Post by vonstein on Mar 7, 2017 11:25:45 GMT 1
Politischer Waschzwang – Die "Junge Freiheit" und Björn Höcke
von Götz Kubitschek / 5 Kommentare
Es gibt Leute, die das Geschäft des Gegners betreiben, wenn sie sich auf der Zielgeraden wähnen. Dieter Stein ist so ein Fall.
Er leidet seit Jahren unter politischem Waschzwang und wird über seinem Wunsch, dem Establishment zu beweisen, daß er die Spielregeln begriffen habe, zum Denunzianten. Vielleicht gibt es in unserem Milieu (das trotz aller Hygienemaßnahmen noch immer von liberal-konservativ und libertär über identitär und neurechts hin zu nationalkonservativ und traditional reicht) keinen Mann, der zugleich so eifrig und nervtötend ist.
Was ist geschehen, was ist schon wieder los? Björn Höcke, für seine Dresdner Rede vielgescholten und zurechtgewiesen, hatte im Anschluß an seinen Auftritt noch ein Interview gegeben. Anton Troianovski vom Wall Street Journal stellte Fragen nach Höckes Geschichtsbild, nach seiner Bewertung der nationalsozialistischen Ära und nach seiner Kritik an der Geschichts- und Erinnerungspolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Troianovski hat seinen Artikel unter der Überschrift »The German Right Believes It’s Time to Discard the Country’s Historical Guilt« (Die deutsche Rechte meint, es sei an der Zeit, die historische Schuld des Landes abzustreifen) bereits am 2. März publiziert. Gestern nun brachte die Junge Freiheit unter der Schlagzeile »Höcke dementiert Äußerung zu Hitler« eine Meldung über Troianovskis Beitrag: Der Autor habe auf Nachfrage der JF bestätigt, daß Höcke folgendes zu Protokoll gegeben habe:
Das große Problem ist, daß man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, daß es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.
Es gebe, so Troianovski gegenüber der Jungen Freiheit, eine Tonbandaufnahme, die diese Aussage Höckes belege. Höcke, von der JF mit diesem Zitat konfrontiert, wies von sich, derlei je gesagt zu haben.
Mehr muß man eigentlich gar nicht zusammentragen, um den an Besessenheit grenzenden Hygienefimmel Steins deutlich zu machen. Er verantwortet die JF, und es gibt in seiner Zeitung wohl kaum einen Beitrag gegen Höcke, den er nicht höchstpersönlich in seiner Stoßrichtung ausgerichtet und plaziert hätte. Die Ingredienzien diesmal:
Es erscheint in einer englischsprachigen Zeitung ein Bericht über die geschichtspolitische Kritik der deutschen Rechten. Dieser Bericht wird von keinem deutschsprachigen Organ zum Thema gemacht.
Vier Tage später sind es Die Welt und die Junge Freiheit, die fast zeitgleich Beiträge zu Höckes Aussagen bringen.
In der Welt wird dabei Troianovskis Gesamtbeitrag kurz als das zusammengefaßt was er ist: Ein Überblick über das Geschichtsverständnis und alternative geschichtspolitische Weichenstellungen führender AfD-Politiker. Neben Höcke hat nämlich auch Frauke Petry auf Troianovskis Fragen geantwortet – die Welt hält fest, daß Petrys Äußerungen nicht weit von denen Höckes entfernt seien und daß diese Aussagen vom konservativen Teil des Wahlvolkes geteilt würden.
Die Junge Freiheit hingegen verschweigt Petrys Anteil an Troianovskis Artikel. Vielmehr macht die JF Höckes Äußerung über die Grauanteile jedwedes historischen Gegenstands zum einzigen und damit zentralen Inhalt des Berichts und ordnet ihn nicht relativierend, sondern suggestiv in den Zusammenhang der Dresdner Rede. Höcke wird so als Wiederholungstäter, der sich dann sogar seiner Worte nicht mehr erinnern will und mit dem Verweis auf ein Tonbandprotokoll der Lüge überführt werden könnte.
