Post by Deleted on Sept 6, 2014 14:51:01 GMT 1
Eine kleine Aufmunterung für den Fatalisten, damit der den Wald vor lauter Bäumen wieder sieht
So könnte es begonnen haben
Ein heißer Sommertag 2011, Herr X. saß in seinem Berliner Bürosessel, fit, effizient und diskret. Allerding litt er unter einem visuellen Tinitus, überall sah er nur Pfeifen.
Zum Beispiel diese Trottel in den Landesämtern für Verfassungsschutz und den Staatschutzabteilungen der Landeskriminalämtern. In einer Koordinierungsgruppe hatte er, unter fachlicher Beratung durch türkische Kollegen, einen Plan entwickelt, Ein paar zielgerichtete Anschläge auf Kleinkriminelle, die eng mit dieser Szene verstrickt waren, und ein paar kleinere Sprengstoffanschläge sollte die Führungsriege der linkskriminellen Kurdenszene aus ihren Schlupfwinkeln locken und zu unüberlegten Reaktionen verleiten. Natürlich war das kein Job für Beamte, aber dafür hatten die Landesämter schließlich ein reichhaltiges Reservoir inoffizieller Mitarbeiter. Soweit, so gut, bis dieser Temme, als Einsatzführer in Kassel, beinahe ein Desaster verursachte. Hatte dieser Trottel doch tatsächlich seine Mobiltelefonnummer im Internet preisgegeben.
Die Polizei in Baden-Württemberg hatte sich ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert. In einer von vielen verdeckten Aktionen sollte die Drogenszene in Heilbronn endgültig aufgemischt werden. Und ausgerechnet diesen Hilfsrambo Bartelt, der schon bei der Libyen-Affäre auffällig geworden war, hatte man verantwortlich hinzugezogen. Erst hatte er versucht in einer zwielichtigen Muckibude Hilfskräfte zu akquirieren, und dann hatte er seine Leute am Tag X völlig falsch eingesetzt. Eine Polizistin wurde erschossen und ihr Kollege schwer verletzt. Nach den Schüssen rannten die Einsatzkräfte, die Zielpersonen, klein- und schwerkriminelle Zigeunersippen und Drogenabhängige aufgeschreckt herum. Die Theresienwiese glich einem Hühnerstall, in den der Fuchs eingebrochen war. Es war eher ein Zufall, daß die Waffen der Opfer, die die Zigeuner in diesem Durcheinander geklaut hatten, ganz diskret wieder eingesammelt werden konnten.
Und dann noch diese Holzköpfe in Thüringen und Sachsen, die mit viel Aufwand eine Lockspitzeltruppe in der Nazi-Szene installiert hatten. Allerdings waren das unzuverlässige Leute, die andauernd aussteigen wollten und viel lieber eine bürgerliches Leben geführt hätten. Man hatte sie bereits gewarnt, indem man ihre Fahndungsfotos in abendliche Krimiserien eingefügt hatte. Sie waren umgeben von mehreren inoffiziellen Mitarbeitern der Staatsschutzabteilungen der Landeskriminalämter und des Verfassungsschutzes, die das Wohlverhalten der Drei kontrollierten.
Die Situation wurde langsam schwierig.
Die drei Undercover-Agenten hatten die konspirative Wohnung in Zwickau gekündigt und wollten wohl tatsächlich aussteigen. Wenn die auch noch anfangen würden, über das Spitzelsystem des Staatsschutzes und dessen Finanzierung zu plaudern.
In Baden-Württemberg war man nach dem Ablenkungsmanöver mit den Wattestäbchen ziemlich dicht dran, den Heilbronner Polizeipfusch aufzudecken. In der Öffentlichkeit würde dies wie eine Bombe einschlagen.
Und bei der Provokation gegen die Kurdenszene gab es nach wie vor keine Erfolge, nachdem die Aktion 2007 abgebrochen wurde. Im Gegenteil, die Gefahr, daß bei der Vielzahl der Mitwisser, vor allem unter den abgeschobenen Schützen und Bombenlegern, irgendjemand zwitschert, war recht groß.
Eine Lösung musste her. Und daß diese Lösung nicht einfach und sauber sein kann, sollte klar sein.
