Post by Admin on Jan 29, 2015 3:51:11 GMT 1
Die situation: 1976 fallen dem BKA die Anschlagspläne in die Hände: Haag-Mayer-Papiere.
Darauf sind in codierter Form Buback, Ponto und Schleyer enthalten.
BKA und BfV können angeblich die Papiere nicht entschlüsseln, Boock sagt, Haag habe gesungen, sei V-Mann gewesen oder aber wurde es nach der Verhaftung.
Lassen wir die Lufthansa Landshut-Entführung (Vorwissen Mossad) weg, bleiben die Morde/Entführungen in D übrig.
LIHOP?
Ridder:
.
BUBACK:
Das ist eine Lüge. Gerade wegen der Haag Mayer-Papiere wusste man ganz genau, dass hohe Repräsentanten des Staates Zielperson sein würden?!
Darauf sind in codierter Form Buback, Ponto und Schleyer enthalten.
BKA und BfV können angeblich die Papiere nicht entschlüsseln, Boock sagt, Haag habe gesungen, sei V-Mann gewesen oder aber wurde es nach der Verhaftung.
Lassen wir die Lufthansa Landshut-Entführung (Vorwissen Mossad) weg, bleiben die Morde/Entführungen in D übrig.
LIHOP?
Ridder:
Die wichtigste Rolle hatten zweifellos die Legalen gespielt, die Mitte der 70er-Jahre im Stuttgarter Büro des
Rechtsanwalts Klaus Croissant tätig waren. Dort hatte sich
eine Info-Zentrale gebildet, die zwischen den Stammheimer
Gefangenen und den Illegalen vermittelte. Einer der Mitarbeiter dieses Büros, Volker Speitel, berichtete über diese
Phase, dass »über alle Sachen« mit denen »drinnen« diskutiert wurde. »Alle Kisten liefen über den Knast. Die Briefe
gingen meist mit Tesafim zugeklebt und auch sonst noch
gesichert von drinnen an das Büro.« Von dort wurden sie
zu den Illegalen gebracht. »Das nannten wir Postmachen.
[…] Wir gingen immer davon aus, observiert zu werden. Wir
benutzten keine Wagen des Büros, sondern nur öffentliche
Verkehrsmittel.«24
Die Struktur der RAF ließ keine »Hintermänner« zu. Es war
auch kein großer »Beschafferkreis am Werke«, wie Herold
vermutete, der die Illegalen bei der Besorgung des täglichen
Bedarfs unterstützen musste. Und die Übergänge zwischen
den RAF-Mitgliedern, ihren Unterstützern und Sympathisanten waren seit Mitte der 70er-Jahre nie fleßend. Wie strikt
die Abschottung zwischen den Illegalen und den Legalen
z. B. im Jahre 1976 war, ging unter anderem aus den sogenannten »Haag-Papieren« hervor. Diese konnten im November 1976 bei der Verhaftung des Rechtsanwaltes Siegfried Haag, der Andreas Baader und den im Hungerstreik
gestorbenen Holger Meins vertreten hatte und zeitweise
als »Kommandoführer der 2. RAF-Generation« agierte, sichergestellt werden. Mit einem nicht zu übersehenden kritischen Unterton war darin notiert: »Anton [ein Illegaler]
vögelt leg. Braut.«25 Diese – codierten – Papiere hätten den
Behörden eine große Chance eröffnen können, wenn es uns
gelungen wäre, die Dokumente zu entschlüsseln, denn es
waren darin die in der »Offensive 77« geplanten »Aktionen«
und die Tarnnamen der Illegalen genannt.
Rechtsanwalts Klaus Croissant tätig waren. Dort hatte sich
eine Info-Zentrale gebildet, die zwischen den Stammheimer
Gefangenen und den Illegalen vermittelte. Einer der Mitarbeiter dieses Büros, Volker Speitel, berichtete über diese
Phase, dass »über alle Sachen« mit denen »drinnen« diskutiert wurde. »Alle Kisten liefen über den Knast. Die Briefe
gingen meist mit Tesafim zugeklebt und auch sonst noch
gesichert von drinnen an das Büro.« Von dort wurden sie
zu den Illegalen gebracht. »Das nannten wir Postmachen.