Damit ist Höckes Aussage samt Wahrnehmungslenkung in der bundesdeutschen Presselandschaft angekommen, und sollte eine neuerliche Lawine daraus werden, wird man sagen müssen: Es waren die eigenen Leute, die sie auslösten.
Diese Lawine scheint nun tatsächlich abzugehen: Bild hat den JF-Bericht samt Tonband-Argument aufgegriffen und fragt: "War es das für Höcke?"
So leid es mir tut: Der Begriff »Lückenpresse« muß diesmal und mit Berechtigung auf das Flaggschiff der rechten Milieupresse angewandt werden, und der ganze Vorgang reiht sich nahtlos in Steins Bemühen ein, die AfD als harmloses Korrektiv zum Bestehenden, als kritische Ergänzung der politisch-medialen Klasse zu entwickeln.
Dies ist der Grund für die eifrigen Parteitagsbesuche Steins: Als in Essen vor gut anderthalb Jahren Bernd Lucke gestürzt wurde und die AfD als Alternative erhalten blieb, soll Stein als ungebetener und gänzlich parteiischer Stimmungsmacher für Lucke so aufdringlich geworden sein, daß ihm von genervten Delegierten signalisiert wurde, dies stünde einem Journalisten schlecht zu Gesicht.
Und so ist es immer: Wenn eine grundsätzliche Entscheidung ansteht, glühen am Hohenzollerndamm die Drähte, wird sortiert, wird geputzt, kommt der politische Raumspray zum Einsatz.
Jedoch trägt dies alles nicht recht etwas aus: Mehrheiten herstellen, Stimmen einsammeln, personelle Signale setzen - das kann jeder Kreisvorsitzende besser, weil auf dieser Ebene das zugleich betont Neutrale und extrem Verschwitzte eines Chefredakteurs nicht kontraproduktiv zu wirken beginnt. Dissonantes Understatement, möchte man sagen, und man sagts und liegt nicht falsch.
Zurück zu Höcke und seinem aus dem Zusammenhang gerupften Satz über das Problem, das daraus entsteht, wenn man Hitler als das absolut Böse beschreibt:
Mehr ----> sezession.de/57019/
von Götz Kubitschek / 5 Kommentare
Es gibt Leute, die das Geschäft des Gegners betreiben, wenn sie sich auf der Zielgeraden wähnen. Dieter Stein ist so ein Fall.
Er leidet seit Jahren unter politischem Waschzwang und wird über seinem Wunsch, dem Establishment zu beweisen, daß er die Spielregeln begriffen habe, zum Denunzianten. Vielleicht gibt es in unserem Milieu (das trotz aller Hygienemaßnahmen noch immer von liberal-konservativ und libertär über identitär und neurechts hin zu nationalkonservativ und traditional reicht) keinen Mann, der zugleich so eifrig und nervtötend ist.
Was ist geschehen, was ist schon wieder los? Björn Höcke, für seine Dresdner Rede vielgescholten und zurechtgewiesen, hatte im Anschluß an seinen Auftritt noch ein Interview gegeben. Anton Troianovski vom Wall Street Journal stellte Fragen nach Höckes Geschichtsbild, nach seiner Bewertung der nationalsozialistischen Ära und nach seiner Kritik an der Geschichts- und Erinnerungspolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Troianovski hat seinen Artikel unter der Überschrift »The German Right Believes It’s Time to Discard the Country’s Historical Guilt« (Die deutsche Rechte meint, es sei an der Zeit, die historische Schuld des Landes abzustreifen) bereits am 2. März publiziert. Gestern nun brachte die Junge Freiheit unter der Schlagzeile »Höcke dementiert Äußerung zu Hitler« eine Meldung über Troianovskis Beitrag: Der Autor habe auf Nachfrage der JF bestätigt, daß Höcke folgendes zu Protokoll gegeben habe:
Das große Problem ist, daß man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, daß es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.
Es gebe, so Troianovski gegenüber der Jungen Freiheit, eine Tonbandaufnahme, die diese Aussage Höckes belege. Höcke, von der JF mit diesem Zitat konfrontiert, wies von sich, derlei je gesagt zu haben.