So könnte es abgelaufen sein
Einige Monate später. Herr X. saß in seinem Berliner Büro und hielt Rückschau.
Ein Regiebuch war verfasst worden, einige vorbereitende Einsätze waren notwendig gewesen und die verantwortlichen Polizeiführer wurden unter strengster Geheimhaltung instruiert. Und hier spürte Herr X. wieder schmerzhaft seinen visuellen Tinitus. Diese Pfeifen.
Mit diesem Menzel in Eisenach fing das schon mehr schlecht als recht an. Dieser Trottel hatte wahrscheinlich seine geheimen Instruktionen säuberlich notiert und auswendig gelernt. Von situationsangepasster Handlung war dann bei dem auch nichts zu bemerken. Der reagierte, wie es ihm zu DDR-Zeiten eingebimst wurde. Der Alarm in Eisenach war kaum ausgelöst, schrie er schon etwas von Fahrrädern und Wohnmobil. Die Feuerwehr war zu schnell und die Patronen explodierten nicht, trotzdem posaunte er von Schüssen gegen die Einsatzbeamten. Kaum hatte er die Tür des Wohnmobils aufgemacht, erkannte er angeblich den Böhnhardt und palaverte über eine gefundene Polizeiwaffe. Der unfähige Mann litt offenbar auch noch unter verbaler Diarrhö.
Nur einige wenige Details waren gut gelungen – und auch der Zufall war nicht immer gegen die Regie. Zum Beispiel die Sache mit dem Kinderspielzeug im Wohnmobil. Es sollte eigentlich ein Beweis sein, daß es sich um eben dieses Wohnmobil handelt – die Abholung im Beisein einer jungen Mutti mit ihrem Balg war ja recht einfach einzufädeln. Nun rätseln die Hobbyermittler, ob Zschäpe ein Kind hat. Hach!
In Zwickau entwickelte sich die Angelegenheit auch nicht besser als in Stregda. Zwar konnte man die CD, die Mundlos damals 2007 aus Polizeimaterial gebastelt hatte, um damit in der Nazi-Szene zu provozieren, nun ganz gut einsetzen. Aber bei der Verteilung an die Presse hatte es arge Schlampereien gegeben. Am Schlimmsten war, daß die Zschäpe irgendwie Wind von der Aktion bekommen hatte und entkommen konnte. Erst ein paar Tage später hatte man sie, völlig verängstigt.
Überall musste nachgebessert und geflickt werden, damit die Inszenierung nicht zum medialen Desaster geriet.
Die Medienheinis mussten vertraulich-geheimnisvoll mit angeblichen Internas gefüttert werden. Es handelt sich bei denen sowieso meist um verkappte Neokommunisten, die nicht zwischen ihrer Meinung und Nachricht unterscheiden können. Die Nazi-Story war natürlich ein gefundenes Fressen und unter endlosem Geschnatter schossen die verwirrenden Verschwörungstheorien ins Kraut. Das war – nicht zuletzt aufgrund reichhaltiger Erfahrungen mit den Medien – sehr routiniert ausgeführt.
Die Angelegenheit mit diesem Corelli war kein Versehen, der hätte wahrscheinlich geplaudert. Die Angelegenheit mit diesem Florian war dagegen ein böser Irrtum. Der gleiche Name wie die Zigeunersippe Heilig damals in Heilbronn und dann auch noch ein Verhörtermin, bei dem er seine angeblichen Kenntnisse über den Polizistenmord ausplaudern wollte. Die Kollegen konnten bei der Auftragserteilung nicht ahnen, daß er nur seine Vermutungen, die man ihm im Aussteigerprogramm injiziert hatte, zum Besten geben wollte.
Allerdings war die Aktion mit Florian Heilig auch wieder eine gefährliche Trottelei. Nach dem Wohnmobil in Stregda und der Wohnung in Zwickau war es mehr als leichtsinnig, in der bekannten Weise mit Zünder und Benzin zu hantieren. Vielleicht hätte man eine andere Person beauftragen sollen, die es anders gemacht hätte.
So könnte es enden
Aber nun scheint es fast ausgestanden. Nur noch dieser unsägliche Prozess in München. Wenigstens der Götzl scheint ein fähiger Mann zu sein. Herr X. lehnte sich müde in seinem Berliner Bürosessel zurück.