotzdem mal an der Klingel streicheln,
aber wie das Plädoyer ausfällt, und was dieser letzte Schritt vor dem Urteil uns vielleicht sagt, das hätte ich trotzdem gerne im Blog gefunden.
Ich hoffe, ich bin da nicht der Einzige, kann das aber natürlich nicht wissen.
Zuletzt, ich möchte das nicht als persönliche Kritik verstanden wissen, zu der ich nach Aufforderung jederzeit unentgeltlich bereit bin. Es geht mir um die Sache, so wie ich sie betrachte.