Mehr muß man eigentlich gar nicht zusammentragen, um den an Besessenheit grenzenden Hygienefimmel Steins deutlich zu machen. Er verantwortet die JF, und es gibt in seiner Zeitung wohl kaum einen Beitrag gegen Höcke, den er nicht höchstpersönlich in seiner Stoßrichtung ausgerichtet und plaziert hätte. Die Ingredienzien diesmal:
Es erscheint in einer englischsprachigen Zeitung ein Bericht über die geschichtspolitische Kritik der deutschen Rechten. Dieser Bericht wird von keinem deutschsprachigen Organ zum Thema gemacht.
Vier Tage später sind es Die Welt und die Junge Freiheit, die fast zeitgleich Beiträge zu Höckes Aussagen bringen.
In der Welt wird dabei Troianovskis Gesamtbeitrag kurz als das zusammengefaßt was er ist: Ein Überblick über das Geschichtsverständnis und alternative geschichtspolitische Weichenstellungen führender AfD-Politiker. Neben Höcke hat nämlich auch Frauke Petry auf Troianovskis Fragen geantwortet – die Welt hält fest, daß Petrys Äußerungen nicht weit von denen Höckes entfernt seien und daß diese Aussagen vom konservativen Teil des Wahlvolkes geteilt würden.
Die Junge Freiheit hingegen verschweigt Petrys Anteil an Troianovskis Artikel. Vielmehr macht die JF Höckes Äußerung über die Grauanteile jedwedes historischen Gegenstands zum einzigen und damit zentralen Inhalt des Berichts und ordnet ihn nicht relativierend, sondern suggestiv in den Zusammenhang der Dresdner Rede. Höcke wird so als Wiederholungstäter, der sich dann sogar seiner Worte nicht mehr erinnern will und mit dem Verweis auf ein Tonbandprotokoll der Lüge überführt werden könnte.
Damit ist Höckes Aussage samt Wahrnehmungslenkung in der bundesdeutschen Presselandschaft angekommen, und sollte eine neuerliche Lawine daraus werden, wird man sagen müssen: Es waren die eigenen Leute, die sie auslösten.
Diese Lawine scheint nun tatsächlich abzugehen: Bild hat den JF-Bericht samt Tonband-Argument aufgegriffen und fragt: "War es das für Höcke?"
So leid es mir tut: Der Begriff »Lückenpresse« muß diesmal und mit Berechtigung auf das Flaggschiff der rechten Milieupresse angewandt werden, und der ganze Vorgang reiht sich nahtlos in Steins Bemühen ein, die AfD als harmloses Korrektiv zum Bestehenden, als kritische Ergänzung der politisch-medialen Klasse zu entwickeln.
Dies ist der Grund für die eifrigen Parteitagsbesuche Steins: Als in Essen vor gut anderthalb Jahren Bernd Lucke gestürzt wurde und die AfD als Alternative erhalten blieb, soll Stein als ungebetener und gänzlich parteiischer Stimmungsmacher für Lucke so aufdringlich geworden sein, daß ihm von genervten Delegierten signalisiert wurde, dies stünde einem Journalisten schlecht zu Gesicht.
Und so ist es immer: Wenn eine grundsätzliche Entscheidung ansteht, glühen am Hohenzollerndamm die Drähte, wird sortiert, wird geputzt, kommt der politische Raumspray zum Einsatz.
Jedoch trägt dies alles nicht recht etwas aus: Mehrheiten herstellen, Stimmen einsammeln, personelle Signale setzen - das kann jeder Kreisvorsitzende besser, weil auf dieser Ebene das zugleich betont Neutrale und extrem Verschwitzte eines Chefredakteurs nicht kontraproduktiv zu wirken beginnt. Dissonantes Understatement, möchte man sagen, und man sagts und liegt nicht falsch.
Zurück zu Höcke und seinem aus dem Zusammenhang gerupften Satz über das Problem, das daraus entsteht, wenn man Hitler als das absolut Böse beschreibt:
Mehr ----> sezession.de/57019/