[…] Wir gingen immer davon aus, observiert zu werden. Wir
benutzten keine Wagen des Büros, sondern nur öffentliche
Verkehrsmittel.«24
Die Struktur der RAF ließ keine »Hintermänner« zu. Es war
auch kein großer »Beschafferkreis am Werke«, wie Herold
vermutete, der die Illegalen bei der Besorgung des täglichen
Bedarfs unterstützen musste. Und die Übergänge zwischen
den RAF-Mitgliedern, ihren Unterstützern und Sympathisanten waren seit Mitte der 70er-Jahre nie fleßend. Wie strikt
die Abschottung zwischen den Illegalen und den Legalen
z. B. im Jahre 1976 war, ging unter anderem aus den sogenannten »Haag-Papieren« hervor. Diese konnten im November 1976 bei der Verhaftung des Rechtsanwaltes Siegfried Haag, der Andreas Baader und den im Hungerstreik
gestorbenen Holger Meins vertreten hatte und zeitweise
als »Kommandoführer der 2. RAF-Generation« agierte, sichergestellt werden. Mit einem nicht zu übersehenden kritischen Unterton war darin notiert: »Anton [ein Illegaler]
vögelt leg. Braut.«25 Diese – codierten – Papiere hätten den
Behörden eine große Chance eröffnen können, wenn es uns
gelungen wäre, die Dokumente zu entschlüsseln, denn es
waren darin die in der »Offensive 77« geplanten »Aktionen«
und die Tarnnamen der Illegalen genannt.
.
BUBACK:
Das Innenministerium war im Krisenstab durch Staatssekretär Fröhlich vertreten – als Zuständiger für den Bereich
ÖS (Öffentliche Sicherheit). Welche fachliche Kompetenz
sich im BMI entwickelt hatte, machte dreißig Jahre später
der langjährige Mitarbeiter im BMI und spätere Präsident
IX Eine Krise ohne die deutschen Geheimdienste 111
des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Eckart Werthebach, deutlich. Auf die Frage, wie er, der im Herbst 1977 im
Innenministerium Verantwortung getragen habe, die Entscheidungssituation erlebt habe, antwortet Werthebach:
»Die Ermordung des Generalbundesanwalts Buback am
Gründonnerstag 1977 traf die Spitze des Ministeriums, aber
auch der Sicherheitsbehörden – Bundeskriminalamt und
Bundesamt für Verfassungsschutz – unvorbereitet. Offenbar hatte niemand mit einem brutalen Anschlag auf solch
einen herausragenden Repräsentanten des Staates gerechnet. Damals haben die Bundesregierung und die Sicherheitsbehörden durchaus professionell reagiert. Krisenstäbe
und Koordinationsrunden wurden auf politischer und fachlicher Ebene eingerichtet. Ich persönlich fand es sehr bedrückend, dass es einer kleinen Zahl von Terroristen gelang,
die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zu nötigen.
ÖS (Öffentliche Sicherheit). Welche fachliche Kompetenz
sich im BMI entwickelt hatte, machte dreißig Jahre später
der langjährige Mitarbeiter im BMI und spätere Präsident
IX Eine Krise ohne die deutschen Geheimdienste 111
des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Eckart Werthebach, deutlich. Auf die Frage, wie er, der im Herbst 1977 im
Innenministerium Verantwortung getragen habe, die Entscheidungssituation erlebt habe, antwortet Werthebach:
»Die Ermordung des Generalbundesanwalts Buback am
Gründonnerstag 1977 traf die Spitze des Ministeriums, aber
auch der Sicherheitsbehörden – Bundeskriminalamt und
Bundesamt für Verfassungsschutz – unvorbereitet. Offenbar hatte niemand mit einem brutalen Anschlag auf solch
einen herausragenden Repräsentanten des Staates gerechnet. Damals haben die Bundesregierung und die Sicherheitsbehörden durchaus professionell reagiert. Krisenstäbe
und Koordinationsrunden wurden auf politischer und fachlicher Ebene eingerichtet. Ich persönlich fand es sehr bedrückend, dass es einer kleinen Zahl von Terroristen gelang,
die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zu nötigen.
Das ist eine Lüge. Gerade wegen der Haag Mayer-Papiere wusste man ganz genau, dass hohe Repräsentanten des Staates Zielperson sein würden?!